„Einer für alle – alle für einen“ oder „Gemeinsam sind wir stark“: Diese Leitsätze fassen in wenigen Worten den Kern einer guten Zusammenarbeit zusammen. Nämlich die erfolgreiche Erfüllung einer gemeinsamen Aufgabe durch eine zielorientierte Zusammenarbeit. Doch das zu erreichen, ist manchmal leichter gesagt, als getan. Denn eine Gruppe aus pädagogischen Fachkräften macht noch lange kein gutes Team aus: So gilt es, wesentliche Aspekte für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der Kita zu beachten.
Um einen guten Personalschlüssel bzw. Betreuungsschlüssel zu erreichen, steht in fast allen Gruppen in Kitas ein Team hinter der Betreuung der Kinder. Das ist auch wichtig: Denn niemand alleine kann sich in einer angemessenen Weise um das Wohlbefinden vieler Kinder kümmern. Das wissen natürlich auch die Eltern, die sich bei der Wahl einer Kita darauf verlassen, dass ihr Kind in guten Händen eines Teams aus pädagogischen Fachkräften aufgehoben ist.
Doch was bedeutet Team im Kita-Kontext überhaupt? Denn eine Gruppe von Erzieherinnen und Erziehern macht noch lange kein funktionierendes Team aus. Laut Definition ist ein Team eine Gruppe von Menschen, die gemeinsam eine Aufgabe bewältigen. Damit das Team aus pädagogischen Fachkräften diese Aufgabe – also in erster Linie die Betreuung der Kinder – auch adäquat bewältigen kann, sind vor allem eine gute Kommunikation und eine fruchtbare Zusammenarbeit untereinander vonnöten.
Eine gute Teamarbeit in der Kita impliziert immer eine zielorientierte und kooperative Zusammenarbeit. Doch welche Rahmenbedingungen müssen dafür erst einmal geschaffen werden? Mit anderen Worten gefragt: Wie kann eine konstruktive Zusammenarbeit im Team überhaupt funktionieren? Aspekte, die das Team der Kita – und damit auch die Qualität der Kinderbetreuung – beeinflussen, sind:
Die Teamgröße ist eine essenzielle Variable, welche sich auf die Zusammenarbeit im Team der Kita auswirkt. So gibt es zahlreiche Studien, die die perfekte Teamgröße erforschen. In diesen stellen die beteiligten Forscher fest, dass Teams ab einer Anzahl von 20 Menschen nur noch sehr schwierig zusammenarbeiten können.
Der Grund: Die Entscheidungsfindung ist in einer so großen Gruppe fast unmöglich – zu unterschiedlich sind in vielen Fällen die Positionen der Teammitglieder. Und zu schwierig ist die adäquate Kommunikation untereinander. In den allermeisten Kindertagesstätten unterschreitet die Teamgröße diese Zahl.
Doch schon ab einer Größe von vier Personen wird die Kommunikation untereinander herausfordernder. Der Kommunikationsaufwand steigt. Schlicht und ergreifend, weil mehrere Personen zwischengeschaltet sind und mehrere Positionen berücksichtigt werden müssen.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Geht es um die Vorbereitungsplanung in der Kita, tut sich ein Zweierteam deutlich leichter in der Abstimmung. Es müssen nur zwei Standpunkte auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Sind hingegen vier Personen an der Wochenplanung beteiligt und haben abweichende Meinungen, gilt es, einen Kompromiss zwischen vier Fachkräften zu finden. Je mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Abstimmungen beteiligt sind, desto schwieriger wird es, eine Einigung zu erzielen.
Der Best Case ist es, wenn sich die Fähigkeiten der Kolleginnen und Kollegen im Team ergänzen. Denn dann entstehen Synergieeffekte, die für die Arbeit in der Kita förderlich sind. Das bedeutet, dass gerade die Diversität der Kollegen eine wichtige Einflussgröße für eine sinnvolle Zusammenarbeit im Team ist. Hätten alle Erzieherinnen und Erzieher die gleichen Kompetenzen und Stärken, entstünde weder eine Aufgabenteilung noch eine Weiterentwicklung des Teams.
Auch hier ein Beispiel aus dem Alltag: Eine Kollegin bringt wertvolles Wissen aus dem Sportpädagogikbereich mit, weil sie auch privat als Kindertrainerin engagiert ist. Ihre Kompetenzen lassen sich sehr gut für die Turnstunden nutzen. Ein Kollege ist mit einem behinderten Geschwisterkind aufgewachsen? Womöglich möchte er sich verstärkt um die Inklusion in der Kita kümmern?
Der Kern von Diversität im Team: Wenn jeder einen anderen Blickwinkel sowie andere pädagogische und persönliche Kompetenzen aufweist, können Herausforderungen und Probleme im Team besser gelöst werden. Wichtig ist dabei, dass eine gemeinsame Vertrauensbasis herrscht – Missgunst und Neid sind hingegen Gift einer jeden kooperativen Zusammenarbeit.
Ob kirchlich geprägt, Montessori, Waldorf oder mit Fokus auf Inklusion: Die Arbeit mit den Kindern kann je nach pädagogischem Ansatz ganz unterschiedlich gestaltet werden. Deswegen ist es insbesondere für Erzieherinnen und Erzieher elementar, dass sie sich mit den Zielen und Ansätzen der Einrichtung identifizieren. Die Identifikation mit Werten und Zielen muss nicht ad hoc entstehen: So können die Teammitglieder auch zusammen pädagogische Ansätze entwickeln. Das hat zudem den Vorteil, dass ein Wir-Gefühl entsteht.
