Kinder spielen für ihr Leben gern. Sie nutzen ihre Fantasie ganz unbewusst und kommen so auf die kreativsten Ideen. Dabei ist die Kita für die Mädchen und Jungen meist der erste Ort, an dem sie regelmäßig zusammen mit anderen, fremden Kindern spielen und lernen. Dort eignen sie sich soziale und emotionale Kompetenzen an, die für den Umgang mit anderen und ihr weiteres Leben unabkömmlich sind. Erzieherinnen und Erzieher unterstützen die Kinder auf ihrem Lernweg und übernehmen dabei eine wichtige Vorbildfunktion.
Die Mädchen und Jungen lernen bereits im Kindergarten erste mathematische Ansätze kennen. Auch Sprache spielt eine wichtige Rolle. Während das Erkennen von Zahlen und Buchstaben als wichtige Kompetenz erkannt wird, fallen andere Fähigkeiten häufig weniger auf. Das heißt aber nicht, dass sie weniger wichtig sind. Soziale Kompetenzen bereiten anderen Fertigkeiten den Weg.
Nur wer mit anderen Menschen interagieren und zusammenarbeiten kann, kann sich auch erfolgreich weiterbilden und in die Gesellschaft einbringen.
Zu den Aufgaben pädagogischer Fachkräfte gehört aus diesem Grund auch die Vermittlung von Sozialkompetenzen. Während der Begriff schon für viele Erwachsene abstrakt ist, brauchen Kinder in jedem Fall eine verständliche Umschreibung für den Ausdruck. Die Bezeichnung beschreibt einige Fähigkeiten, die insgesamt zu sozial kompetenten Verhalten führen. Dazu gehören unter anderem:
Der Umgang mit Gleichaltrigen und Erwachsenen erfordert Übung. Gerade in der Anfangszeit ist nicht gleich zu erkennen, ob sich ein Kind die sozialen Fähigkeiten bereits angeeignet hat. Häufig möchten die Mädchen und Jungen zunächst beobachten, was die anderen Kinder machen und wie sie sich verhalten. Nach einer gewissen Zeit trauen sich die Mädchen und Jungen dann auch ins Geschehen.
Die Sozialkompetenzen der Kinder hängen nicht nur mit ihren bisherigen Erfahrungen zusammen. Auch ihre Persönlichkeit spielt eine entscheidende Rolle. Ist das Kind introvertiert oder richtet es sich stark nach außen? Ist es verträglich oder tut es sich schwer, sich in eine Gruppe zu integrieren? Diese Faktoren beeinflussen, wie ausgeprägt die sozialen Kompetenzen der Mädchen und Jungen sind. Sie steuern auch den Lernprozess: Die jeweiligen Persönlichkeitseigenschaften eines Kindes entscheiden, ob es soziale Fertigkeiten schnell erlernt oder dabei mehr Zeit benötigt.
Damit sich die Mädchen und Jungen in ihrer Kindergartenzeit und anschließend in der Schule zurechtfinden, müssen sie sozial interagieren können. Sie sollten zum Beispiel mit ihren Mitschülern und den Kindern aus ihrer Kitagruppe Gespräche führen können. Nicht nur die verbale Kommunikation ist für das soziale Miteinander notwendig. Auch nonverbale Verhaltensweisen zeugen von sozialer Kompetenz. Aus diesem Grund sollten Sie den Mädchen und Jungen verdeutlichen, wie ihr Verhalten auf andere Menschen wirkt.
Solche Fragen stellen sich Kinder nicht aktiv. Ihre Unsicherheiten machen sich meist durch auffälliges Verhalten bemerkbar. Pädagogische Fachkräfte können die Sozialkompetenzen der Mädchen und Jungen fördern. Wichtig ist es unter anderem, ihre Selbstwertgefühl und die Identität zu stärken.
Der richtige Umgang mit anderen Kindern und Erwachsenen lässt sich auf verschiedene Art und Weise üben und umsetzen. Natürlich ist es nicht möglich, “richtiges” Verhalten einzustudieren. Pädagogische Fachkräfte können den Kindern aber Tipps und Tricks mit auf den Weg geben, wie sie bestimmte Situationen meistern können.
Das Spielen, Basteln und die gemeinsamen Mahlzeiten in der Gruppe bieten bereits eine gute Möglichkeit, die sozialen Fähigkeiten der Kinder zu fördern.
Neben den alltäglichen Interaktionen können Sie die sozialen Kompetenzen der Mädchen und Jungen auch durch zielgerichtete Übungen trainieren:
An Schau- oder Rollenspielen können die Kinder sehen, wie soziale Interaktionen funktionieren. Dabei müssen sie selbst noch nicht unbedingt aktiv werden, sondern können die einzelnen Szenen unter Umständen zunächst beobachten. Die Darstellung von verschiedenen sozialen Situationen wie beispielsweise einem Konflikt zeigt den Kindern eindrucksvoll, wie sich Interaktionen entwickeln können.
