Entdecken Sie die 5 Sinne in einem Kindergartenjahr der besonderen Art

Der Geruch von Tannenreisig. Leckere Plätzchen und heißer Tee. Dunkelheit, die nur von leuchtenden Kerzen erhellt wird. Glöckchen, die läuten, und das Singen von schönen Liedern. Zu keiner anderen Zeit des Jahres werden alle 5 Sinne so intensiv angesprochen. Aber natürlich wissen Sie auch, dass es das ganze Jahr über viele sinnliche Anreize gibt, die wir den Kindern anbieten können. Und Sie wissen, wie wichtig es ist, dass Kinder ihre Umwelt möglichst sinnlich erleben. Warum also nicht in der Adventszeit mit einem „Jahr der 5 Sinne“ starten? Lesen Sie hier, wie es geht.

5 Sinne – 5 ganz eigene „Jahreszeiten“

Bei der Erkundung einer Sache oder bei Erlebnissen im Alltag spielen fast immer alle Sinne mit:

  • die Augen, über die wir Dinge genau inspizieren können
  • die Ohren, die uns einen Geräuscheindruck des Gegenstandes oder Erlebnisses liefern
  • die Hände, Füße, unsere Haut, mit denen wir im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“ können
  • die Nase, die wahrnimmt, ob etwas gut oder eher unangenehm riecht
  • der Mund, die Zunge, die bei appetitlich aussehenden und riechenden Dingen kosten möchten

Damit Sie mit Ihren Kindern alle 5 Sinne intensiv erleben können, sollten Sie diese auf das restliche Kindergartenjahr aufteilen. Überlegen Sie mit Ihren Kolleginnen, wann Sie welchen Sinn mit den Kindern näher kennen lernen möchten. Unten finden Sie hierzu eine große Auswahl an möglichen Aktionen und einen zugeteilten Zeitraum. Dieser Überblick hilft Ihnen bei der Planung, kann aber jederzeit für die Situation vor Ort abgewandelt werden.

So führen Sie das Jahr der 5 Sinne im Kindergarten durch

Um Ihnen die Durchführung des Kindergartenjahrs der 5 Sinne zu erleichtern, hier noch einige hilfreiche Tipps, die Sie bedenken sollten: Auch wenn Sie sich in einem Zeitraum nur mit einem Sinn intensiv befassen, sollten dabei die anderen Sinne nicht außen vor bleiben.

Beispiel: Sie erforschen mit den Kindern gerade den Sehsinn. Die Kinder sind mit der Lupe auf der Wiese unterwegs und suchen nach kleinen Tieren, untersuchen die Beschaffenheit des Grashalms etc. Die Kinder nehmen also sehr vieles an Informationen über die Augen wahr. Trotz allem wird es die Kinder interessieren, wie es sich anfühlt, wenn die Ameise über die Haut krabbelt, oder wie ein aufgeschnittener Grashalm riecht. Binden Sie immer wieder die anderen Sinne mit ein. Durch gezielte Fragen zu Ihrem momentanen „Hauptsinn“ gerät dieser nicht aus dem Blickfeld. Im Gegenteil: Durch die Wahrnehmung einer Sache mitmehreren Sinnen kann das menschliche Gehirn die Eindrücke noch besser verarbeiten und speichern.

Achten Sie auf die Eindrücke der Kinder. Bei gesteigertem Interesse gilt: dranbleiben und intensiv erforschen lassen.

Beispiel: Während die Kinder einen Tannenzweig befühlen, beobachten Sie sie. Dabei bemerken Sie, wie das Interesse der Kinder während des Entdeckens immer weiter steigt: Die Kinder bemerken eine klebrige Flüssigkeit. Sie spüren die spitzen „Stacheln“ der einzelnen Nadeln. Eigentlich hatten Sie geplant, nach der Betrachtung des Zweigs mit den Kindern ein Bodenmandala aus Tannenzweigen zu legen. Verschieben Sie diese Aktion und wenden Sie sich dem naturwissenschaftlichen Interesse der Kinder zu. Stellen Sie gezielte Fragen zum Zweig, und lassen Sie die Kinder entscheiden, wie man der Beantwortung der Frage auf die Spurkommen kann (z. B. mit Lupen, Mikroskop, indem man einen Förster befragt oder im Lexikon nachschlägt). Indem Sie in diesem Moment das Interesse der Kinder aufgreifen, haben Sie einen größeren Lernerfolg, als wenn Sie Ihre ursprünglich geplante Aktion weiter durchführen. Kinder lernen dann am besten, wenn echtes Interesse und Neugier vorhanden sind.

