Ein Tablet im Kindergarten? Klar ist, dass das Tablet unter den modernen Medien der Allrounder ist. Die transportablen Mini-Computer verwenden Erwachsene nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Spielen. Das bleibt auch von den Kindern nicht unbemerkt. Sie wollen verstehen, was es mit dem Medium auf sich hat, das in vielen Familien von früh bis spät im Einsatz ist. Deshalb gilt es, bereits im Kindergarten die Basis der Medienkompetenz zu schaffen, die den Kindern später einen verantwortungsvollen Umgang mit Tablets und anderen Geräten ermöglicht.
Ob der Einsatz vom Tablet im Kindergarten in der Arbeit mit Kleinkindern gewinnbringend ist, wird in Deutschland seit längerer Zeit diskutiert. Die einen betonen das Gefährdungspotenzial für die Gesundheit und die Entwicklung. Die Befürworter hingegen stellen die Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung und das frühe Erlernen der Medienkompetenz in den Mittelpunkt. Auch bei den Eltern gehen die Meinungen bezüglich der Technik auseinander.
Das Tablet besticht in der Verwendung vor allem durch seine intuitive Bedienbarkeit. Das Navigieren auf dem Touchscreen scheint selbst für Kleinkinder kein Problem zu sein. Daher entfällt eine längere Einführung in die Bedienung, wie sie für die Nutzung eines Computers mit Maus, Tastatur und Co. nötig ist.
Zudem profitieren Erzieherinnen und Erzieher von den nahezu unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten eines Tablets. Durch die integrierte Kamera ist das Erstellen von Bildern und Videos ein sprichwörtliches Kinderspiel. Selbst Tonaufnahmen in guter Qualität nimmt man mit einem Tablet in Handumdrehen auf. Dank des Zugangs zum App-Store eröffnet sich außerdem eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten.
So hat der transportable Computer zahlreiche Funktionen als:
Für die Bildung der Kinder bedeutet dies vor allem eins: Spaß beim Lernen. Dieses Komplettpaket birgt auch gleich einen weiteren Vorteil. Anstelle vieler einzelner Anschaffungen muss nur ein einziges Gerät gekauft werden. Das erleichtert auch den Gebrauch im Alltag. Bilder müssen nicht erst von einer Digitalkamera oder dem Smartphone auf einen Computer gezogen werden, sondern lassen sich direkt auf dem Display des Tablets betrachten. Das vereinfacht den Umgang mit der Technik vor allem auch für die Kinder. Neben der Ersparnis hilft das Tablet dabei auch gleich noch mit, Platz zu sparen.
In Kombination mit einer qualitativen Hülle ist das Tablet ein robuster Begleiter, der viele Abenteuer in Kindertagesstätten standhält. Ohne einen entsprechenden Schutz kann das Display zerkratzen oder gar zerspringen. Das stellt nicht nur einen unnötigen Kostenfaktor dar, sondern ist vielmehr auch eine Verletzungsgefahr für die Kinder. Deshalb sollte das Tablet nur in Kombination mit einer kratz- und wasserfesten Hülle in Verwendung sein.
Das Verwenden von Tablets im pädagogischen Kontext beurteilen nicht alle positiv. Vor allem die ältere Generation von Erziehern stellt den Mehrwert der modernen Medien im Elternhaus und der Kita häufiger infrage. Auch einige Wissenschaftler raten zur Vorsicht beim Medienkonsum. Erzieher, die sich bereits kritisch mit dem Thema auseinandergesetzt haben, sollten ihr erworbenes Wissen auch an die Eltern weitergeben. Denn auch in den Familien herrscht häufig Unsicherheit im Bezug auf die Tabletnutzung.
Kritiker merken vor allem an, dass die Technik den Kindern möglicherweise das Erleben physischer Erfahrungen nimmt. Anstelle im Wald zu spielen, schauen sich die Kinder Tiere und Pflanzen auf dem Bilderschirm an. Deshalb ist es in der Verantwortung der pädagogischen Fachkräfte, darauf zu achten, dass Tablets höchstens in Ergänzung zu real gesammelten Erlebnissen ihren Einsatz finden.
Für die Praxis bedeutet das: Man kann das Tablet nutzen, um vor einen Waldspaziergang Wissen zu vermitteln oder Aufgaben mitzuteilen. Dennoch sollte es einen Ausflug in die reale Welt niemals ersetzen. Tablets sollten zudem nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Kinder durch das Verwenden der Technik einen Mehrwert erhalten.
Zudem sehen einige ein Tablet als Gefahrenquelle, da es über einen Zugang zum Internet und zu den teilweise kostenpflichtigen Inhalten des App-Stores verfügt. Vor allem In-App Käufe verleiten die Kinder häufig dazu, unbeabsichtigt viel Geld auszugeben. Diese Problematik lässt sich durch den gezielten Einsatz von Kindersicherungen allerdings umgehen. Zudem sollte Kindern im Kindergartenalter die Nutzung eines Tablets sowieso nicht allein gestattet sein. Nur in Zusammenarbeit mit den Erziehern können die Kinder das Medium gewinnbringend nutzen.