Wird in einem Rollenspiel zum Beispiel gezeigt, wie sich ein Streit hochschaukeln kann, wenn Beleidigungen ausgesprochen und Personen verbal verletzt werden, können die Kinder das auf ihr eigenes Benehmen übertragen. Sie merken, dass einige Wörter anderen wehtun können. So entwickeln die Mädchen und Jungen ein Verständnis für den richtigen Umgang mit anderen Menschen.
Auch Gruppenprojekte tragen dazu bei, dass Kinder sich kompetent verhalten und in einer Gemeinschaft zurechtkommen können. Ebenso wie Gespräche in der Gruppe führen sie dazu, dass die Mädchen und Jungen sich öffnen und auf andere Kinder zugehen. Dabei sind besonders Themen wie Emotionen oder individuelle Bedürfnisse wichtig: Die Kinder merken, dass ihre Gedanken und Wünsche Bedeutung haben und von anderen beachtet werden.
Um als Erzieherin oder Erzieher angemessen zu unterstützen, hilft es, sich in die Lage der Mädchen und Jungen zu versetzen. Auf diese Weise fällt es leichter, empathisch auf die Kinder zu reagieren. Die Erwachsenen sollten sich außerdem darüber bewusst sein, dass sie eine Vorbildfunktion erfüllen: Ihr Handeln und Ihre Reaktionen werden von den Mädchen und Jungen nachgemacht. Dieses Prinzip wird auch Lernen am Modell genannt. Die Kinder beobachten ihr Verhalten, merken es sich und wenden es an, wenn sie sich davon den gewünschten Erfolg erwarten.
Für die Förderung sozialer Kompetenzen bedeutet das konkret: Ihr Verhalten ist eine Art Maßstab für die Kinder. Wie redet die Erzieherin mit meinen Freunden? Wie reagiert mein Betreuer auf weinende Kinder oder auf Konflikte in unserer Gruppe? Die Kinder beobachten ganz genau, wie Sie sich verhalten. So wie die Eltern sind auch Sie als Fachkräfte in der Kita Bezugspersonen für die Mädchen und Jungen.
Deshalb spielt auch Empathie eine große Rolle. Wenn sich die Bezugspersonen der Kinder gut in ihre Situationen hineinversetzen können, reagieren sie ganz automatisch angemessen. Sie erkennen die Gefühle und Bedürfnisse der Kinder, indem sie sich überlegen, was für die Mädchen und Jungen in der jeweiligen Situation von Bedeutung ist. Vielleicht möchte das Kind neue Freundschaften schließen und tut sich schwer, auf andere zuzugehen. Die Bedürfnisse der Mädchen und Jungen können ganz unterschiedlich aussehen.
In jedem Fall müssen Erzieherinnen und Erzieher vor den Kindern sicher auftreten. Sie sind dafür verantwortlich, dass Regeln im Umgang miteinander eingehalten werden. Verletzendes Verhalten darf in der Gemeinschaft der Kita nicht toleriert werden. So wissen die Kinder genau, wo die Grenzen liegen. Einige Probleme lassen sich durch klare Regeln einfach vermeiden.
Die Sozialkompetenzen der Mädchen und Jungen werden in der Kita ganz automatisch durch den Kontakt zu anderen Kindern gefördert. Durch zielgerichtete Übungen können die Fertigkeiten der Mädchen und Jungen zusätzlich trainiert werden. Während vor allem die Eltern als Bezugspersonen eine wichtige Rolle spielen, sind auch die Erzieher in der Gruppe Schlüsselfiguren für die Kinder. Diese Beziehungen bieten den Mädchen und Jungen Unterstützung, da sie für sie da sind und ihnen Rückhalt geben.
Auf diese Weise tragen die Erwachsenen zur sozialen Entwicklung der Mädchen und Jungen bei und bedienen so einen Teil des Bildungsbereichs sowie des Entwicklungsziels bei Kindern. Sie dienen als Vorbild und sorgen dafür, dass Regeln in der Gemeinschaft eingehalten werden. Entscheidend sind aber auch Beziehungen zu Gleichaltrigen. Schließlich schließen die Kinder Freundschaften unter ihresgleichen und nicht mit Erwachsenen. Diese Freundschaften sind für ihre Entwicklung wichtig: Wie denken andere Kinder in meinem Alter? Machen sie das Gleiche durch wie ich? Das Alter verbindet die Kinder. Sie teilen nicht nur ähnliche Interessen, sondern befinden sich auch in ähnlichen Situationen. Womöglich steht ihnen der Schuleintritt bevor oder sie begeistern sich für den gleichen Kinderfilm.
Durch geteilte Interessen entsteht zwischen den Kindern eine emotionale Bindung. Sie interagieren miteinander und lernen so, sich für jemand anderen und dessen Leben zu interessieren. Diese Fähigkeit ist für die meisten Bereiche im Leben relevant. So entwickeln die Kinder die Kompetenz, Empathie zu zeigen und die Emotionen anderer wahrzunehmen. Neben Freude erleben die Mädchen und Jungen auch Enttäuschung und Wut gemeinsam. Mit der Unterstützung von Betreuern lernen die Kinder außerdem angemessen mit Problemen umzugehen.
