Lisa steckt voller Kraft und meistert ihre Situation mit viel Lebensmut. Sie ist arm, kommt aus einer finanziell schwachen Familie. Doch was ist ihr Geheimnis? Was befähigt sie, so positiv mit ihrem Leben umzugehen, trotz all der widrigen Umstände? Manche Kinder meistern Krisen, in die ihre Lebensumstände sie gebracht haben, besser als andere. Sie erweisen sich schwierigen Verhältnissen gegenüber als widerstandsfähig. Die Resilienz dieser Kinder ist das Geheimnis, also die Fähigkeit, Krisen und Risiken zu meistern, ohne dabei Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. Aufwachsen in Armut birgt ein solches Risiko für Kinder und erschwert die Möglichkeit, sich positiv und gesund zu entwickeln – vor allem deshalb, weil die Armut in der Familie meist komplexe Probleme nach sich zieht.
Die Resilienz der Kinder wird von individuellen Fähigkeiten, z. B.
optimistische Lebenseinstellungen,
und positiven sozialen Gegebenheiten des Umfeldes geprägt, z. B.
So ist die Resilienz der Kinder nur zum Teil eine angeborene Fähigkeit. Ein positives Lern- und Lebensumfeld, wie es beispielsweise Ihre Einrichtung bietet, kann die Widerstandsfähigkeit und Resilienz der Kinder entscheidend prägen. Denn die Armut in der Familie können Sie nur schwer verändern, wohl aber die Fähigkeiten des Kindes, daraus unbeschadet hervorzugehen. Folgende 7 Tipps geben Ihnen dazu praktische Anregungen.
Ein Kind, das in Armut aufwächst, braucht viel Kraft für sein Leben. In der Familie mit knappen finanziellen Mitteln bleibt häufig keine Kraft der Eltern für Unterstützung und Bestätigung des Kindes übrig. Deshalb sind Bezugspersonen außerhalb der Familie für die Resilienz der Kinder wichtig. Indem Sie gezielt auf das Kind zugehen und sich um eine gute Beziehung bemühen, vermitteln Sie ihm, dass es
Dieser Schutzraum ist für das Kind elementar, um sich selbst als kompetent und wertvoll zu erleben und Halt und Sicherheit zu spüren. Auf dieser Basis können die Kinder lernen, sich den Lebensumständen nicht hilflos ausgeliefert zu fühlen.
In diesem schützenden und stärkenden Umfeld sind auch Freunde sehr wichtig, um die Resilienz der Kinder zu fördern. Doch Kinder aus armen Familien haben gerade darin größere Schwierigkeiten als andere Kinder. Viele Aktivitäten sind ohne Geld nicht möglich, viele Familien in finanziellen Schwierigkeiten sind sozial isoliert – den Kindern droht das gleiche Schicksal. Um die Resilienz dieser Kinder zu stärken, können Sie deshalb gemeinsam mit Ihren Kolleginnen überlegen, welche Kinder miteinander gut harmonieren. Bahnen Sie dann gemeinsame Spiele an, sprechen Sie mit den Kindern über Gemeinsamkeiten: „Florian hat auch schon mal so einen tollen Turm gebaut wie du. Sicher macht es viel Spaß, mit ihm gemeinsam zu bauen!“
Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich engere Kontakte zwischen den Kindern ergeben, können Sie auch über die Eltern versuchen, die Freundschaft außerhalb Ihrer Einrichtung zu ermöglichen, z. B. mit einem gemeinsamen Spielplatzbesuch. Dies ist ein wichtiger Schritt, um das Kind auch während des Wochenendes oder der Schließzeit Ihrer Einrichtung aus der Isolation zu holen.
