Spätestens ab der Grundschule nehmen Zahlen, genauso wie Buchstaben, einen großen Teil im Leben eines Kindes ein. Nicht nur im Mathematikunterricht spielen Zahlen eine prägende Rolle: Auch bei alltäglichen Aufgaben wie dem Lesen der Uhrzeit oder beim Merken von Telefonnummern sind sie allgegenwärtig. Ein guter Grund, den Kindern bereits im Kindergarten wertvolles Wissen rund um Zahlen, Ziffern und Co. zu vermitteln! Zahlenspiele sind eine ideale Möglichkeit, Kindern bereits in dem Alltag der Kita die Welt der Zahlen und die Bedeutung der Mengen dahinter, zu erklären.
In Kindertagesstätten und in Kindergärten lernen die Kinder nicht nur etwas über die direkte Welt um sie herum. In der Kita kommen Kinder schon frühzeitig mit Themen in Kontakt, die auch später in der Grundschule wichtig werden. So unter anderem mit Buchstaben und Zahlen. Damit die Kids schon frühzeitig ein Gefühl und ein tieferes Verständnis für Mengen und die Bedeutung der Zahlen erhalten, bietet sich eine spielerische Herangehensweise an. Denn: Gerade die Kleinsten saugen Wissen – wenn es im Spiel mit viel Freude vermittelt wird – wie ein Schwamm auf.
Generell gilt jedoch: Zahlenspiele sollten immer an das Niveau der Kinder angepasst werden. Ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren können Vorschulkinder in der Regel schon komplexere Zahlenspiele bearbeiten und kleinere Rechenspiele bewältigen. Kleinere Kinder im Alter von drei bis vier Jahren müssen zunächst verstehen, was Zahlen sind und welche Mengen hinter welcher Ziffer stehen. Sinnvoll ist es daher, Zahlenspiele gruppenweise durchzuführen und die Kinder hier dem Alter entsprechend aufzuteilen.
Einige Spiele sind besonders naheliegend, um Kinder in den ersten Kontakt mit einigen wenigen Ziffern zu bringen. Dazu zählen zum Beispiel das Spiel „Mensch, ärgere dich nicht“ und alle möglichen Würfelspiele mit einer ähnlichen Spielidee. Weil die Kinder ihre Figuren selbst bewegen, bekommen sie ein Gefühl dafür, wie viel weiter die Figuren kommen, wenn sie sechs Schritte, statt nur einem zurücklegen dürfen. Solche Spiele lassen sich in den Alltag der Kita ebenso gut integrieren wie in den Ablauf zu Hause.
Dadurch, dass die Geraden des Spielbretts immer fünf Felder lang sind, lässt sich „Mensch, ärgere dich nicht“ auch prima in ein kleines Rechenspiel umwandeln. Das Kind lernt nach einer Weile, dass es nicht jeden Schritt einzeln gehen muss, wenn es eine Sechs würfelt. Stattdessen kann es seine Figur einfach die Gerade entlang plus einen weiteren Schritt nach vorne schieben.
Beim bekannten Kartenspiel „UNO“, kommen Kinder ebenfalls mit Zahlen in Kontakt, was das spätere erkennen von Zahlen einfacher macht und spielerisches Rechnen vereinfacht. Außerdem führen sie sogar erste einfache Rechnungen durch. Zum Beispiel, wenn man auf eine „zwei Karten ziehen“ Karte mit einer weiteren „zwei Karten ziehen“ Karte antwortet. Dann muss der nächste Spieler also vier Karten ziehen. Gleichzeitig trägt „UNO“ auch dazu bei, die Ziffern auf den Karten wiederzuerkennen. Ein Spiel, das sich sehr gut und schnell in den Alltag integrieren lässt.
Sind die Kinder bereits so weit mit dem Zahlenraum von null bis neun vertraut, dass sie die Ziffern wiedererkennen können, macht ihnen das Spiel „Zahlenbingo“ in der Regel eine Menge Spaß. Dabei sucht sich jedes Kind 16 beliebige Ziffern aus, die am besten auf Spielsteinen aufgemalt sind. Der Erzieher hat auch einen Stapel mit Karten, auf denen ebenfalls die Ziffern null bis neun gleich oft vorhanden sind. Die Kinder ordnen ihre ausgesuchten Ziffern nun beliebig in einem Muster viermal vier an. Der Erzieher zieht eine Karte, deren Ziffer die Kinder in ihrem Quadrat umdrehen dürfen. Wer zuerst vier umgedrehte Steine senkrecht, gerade oder diagonal in einer Reihe hat, gewinnt das Spiel!