Ziel ist es, die Kinder zu sozial kompetenten Menschen zu erziehen und ihre Entwicklung positiv zu prägen. Die Mädchen und Jungen sollen am Ende ihrer Kindergartenzeit zum Beispiel wissen, dass man auf andere Rücksicht nimmt. Gleichzeitig sollte ihnen auch bewusst sein, dass sie das Recht haben, ihre Meinung zu äußern und ihre eigene Position zu vertreten. Ihr Selbstbewusstsein stellt die Basis für ihre Sozialkompetenzen dar.
Um dieses Selbstbewusstsein zu festigen, muss den Kindern bewusst sein, dass sie ihre Gefühle und Gedanken äußern dürfen. Ihre Empfindungen spielen eine Rolle. Machen Sie den Mädchen und Jungen zum Beispiel in Gesprächen im Morgenkreis klar, dass jeder Mensch eine eigene Meinung hat und diese auch haben darf. Jeder ist anders. Oft trauen sich die Kinder nur in ihrer Familie, ihre eigene Position zu vertreten.
Als Erzieherin bzw. Erzieher können Sie verdeutlichen, dass die Mädchen und Jungen auch außerhalb der Familie – in der Gemeinschaft im Kindergarten – aus sich herauskommen und sie selbst sein können. Die Persönlichkeit der Mädchen und Jungen entwickelt sich schon in den ersten Jahren. Die Kinder sollten diese zeigen können und dürfen, während sie sich gleichzeitig an die Regeln sozialen Verhaltens halten.
Da Kinder vor allem durch Spiele lernen, sollte auch das soziale Kompetenztraining im Kindergarten spielerisch verlaufen. Es ist beispielsweise möglich, ein Gesellschaftsspiel so umzubauen, dass es zur sozialen Entwicklung der Kinder beiträgt. Spielen Sie zum Beispiel ein Memory mit Gefühlen beziehungsweise der Darstellung von Gefühlen. Den Kindern bereitet die Abwechslung Freude und sie trainieren gleichzeitig ihr Verständnis für unterschiedliche Emotionen. Nebenher können Sie dann auch erklären, wie man auf eine Person zugeht, die gerade ein bestimmtes Gefühl empfindet. Wie gehe ich mit jemandem um, der gerade traurig, wütend, enttäuscht oder ängstlich ist?
Auf diese Weise sammeln die Kinder positive Erfahrungen. Sie lernen, dass nichts Schlimmes dabei ist, Gefühle zu äußern. Durch das Spiel erfahren sie außerdem, wie sie sich in den entsprechenden Situationen angemessen verhalten können. So erfolgt die Vermittlung von Kompetenzen und damit die Stärkung des Selbstbewusstseins durch Spiele – eine sinnvolle Strategie für die Arbeit in der Kita.
Nicht nur durch Spiele, sondern auch durch einfaches Üben kann die Interaktionsfähigkeit der Kinder trainiert werden. Gerade in jungen Jahren können Kinder mit theoretischem Wissen wenig anfangen. Möchten Sie den Mädchen und Jungen etwas beibringen, gelingt das am besten durch praktisches Training. Wenn es also um die Stärkung ihrer Kontaktaufnahme- und Kommunikationsfähigkeit geht, sollten Sie dies aktiv mit den Kindern üben.
Natürlich gilt auch hier, dass die Mädchen und Jungen am Modell und aus Geschichten lernen können. Noch besser prägt sich das Wissen jedoch ein, wenn sie es gleich anwenden. Wie spreche ich ein anderes Kind an? Sie können ganz alltägliche und einfache Unterhaltungen in der Kindergruppe üben. Machen sie den Kindern vor, wie eine solche Konversation beginnen kann. Anschließend machen es die Kinder sofort nach.
Das hat nicht nur den Vorteil, dass die Mädchen und Jungen sich unter den bekannten Gesichtern mehr trauen. Sie können sich in diesem geschützten Rahmen auch ausprobieren. Wichtig ist, dass Sie einen respektvollen Umgang in der Kindergartengruppe durchsetzen. Keiner darf ausgelacht werden. Solche Übungen helfen außerdem, schwierige Situationen und Probleme der Kinder untereinander zu lösen. Zeigen Sie den Mädchen und Jungen durch Übungen und auch mit Rollenspielen, was in der Kommunikation alles schieflaufen kann. Natürlich sollten Sie auch zeigen, wie unterschiedlichste Konfliktsituationen gemeinsam gelöst werden können.
Durch Rollenspiele lässt sich auch verdeutlichen, wie sich Ausgrenzungen für Betroffene anfühlen. Durch das Training erreichen Sie einen stärkeren Zusammenhalt. Die Kinder lernen, sich sozial(er) zu verhalten und Probleme im Miteinander zu erkennen. Die Mädchen und Jungen sollten außerdem wissen, bei wem sie bei Problemen Hilfe erhalten. In einigen Fällen sind die Kinder noch zu klein, um eine passende Lösung für einen Konflikt zu finden. Dann sollten sie wissen, dass es jemanden gibt, der ihnen dabei hilft, die Situation zu lösen.
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)