Sprache ist der wichtigste Schlüssel zu gegenseitigem Verständnis zwischen den Menschen. Dabei ist Ihre Sprache das Vorbild für die Kinder. Und durch nichts lernen Kinder so nachhaltig wie durch Nachahmung: Als Sprachvorbild übernehmen Sie dabei eine verantwortungsvolle Aufgabe. Doch wie kommen Sie dieser großen Aufgabe als Sprachvorbild richtig nach? 5 Tipps können Ihnen dabei helfen.
Alle Worte möglichst deutlich zu artikulieren, keine Endungen oder gar ganze Silben zu verschlucken, damit beginnt es, ein gutes Sprachvorbild zu sein. Das ist eine schwierige Aufgabe bei der Fülle an Worten, die Sie im Laufe eines Kindergartentages sagen. Dabei kommt es vor, dass Sie z. B. viel zu schnell sprechen.
Damit es Ihnen gelingt, klar und deutlich zu sprechen, sollten Sie Ihre Sprache immer wieder bewusst beobachten. Nutzen Sie dabei auch die Möglichkeit,
Da Sie jeden Tag mit jüngeren Kindern, vielleicht noch mit wenig Deutschkenntnissen, umgehen, besteht die Gefahr, dass Sie mit der Zeit die Sprache der Kinder übernehmen. Achten Sie darauf, dass Ihre Sprache nicht zu einfach wird oder dass Sie nicht Teile von Sätzen weglassen. Auf die Kinder einzugehen heißt nicht, sich ihrem Sprachniveau vollkommen anzupassen. Beobachten Sie sich deshalb genau, ob Sie normale Sätze bilden und authentisch sprechen. Denn es ist wichtig, dass Sie für die Kinder sprachliche Herausforderung, nicht Spiegelbild, sind.
Der Kindergartenalltag mit seiner Vielfalt an ständigen Anforderungen an Sie bringt es mit sich, dass Sie mit den Kindern oft nur über Praktisches sprechen oder über das, was gerade unmittelbar wichtig ist: „Hast du schon gegessen?“ oder „Du hast sehr schön in der Bauecke gespielt!“ sind Beispiele dafür. Nehmen Sie sich auch immer wieder Zeit, um mit den Kindern über Träume, Gefühle, Erlebnisse, Begebenheiten außerhalb des Tagesgeschehens, Wünsche oder Ängste zu reden. Damit sprechen Sie mit den Kindern auf verschiedenen Sprachebenen und nehmen sie mit in die verschiedenen Welten der Sprache. Denn diesen Schritt können die Kinder nicht allein gehen – sie brauchen Ihr Vorbild dazu!
Beim gemeinsamen Essen oder einem Spaziergang ergeben sich entspannte Gesprächsrunden. Durch offene Fragen wie „Was meinst du denn dazu?“ oder „Wie würdest du handeln, wenn dir so etwas passiert?“ können Sie die Kinder zum „Philosophieren“ anregen.
Sicher kennen Sie diese Situationen auch: Sie sprechen gerade mit einem Kind, während Sie von hinten von einem anderen gerufen werden. Sie drehen den Kopf und ohne Vorankündigung ist das ursprüngliche Gespräch unterbrochen. Als gutes Sprachvorbild zeigen Sie den Kindern, dass jedes Gespräch einen Beginn und auch einen bewussten Endpunkt hat. Deshalb ist es wichtig, dass Sie nicht einfach aufspringen oder unterbrechen, wenn Sie gerufen werden oder etwas anderes Ihre Aufmerksamkeit erregt. Zeigen Sie dem Kind diesen Endpunkt des Gespräches, indem Sie, ohne aufzuschauen oder den Kopf wegzudrehen, z. B. sagen: „Tina ruft mich drüben in der Leseecke. Ich werde mich um sie kümmern und komme dann wieder zu dir!“ Diese Regel zu beachten zeigt den Kindern, dass sie als Gesprächspartner ernst genommen werden.
Indem Kinder Ihnen beim Vorlesen oder Erzählen zuhören, erweitern sie ihren Wortschatz. Sie lernen neue Begriffe kennen und verinnerlichen den richtigen Satzbau. Und sie erkennen, dass sich die Schriftsprache von der Umgangssprache unterscheidet.
Beim Vorlesen eines Bilderbuches merken Sie, dass die Zeit knapp wird, und kürzen einige Passagen des Textes, indem Sie sie mit eigenen Worten erzählen. Spätestens nach 3 Seiten ruft eines der Kinder: „Nicht so! Du sollst richtig vorlesen!“ Solche Situationen zeigen, dass den Kindern die Schriftsprache sehr wichtig ist: Sie erkennen, dass eine Geschichte etwas Besonderes und Wertvolles ist und sich von Alltagsgesprächen abhebt. So erhöhen Sie durch Erzählen und Vorlesen das Sprachniveau der Kinder.
Bei allem Bewusstsein für sich selbst als Sprachvorbild – verlieren Sie vor allem nie die Freude am zwanglosen und partnerschaftlichen Gespräch mit den Kindern. Denn dann lernen sie von Ihnen und Sie ebenso von den Kindern!