Eine Bastelidee, bei der Kinder nicht nur ihre Kreativität, sondern auch ihren Umgang mit Mengen und Zahlen schulen, ist ein eigenes Memory-Spiel. Auf die eine Hälfte der Spielkarten schreiben die Kinder die Ziffern von null bis neun. Für die andere Hälfte der Karten ist aber Kreativität gefragt: Hier können die Kinder Gegenstände, Tiere oder sonstiges malen, die die Menge der gezeigten Ziffer abbilden. Ein Beispiel ist ein Huhn (wegen der zwei Beine) für die zwei oder ein Tisch für die Zahl vier. Dabei stößt das Kind auf interessante Probleme, zum Beispiel: Wie stelle ich die Zahl null dar? Hier ist die Hilfe eines Erziehers gefragt, dem Kind Ideen und Denkanstöße zu liefern.
Mindestens genauso viel Freude haben Kinder daran, ein eigenes Marienkäfer-Spiel zu basteln. Dafür schneiden die Kinder zuerst die Form eines Marienkäfers aus rotem und schwarzen Bastelkarton aus. Ob die Kleinen hier Hilfe von Ihnen benötigen, hängt davon ab, ob sie schon selbst mit der Schere umgehen können. Insgesamt gibt es zehn Marienkäfer, zu denen die Kinder die Ziffern null bis neun schreiben. Die Käfer haben allerdings noch überhaupt keine Punkte, die die Kinder ihnen erst noch geben müssen.
Dafür legen sie Knöpfe auf den Rücken der Marienkäfer und zählen beim Ablegen der Knöpfe laut mit. Damit entwickeln Kindergartenkinder schon früh ein Gespür für die Mengen, die hinter den Ziffern stecken. Will man die Spielidee mehr als einmal nutzen, bietet sich eine Steigerung der Schwierigkeit an. Verwenden Sie beispielsweise Perlen, die leicht wegrollen können, statt der Knöpfe als Punkte. Wer das Ganze mit der Umwelterziehung verbinden möchte, greift zu Bohnen. Diese lassen sich nach dem Zahlenspiel ganz einfach einpflanzen – ein Wow-Effekt für die Kids, wenn dann Pflanzen aus den Bohnen erwachsen!
Das Wissen rund um Buchstaben und Zahlen lässt sich nicht nur theoretisch vermitteln. Besonders viel Spaß haben die Kids beim Toben im Garten oder in der Turnhalle der Kita. Bewegungsspiele ermöglichen den kleinen Rackern, sich auszutoben und gleichzeitig ihr Wissen zu erweitern. Eine Win-win-Situation!
Um ein Gespür für Ziffern und Mengen zu erhalten, eignet sich das Bewegungs- und Reaktionsspiel „Geisterstunde“. Voraussetzung ist, dass die Kinder bereits recht flüssig zählen können. Am Anfang des Spiels bewegen sich alle Kinder frei zu beliebigen Liedern durch den Raum. Stoppt die Musik, lässt der Erzieher die Triangel zwölfmal klingen. In dieser Zeit bleiben die Kinder wie eingefroren stehen und zählen stumm mit. Ertönt der zwölfte Schlag, ist „Geisterstunde“ und ein Kind – der Fänger – fängt so viele Kinder wie möglich ein. Diese können sich retten, indem sie zum Beispiel auf die Sprossenwand klettern oder andere vorher besprochene „sichere“ Orte aufsuchen.
Dieses Spiel lässt sich am besten in Gruppen mit je zwei Kindern pro Gruppe spielen. Zu Beginn des Spiels verteilt der Erzieher Bierdeckel so im Raum, dass der Raum auf ihnen bis zur gegenüberliegenden Wand mit zahlreichen Möglichkeiten durchquert werden kann. Damit die Kinder nicht neben die Bierdeckel treten, hilft eine Geschichte, dass die Bierdeckel der einzige Halt in einem reißenden Fluss sind. Ein Kind pro Gruppe dient als menschliche Spielfigur, das andere Kind würfelt die Schritte aus, die sein Teamkollege gehen darf. Die Gruppe, die zuerst sicher die andere Seite des Raums erreicht, gewinnt!
Dieses Bewegungsspiel ist eine der effektivsten Möglichkeiten, um Kindern den Zahlenraum wirklich greifbar zu machen. Nur wer den Zahlenraum sicher beherrscht, schneidet in der Grundschule auch im Mathematikunterricht gut ab. Ein weiterer Vorteil: Der Zahlenweg lässt sich auch zu Hause wunderbar einüben!
Der Erzieher schreibt die Ziffern von null bis neun jeweils auf ein Blatt Papier. In aufsteigender Reihenfolge auf den Boden gelegt, ergeben sie den Zahlenweg von null bis neun. Gerade Kinder im frühen Kindergartenalter können den Zahlenweg Schritt für Schritt erfahren. Dabei ist die Aufgabe, dass sie bei jedem Schritt die dazugehörige Zahl laut aussprechen.