Resiliente Kinder kennen ihre Fähigkeiten und können sich selbst gut einschätzen. Doch Kinder in schwierigen Familienlagen haben es oft schwer, sich positiv und kompetent zu erleben. Durch Ihre gute Beziehung zum Kind kennen Sie seine Fähigkeiten und Vorlieben. Schenken Sie ihm besonders viel Aufmerksamkeit und loben Sie das Kind, wo immer es echtes Lob verdient hat. Besonders wirkungsvoll ist dieses Lob, wenn es
Fordern Sie das Kind im Rahmen seiner Fähigkeiten, damit es stolz auf seine Leistungen werden kann, indem Sie es beispielsweise beauftragen,
Nichts macht Kinder stärker als ihr Stolz auf etwas selbst Geleistetes! Genau andersherum wirkt die Überforderung. Weil sich Kinder in armen Familien bereits durch ihre Lebenssituation überfordert fühlen, reagieren sie mit Rückzug, wenn Erwartungen an sie herangetragen werden, denen sie nicht entsprechen können. Achten Sie deshalb darauf, die Kinder dort zu schützen, wo sie Schwierigkeiten haben.
Den Kindern ihre Lernerfolge sichtbar zu machen ist für alle wichtig. Um die Resilienz von belasteten Kindern zu stärken, gilt das noch viel mehr. Denn diese positive Beobachtung und Bestätigung fehlen ihnen in ihrem Lebensumfeld meist völlig. Bringen Sie deshalb die Leistungen des Kindes möglichst oft in einen größeren Bezug, z. B.: „Weißt du noch, wie fleißig du geübt hast, bis du es jetzt gelernt hast, Fahrrad zu fahren?“ Oder: „Ich habe dir deinen Namen nur 3-mal vorschreiben müssen, jetzt kannst du ihn allein schreiben!“ Auch Lerngeschichten sind zur Stärkung der Resilienz eine gute Methode, weil die Kinder dadurch nicht nur ihre Lernerfolge, sondern auch große Wertschätzung erfahren. Folgende zentrale Erkenntnis vermitteln Sie, indem Sie dem Kind seine Lernerfolge aufzeigen: „Ich habe Fähigkeiten, mit denen ich mein Leben selbstständig verändern kann!“
Bildung ist ein wichtiger Faktor, um der Armut entfliehen zu können. Deshalbbrauchen die Kinder ein Lernumfeld, das ihre Neugierde und ihr Interesse zu lernen weckt. Bieten Sie deshalb neben den gezielten Angeboten und Workshops auch ein anregendes Lernumfeld, in dem das Kind selbst viel erfahren und ausprobieren kann, z. B.
So kann sich das Kind selbstbestimmt ausprobieren.
Nur wer gesund an Körper und Seele ist, kann sich entsprechend entwickeln. Doch gerade Kinder in finanziell schwachen Familien haben hier sehr schlechte Startvoraussetzungen: Denn sie sind nachweislich schlechter ernährt und krankheitsanfälliger, häufiger als andere Kinder übergewichtig und überdurchschnittlich oft von seelischen Belastungen betroffen. Hier können Sie beispielsweise entgegenwirken, indem Sie das Bewusstsein für gesunde Ernährung wecken, viel Raum für Bewegung bieten und Möglichkeiten zu Ruhe und Erholung schaffen, z.B. mit Kindermassagen.
Durch eine gute Beziehung wird sich das Kind mit seinen Wünschen und Bedürfnissen, aber auch seinen Sorgen und Nöten Ihnen gegenüber öffnen. Bieten Sie dabei dem Kind – wann immer möglich – Ihre Hilfe an, z. B. indem Sie die Kosten für einen Ausflug oder eine Vereinsmitgliedschaft über eine Stiftung beantragen, gemeinsam mit dem Kind und seiner Mutter über seine Ängste sprechen oder das Kind dabei unterstützen, Freundschaften zu knüpfen. Wenn Sie durch Beobachtungen und Gespräche mit dem Kind zu der Erkenntnis gelangen, dass durch die schwierige Familiensituation das Kindeswohl in Gefahr ist, sind Sie verpflichtet, dagegen vorzugehen.
„Der Lebensweg war nicht immer geradlinig, aber aufwärts gerichtet, der Endpunkt war ein leistungsfähiger und zuversichtlicher Mensch, der hoffnungsvoll in die Zukunft blickt“, sagt Emily Werner, die Gründerin der Resilienzforschung. Sicher wünschen Sie sich das für alle Kinder, die in Armut aufwachsen und es in ihrem Leben schwer haben. Indem Sie die Resilienz der Kinder stärken, wecken Sie die Kräfte, die in den Kindern stecken. So tragen Sie entscheidend zu einer positiven Zukunft der Kinder bei!