Zudem merken kritische Stimmen an, dass das Verwenden eines Tablets Kinder isoliert und in ihrer Kreativität einschränkt. Doch auch hier ist eher der Nutzenfaktor ausschlaggebend und weniger die Geräte an sich. Um sozialer Isolation vorzubeugen, sollte die Regel eingeführt werden, dass Tablets nur zu zweit oder in Kleingruppen benutzt werden dürfen. Somit regt man die Kinder dazu an, über das digitale Projekt in der Gruppe zu sprechen. Ob die Kreativität durch die Tabletnutzung eine Förderung erfährt oder nicht, hängt stark von den verwendeten Apps ab. Hier setzt die Medienpädagogik an, um den Einsatz von Apps sinnvoll zu gestalten.
Zu guter Letzt ergibt es durchaus auch Sinn, den gesundheitlichen Risiken Beachtung zu schenken. Kurzsichtigkeit verbreitet sich unter Kindern zunehmend. Diese Entwicklung hat nicht nur genetische Gründe, sondern ist durchaus auch auf die Umwelt der Kinder zurückzuführen. Tablets und Smartphones stehen im Verdacht, die Kurzsichtigkeit zu fördern. Insbesondere wenn die Kinder die Geräte zu nah vor die Augen halten, besteht ein gesundheitliches Risiko.
Deshalb liegt es in der Verantwortung der Erzieherinnen und Erzieher, auf die Einhaltung eines Mindestabstands zwischen Auge und Tablet zu achten. Dieser beträgt mindestens 30 cm, idealerweise aber bis zu 50 cm. Limitiert man die Nutzungsdauer pro Tag auf höchstens 30 Minuten, minimiert man das Risiko für die Gesundheit zusätzlich.
Zudem sollten Kinder, die jünger als drei Jahre alt sind, keinen Zugang zur Technik erhalten. Es ist sinnvoll, in der Kita auf die Einhaltung dieser Richtwerte zu achten. Zudem lässt sich auch das Gestalten eines Elternabends in Betracht ziehen. So können die Erzieher ihr Wissen an die Eltern weitergeben, um eine optimale Entwicklung der Kinder sicherzustellen.
Um die Tablets sicher für die Medienarbeit nutzbar zu machen, ist es sinnvoll, diese mit einer Kindersicherung zu versehen. Neuere Modelle besitzen hierfür eine Vielzahl an vorgefertigten Einstellungen. Um den Zugang zum Internet zu blockieren, genügt es zum Beispiel schon, die Geräte in den Flugzeugmodus zu schalten. Zudem haben Fachkräfte im Kindergarten die Option, die Bildschirmzeit zu limitieren. Nach Ablauf der Zeit schaltet sich das Tablet automatisch aus. Auf Wunsch lässt sich auch der Zugriff auf bestimmte Apps und Funktionen sperren.
Die neueren Tablets beispielsweise von Samsung verfügen bereits über einen integrierten Kindermodus. Ein zusätzliches Installieren eines Kinderschutzprogrammes ist daher nicht nötig. Der Modus lässt sich durch einen PIN sichern, sodass die Kinder die Beschränkungen nicht selbst ausschalten. Die verfügbaren Inhalte und die Nutzungsdauer sind bei diesen Tablets ganz einfach festzulegen.
Für ältere Modelle bietet sich das separate Herunterladen einer Kindersicherungs-App an. Auch Erzieher, die alle Sicherheitseinstellungen gerne auf einen Blick verwalten, sollten über eine solche App nachdenken. Die Auswahl an Anwendungen, die sich auf den Sicherheitsbereich für Kinder spezialisiert haben, ist riesig. Jede Kita findet hier eine App, die den eigenen Ansprüchen genügt. Experten empfehlen einen Download der App „Kids Place“. Nach der Installation der mobilen Anwendung lassen sich Inhalte beschränken, Nutzungszeiten festlegen und ausgewählte Funktionen deaktivieren. Achten Erzieherinnen und Erzieher auf die sorgfältige Sicherung des Tablets, wird dieses zu einem sicheren Lernbegleiter für die Kinder.
Entscheidet sich eine Kita im Rahmen der Medienerziehung dazu, Tablets zum Einsatz zu bringen, eröffnet sich ein weites Feld an Einsatzmöglichkeiten. Die Arbeit an den tragbaren Computern ist vor allem für Vorschulkinder sinnvoll. Diese lernen mit den Geräten nützliche Medienkompetenzen, die ihnen später in der Schule weiterhelfen.