Sind die Kinder im Zahlenweg recht sicher, können sie den Zahlenweg auch rückwärts ablaufen. Dabei werden die kognitiven Fähigkeiten – das laute Rückwärtszählen – mit den motorischen Fähigkeiten beim Rückwärtslaufen verknüpft. Man kann die Schwierigkeit nun immer weiter erhöhen und dabei das Prinzip von Addition und Subtraktion spielerisch beibringen. Zum Beispiel mit der Aufgabe: „Gehe fünf Schritte nach vorne und zwei zurück“ oder „Gehe sechs Schritte nach vorne und vier zurück“. Das Kind erkennt (vielleicht überrascht), dass es beide Male auf dem Feld mit der Nummer zwei landet.
Der Zahlenweg lässt sich ganz vielseitig einsetzen, um den Kindern unterschiedlich mathematische Grundverständnis und Phänomene spielerisch näherzubringen. Man kann die Ziffern zum Beispiel auch wie bei Hausnummern nach geraden Zahlen auf der einen Seite und nach ungeraden Zahlen auf der anderen Seite sortieren. Die Null liegt dabei zwischen den beiden Straßenzügen. Das Kind kann jetzt den Zahlenweg auch nur über die geraden Zahlen gehen, rückwärts nur über die ungeraden Zahlen. Wichtig ist dabei, dass die Kinder nicht vergessen, die Zahlen laut mitzusprechen.
Sind die Kinder nach einiger Zeit bereits gut mit dem Zahlenweg vertraut, lässt sich dieser zum Zahlenraum bis zwanzig erweitern. Mit verschiedenen Spielideen wird er noch spannender. Zum Beispiel kann der Erzieher in die Mitte des Zahlenwegs zwischen den Ziffern zehn und elf einen „Spielschatz“ legen den es zu gewinnen gilt. Die Kinder würfeln mit einem Spielwürfel und ziehen den Spielschatz in ihre Richtung. Dadurch, dass aber von beiden Seiten „gezogen“ wird, schwankt der Schatz hin und her, bis eine der beiden Gruppen den Schatz gewinnt.
Das Zahlenland ist ein ideales Beispiel dafür, wie Mathematik später auch Technik spielerisch im Kindergarten vermittelt werden kann. Dieses Zahlenspiel ist allerdings relativ aufwendig und eignet sich nicht als kurzfristige Installation in einem Kindergarten. Idee des Zahlenlandes ist, dass jeder Zahl/Ziffer eine bestimmte Form zugeordnet wird. Das kann bei der Null ein Kreis sein, bei der eins ein Dreieck, bei der zwei eine Ellipse und so weiter.
Jede Zahl bekommt im Zahlenland nun ihren eigenen Garten, der durch die ihr zugewiesene Form wie etwa den Kreis begrenzt ist. Im Fall der eins legt man also ein Dreieck aus drei Holzstäben um ein Blatt Papier, auf das die Kinder die Ziffer „1“ schreiben.
Die grundsätzliche Spielidee ist, dass die Kinder immer mehr Gegenstände, Tiere oder sonstiges in die Gärten des Zahlenlandes legen, die der Zahl „gefallen“. Was damit gemeint ist? Im Beispiel der Zahl zwei also ein Bild von einer Brille, einem Paar Schuhe oder ähnlichen Dingen, die aus zwei Elementen bestehen. Jede Zahl wird quasi vermenschlicht und bekommt Charaktereigenschaften, die zur Zahl passen. Um bei der Zwei zu bleiben, hätte diese Ziffer zum Beispiel immer einen Freund an seiner Seite, weil sie nicht allein sein kann. Besonders kreative Eltern und Erzieher können auch Lieder komponieren, die zum jeweiligen Zahlengarten passen und nur in diesem Garten gesungen werden dürfen.
Ein weiteres Element des Zahlenlandes sind die Zahlentürme für den Garten jeder Zahl. Die Türme bestehen bei allen Gärten aus den gleichen Bausteinen und aus exakt so vielen, wie die Zahl anzeigt. Die Kinder erfahren damit, wie viel größer der Turm aus neun Bausteinen wirklich ist als der Turm, der nur aus zwei Teilen besteht. Die Menge hinter der Ziffer wird also auf vielerlei Art und Weise für das Kind veranschaulicht.
Mit Zahlenspielen wie diesen können sich Kinder schon zum Grundschulstart sehr sicher im Zahlenraum von null bis neun bewegen. Damit und mit einigen Rechenspielen im Vorschulalter bringen sie alle Voraussetzung für den Erfolg im Grundschulfach Mathematik mit.
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)