Dieser Teamspirit ist für eine gute Zusammenarbeit essenziell. Denn nur, wenn ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit entsteht, können gemeinsame Ziele auch erreicht werden. Das heißt, dass die Verbindung zwischen Vertrauen und gemeinsamen Werten sowie Zielen keine Einbahnstraße ist: Sie bedingen sich wechselseitig und tragen nur zusammen zu einer Arbeit auf einer guten und konstruktiven Basis bei. Gerade im Kindergarten, in der sich die Zusammenarbeit auch direkt auf die Qualität der Betreuung auswirkt, ist eine fruchtbare Teamarbeit in der Kita wichtig.
Entsteht ein Team an Erzieherinnen und Erziehern von Grund auf neu, ist es einfacher, eine Teamkultur zu entwickeln. Das liegt daran, dass sich alle Teammitglieder komplett unvoreingenommen auf die neue Situation einlassen. Die fehlenden Erfahrungen im Umgang miteinander, verbunden mit einer fehlenden Rollenzuteilung im Kollegium, führen dazu, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch trauen, einen Beitrag zur Teamkultur zu leisten.
Dieser kann ganz unterschiedlich aussehen: Vielleicht backt die eine Kollegin gerne und bringt zu Teambesprechungen einen Kuchen mit. Womöglich hat der andere Kollege Erfahrung mit Medienerziehung im Kindergarten und gibt einen Workshop. Wenn niemand die oder der „Neue“ ist, traut sich das gesamte Team mehr. Das bringt frischen Wind in die Einrichtung.
Dennoch kommt es nur selten vor, dass ein Kita-Team ganz neu zusammengestellt wird. Fast immer besteht ein Grundstock an pädagogischen Fachkräften, der durch neue Teammitglieder ergänzt wird. In einem solchen Fall muss sich das gesamte Kollegium erst einmal an die neue Situation gewöhnen. Damit sich das Team und die gemeinsame Arbeit gut entwickeln, ist es ratsam, einige grundlegende Tipps zu beachten:
Hier ist vor allem die Teamleitung gefragt. Denn in einem Team trifft man Entscheidungen stets gemeinsam. Jedoch ist das nicht immer möglich: Zuweilen gibt es Situationen, in denen nur die Vorgesetzte oder der Vorgesetzte entsprechend entscheiden kann – ohne mit den Kolleginnen und Kollegen zuerst in den Austausch zu gehen. Das ist zum Beispiel bei Personalentscheidungen der Fall. Hier hat in der Regel die Leitung die Entscheidungskompetenz.
Daher ist es essenziell, dass die Führungskraft in der Teamführung einer Kita auch immer kommuniziert, wann und wieso sie Entscheidungen alleine getroffen hat – sonst wird diese Verhaltensweise im schlimmsten Fall als bevormundend oder respektlos empfunden. Gibt es aber eine ehrliche Kommunikation im Team Kita, leidet auch die Zusammenarbeit zwischen dem Vorgesetzten und den Mitarbeitern nicht. Gerade auch, was die Arbeit mit den Kindern betrifft, ist ein kontinuierlicher Austausch Pflicht. Um eine gute Betreuung zu gewährleisten, müssen alle im Team an einem Strang ziehen – und auch darüber sprechen.
Hierarchien gibt es in allen Berufsbildern und Unternehmen. Während diese bei der Aufteilung und Erledigung der täglich anfallenden Aufgaben sehr hilfreich sein können, sind sie manchmal auch Gift für eine kooperative Zusammenarbeit. So kommen beispielsweise Konkurrenzgedanken auf, wenn stets nur die Wochenplanungsvorschläge einer Person beachtet werden. So kann jegliche Kooperation zum Erliegen kommen. Wichtig ist es daher, fair zu bleiben und hierarchische Strukturen klar zu kommunizieren und auch objektiv zu begründen.
An diesen Punkt anknüpfend sind transparente Normen und Regeln genauso wichtig. Werden manche Normen nicht klar kommuniziert, kommt es zu Problemen. So zum Beispiel, wenn es eine unausgesprochene Regel ist, dass sich das Kita-Team zehn Minuten vor Dienstbeginn zusammenfinden soll. Wird beispielsweise ein neuer Mitarbeiter dieser Erwartung unabsichtlich nicht gerecht, führt das zu Konflikten und Unzufriedenheit. Die Zusammenarbeit des Teams leidet, was mit klaren, offen ausgesprochenen Worten vermeidbar ist. Fast immer führen nicht-kommunizierte Erwartungen zu einem Konflikt.
Eine Balance zwischen Struktur und Flexibilität ist für ein gutes Teamwork unerlässlich. Denn wenn sich die Mitarbeiter ernstgenommen fühlen – indem sie zum Beispiel Verbesserungswünsche einbringen können – integrieren sie sich auch eher ins Team. Unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen an Probleme und Herausforderungen sind also auch hier die Quintessenz für eine gute Zusammenarbeit in der Kita.
Doch nicht nur das Team arbeitet dann auch besser zusammen: So gibt es neben der Teamentwicklung noch einen positiven Nebeneffekt, von dem die gesamte Einrichtung profitiert. Die Kita entwickelt sich weiter und bleibt nicht stehen – innovative Ideen sind gerade in pädagogischen Einrichtungen die Grundlage für eine erfolgreiche Betreuung und Erziehung der Kinder.
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)