Erzieher sollten den Lernprozess der Gruppe dabei stets begleiten und die Kreativität der Kinder fördern. Die Unterstützung durch Erzieher kann zum Erfolg des Medieneinsatzes führen. Selbstverständlich sollte dies immer im Einverständnis der Eltern geschehen. Informieren Sie die Familie der Kinder vor dem Einsatz der Tablets über den Mehrwert der Medienpädagogik in Kitas.
Sind pädagogische Fachkräfte auf der Suche nach passenden Apps, sollten sie die kindgerechte Handhabung der Anwendungen im Blick behalten. Generell ist es sinnvoll, sich bereits vor dem Download einer Applikation Gedanken über den Einsatz in der Kita zu machen. Wie lassen sich pädagogisch wertvolle Apps zielführend einsetzen?
Ein Klassiker sind Mal-Apps, darunter zum Beispiel „Tux Paint“. Solche mobilen Anwendungen ermöglichen Kindern das freie Entfalten ihrer Kreativität. Durch die Touch-Bedienung erstellen die Kinder mit ihren Fingern einzigartige Kunstwerke. Linien lassen sich frei zeichnen, aber auch das Einfügen vorgefertigter Formen ist bei vielen Programmen möglich.
Welche Aufgabe man den Jungen und Mädchen stellt, ist der Kreativität der pädagogischen Fachkraft überlassen. Alle Malspiele, die auch mit Stift und Papier möglich sind, lassen sich umsetzen. Dies reicht von Klassikern wie das Knobelspiel „Das ist das Haus vom Nikolaus“ bis hin zu individuellen Malaufgaben.
Diese beziehen sich beispielsweise auf vorangegangene Lerneinheiten, die Erzieher zuvor in der Kita behandelt haben. Hat man mit den Gruppen der Einrichtung beispielsweise das Verhalten im Straßenverkehr besprochen, kann man die Kinder dazu auffordern, eine Ampel am Tablet zu gestalten. Die Werke lassen sich im Anschluss mithilfe eines Druckers ausdrucken. Ganz nebenbei lernen die Kinder bei diesen kreativen Aufgaben den richtigen Umgang mit einem Tablet.
Durch die App „Knietzsches Geschichtenwerkstatt“ erhalten Kinder die Möglichkeit, eigene Bildgeschichten zu entwerfen. Die Bedingung der Anwendung funktioniert dabei auch ohne Lesekenntnisse. Dennoch sollten die Erzieher den Gestaltungsprozess begleiten, um Unsicherheiten bei der Arbeit mit dem Tablet zu beseitigen. Neben verschiedenen Figuren und Objekten lassen sich auch die Hintergründe frei gestalten.
Somit ist diese App in Kitas ein sinnvolles Werkzeug, um die Kreativität der Kinder zu fördern. Haben Sie zuvor beispielsweise die Bedeutung von Freundschaften besprochen, lässt sich dies auch als Leitthema für die Bildgeschichten festlegen. Zudem ist das Erstellen der Geschichten ein sinnvoller Anlass, um über Bücher und Autoren im Allgemeinen zu sprechen und den Grundstein für die literarische Bildung zu legen.
Die Kinder erschaffen mithilfe der App ihr eigenes Projekt. Dieses können sie im Anschluss den Rest der Gruppe präsentieren. Somit regt der Umgang mit dem Tablet auch den sprachlichen Bildungsbereich und die Entwicklungsziele der Sprachförderung an – und das, obwohl die Kinder das Gefühl haben zu spielen.
Weitreichende Möglichkeiten für die Medienbildung in der Kita eröffnet die App „Tierstimmen!“. In dieser findet sich eine Vielzahl von Tierstimmen zusammen mit den passenden Tierbildern. Es bietet sich an, anhand der App gemeinsam mit den Kindern zu besprechen, welche Laute von welchem Tier kommen.
Später dürfen die Kinder der Einrichtung selbst aktiv werden. Fordern Sie die Jungen und Mädchen auf, die Tiergeräusche selbst nachzuahmen. Mithilfe einer Aufnahme-App ist es außerdem möglich, die nachgemachten Tierstimmen aufzunehmen. Die Erzieherin oder der Erzieher sollte sich von den Kindern verraten lassen, welche Tiere sie ausgewählt haben. So ist später eine eindeutige Zuordnung möglich.
Teilen Sie die Kinder anschließend in zwei Gruppen auf. Nun spielen Sie die Aufnahmen mit dem Tablet ab. Welches Team schafft es zuerst, zu erraten, welches Tier gemeint ist? Legen Sie die Regel fest, dass die Kinder, die das Geräusch vorgemacht haben, die eigene Aufnahme nicht erraten dürfen. Errät keiner der beiden Gruppen, um welches Tier es sich handelt, können Sie mit Tipps arbeiten. Verraten Sie zum Beispiel, in welchem Lebensraum das Lebewesen zu finden ist. Der Einsatz des Tablets ist in diesem Fall eine sinnvolle Ergänzung zum Lernen der Tierstimmen und somit ein gutes Beispiel für die praktische Umsetzung im Alltag der Medienpädagogik.
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)