Beobachten und Dokumentieren mit Portfolioarbeit im Kindergarten
Interessieren auch Sie sich für die Portfolioarbeit? Lesen Sie hier, wie Sie das Portfolio gezielt zur Beobachtung und Dokumentation einsetzen können. Dazu haben wir für Sie zusammengestelt, welche Musterseiten sich für die Portfolioarbeit im Kindergarten eignen und wie Sie kreativ dokumentieren. Sie finden Tipps, wie Sie zeitsparend arbeiten und wie Sie mit den Eltern bei der Portfolioarbeit in einen Dialog treten.
Tipp 1: Schärfen Sie Ihren Blick für die Portfolioarbeit
Auf einen kurzen Nenner gebracht, sind die wesentlichen Aufgaben der Portfolioarbeit im Kindergarten, alles aufzuheben, zusammenzustellen und zu ordnen, was die Entwicklung des Kindes verdeutlicht. Doch bevor Sie sich mit Ihren Mitarbeiterinnen an diese Aufgabe heranwagen, sollten Sie gemeinsam gezielt das Beobachten trainieren. Teilen Sie dazu die Kinder auf, die Sie beobachten wollen. Damit Sie dabei objektiv und neutral bleiben können, sollten Sie diese Zuteilung der Kinder auslosen. Üben Sie zunächst das Beobachten der Kinder nach folgenden Kriterien:
Wie ist der Ist-Stand des Kindes?
Was gelingt ihm besonders gut?
Hat das Kind ein besonderes Talent?
Wo liegen die Stärken des Kindes?
Was interessiert das Kind derzeit besonders?
Womit beschäftigt es sich derzeit besonders intensiv?
Welche Zitate und Aussagen des Kindes haben eine Aussagekraft?
Wählen Sie die Beobachtungskriterien gemeinsam im Team aus und legen Sie diese gemeinsam fest. So stellen Sie sicher, dass alle Teammitglieder einen einheitlichen Maßstab für die Beobachtung und Dokumentation nutzen.
Tipp 2: Erstellen Sie Formulare für die Portfolioarbeit
Setzen Sie sich mit Ihrem Team darüber auseinander, welche Formulare als Musterseiten für das Portfolio Ihrer Einrichtung eine hohe Aussagekraft haben und gleichzeitig so aktuell sind, dass sie immer wiederkehren und damit wiederholt von Ihnen in der Portfolioarbeit eingesetzt werden können. Für Kinder von 1 bis 6 Jahren eignen sich beispielsweise folgende Musterseiten zur Dokumentation der Entwicklungsfortschritte:
Das bin ich (z. B. Beschreibung des Kindes, Beobachtung besonderer Merkmale und Fähigkeiten…)
Das kann ich (z. B. Feststellung des motorischen Entwicklungsstandes: laufen, krabbeln…)
Das lerne ich gerade (z. B. Beschreibung des Entwicklungsziels: Schneiden lernen mit der Schere, Streit verbal austragen…)
Dafür interessiere ich mich (z. B. Technik, Baumaschinen, Purzelbäume schlagen, Laufrad fahren…)
Ich spiele gerne mit (Material, Kindern, Technik…)
Ich mache mit bei Angeboten und Projekten
Welche Anforderungen / Ziele gibt es noch für mich?
Tipp 3: Dokumentieren Sie zeitsparend
Überlegen Sie sich bei jeder Beobachtung, wie Sie diese sinnvoll und eindrucksvoll dokumentieren können. Bei der Portfolioarbeit ist eine kreative Form der Dokumentation ganz besonders wichtig. Nicht jeder erkennbare Fortschritt eines Kindes muss rein schriftlich festgehalten werden. Nutzen Sie beispielsweise Fotos, kurze Videosequenzen, Arbeiten der Kinder und Zitate aus Kindermund, um Entwicklungen zu dokumentieren. Eine kleine Zusammenstellung möglicher Entwicklungen und der geeigneten Dokumentationen sehen Sie hier:
Feinmotorischer Entwicklungsfortschritt: Dokumente wie Kinderzeichnung oder Schneidearbeit, die die Feinmotorik belegen
Motorischer Fortschritt: kurze Videosequenz, die zeigt, wie das Kind die ersten Schritte macht
Musikalisches Talent: Videosequenz, auf der das Kind ein Lied singt, während es das Lied mit einer Trommel rhythmisch begleitet
Fortschritt im Sozialverhalten: Fotos, die belegen, wie ein Kind sich einer Kindergruppe nähert und sich ins gemeinsame Spiel einbringt
Fortschritte im abstrakten Denken: schriftliche Dokumentation einer Beobachtung eines Kindes, das tagelang hintereinander versucht, einen Turm mit Stapelbechern zu errichten. Foto, auf dem zu sehen ist, wie es dem Kind gelungen ist, den Stapelturm zu errichten.
Im Mittelpunkt einer Entwicklungsdokumentation steht das jeweilige Kind. Es soll sich erkennen, wieder finden und seinen eigenen Lernprozess mit verfolgen können. Sicher sind dazu neben den „Wort“-Dokumentationen der Erwachsenen bildhafte Dinge notwendig. Das Team sollte gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, das Kind bei der Gestaltung seiner Portfoliomappe,bei der Auswahl von Inhalten und bei der Handhabung einzubeziehen. So ist es z. B. möglich, das Einheften gemeinsam mit dem Kind zu organisieren, um so das Gespräch auf die Fortschritte und das neu erworbene Wissen des Kindes zu lenken.
Tipp 4: Treten Sie mit den Eltern in einen regelmäßigen Dialog
Portfolioarbeit betrachtet die Eltern als Erziehungspartner und räumt ihnen das ausdrückliche Recht auf Information und Mitsprache ein. Treffen Sie sich regelmäßig mit den Eltern zu Entwicklungsgesprächen. Die Portfoliomappe des Kindes sollte dabei zur Vorbereitung eine wesentliche Rolle spielen. Bitten Sie die Eltern ausdrücklich, sich die Portfoliomappe ihres Kindes regelmäßig zur Hand zu nehmen und sich die Fortschritte ihres Kindes anzuschauen.
Portfolio ist ein für Kindertageseinrichtungen sehr geeignetes Beobachtungs- und Dokumentationsinstrument. Unbestritten ist es zeitintensiv, eine Portofoliomappe für jedes Kind zu führen. Doch die Vorteile liegen auf der Hand: Sie haben damit ein Beobachtungsinstrument, und gleichzeitig dient es Ihnen als Dokumentation und Grundlage für Entwicklungsgespräche mit den Eltern.