Geben Sie sich und den Kindern Zeit, denn: Weniger ist mehr.

Beispiel: Die Kinder haben gerade ein neues Lied erlernt, und Sie bieten ihnen nun Instrumente an, mit denen sie das Ganze „in Töne verwandeln“ können. Dabei entwickeln die Kinder so viel Freude am Musizieren, dass sie auch die nächsten Tage immer wieder danach verlangen. Werfen Sie Ihre ursprüngliche Planung über Bord und geben Sie den Kindern diese Zeit. Wen stört es schon, wenn Sie am Ende Ihres Projekts nur 3 anstatt der geplanten 5 Lieder gelernt haben? Denn Lernen braucht nicht nur neue Erkenntnisse, sondern vor allem auch Freude am Tun. Was gibt es also Schöneres, als wenn Sie der kindlichen Freude genügend Zeit und Raum geben? Zwang und strenge „Lehrpläne“, die bis zu einem gewissen Zeitpunkt durchgearbeitet sein müssen, gehören zum Glück nicht in den Alltag vorschulischer Bildung!

Übersicht: Aktionen zum „Jahr der 5 Sinne“


Sinn / möglicher Zeitraum

Aktion

mögliche Materialien

RIECHEN
Dezember bis Januar
DEZEMBER:
– weihnachtstypische Gewürze bereitstellen und kennen lernen
– aus den Gewürzen ein Memory herstellen
– weihnachtliche Teesorten anbieten
– Weihnachtsplätzchen mit verschiedenen „Duftnoten“ herstellen
– Experiment: „Wie riechen verbrannte Plätzchen?“ (einige wenige Plätzchen dunkel backen)
– Zitrusfrüchte in Scheiben schneiden und trocknen lassen
– Orangen mit Nelken spicken
– weihnachtliche Gestecke mit Tannengrün basteln
– duftendes Badesalz herstellen
JANUAR:
– Erforschen folgender Fragen: Wie riecht Kälte?
– Wie riecht Schnee?
– Wie riechen nasse Kleider?
– Was passiert mit der Nase in der Kälte?
– Wie geht es unserer Nase im Winter?

– Anis
– Zimt
– Vanille
– Kardamom
– Piment
– Nelke
– Koriander
– Tee in verschiedenen Sorten
-Zitrusfrüchte
– Tannengrün
– Kerzen

HÖREN
Februar bis März
FEBRUAR:
– Ausflug in die Natur: Was hört man im Februar draußen?
– (Alltags-) Gegenstände finden, die Geräusche machen, diese auf einem Geräuschetisch sammeln
– Geräusche auf ein Diktiergerät aufnehmen: Die anderen raten, was zu hören ist
– die in der Kita vorhandenen Instrumente kennen lernen und nutzen
– zu Karneval einen „Krachmacher-Umzug“ durchführen
– Instrumente selbst herstellen
– Geräusche-Memory: Schachteln falten und je 2 mit gleichen Gegenständen füllen
MÄRZ:
– den ersten Vogelstimmen lauschen und sie unterscheiden lernen
– Erzählen von Märchen und Geschichten

– Alltagsgegenstände jeglicher Art
– Diktiergerät
– Instrumente
– Schachteln
– Vogelbestimmungsbuch mit CD

SEHEN
März bis April
– Naturbeobachtungen: Wie sieht die Natur gegen Ende des Winters aus, wie verändert sie sich im Frühling?
– Natureindrücke auf großen Papierbögen festhalten: z. B. ein Winterbild malen, danach ein Frühlingsbild
– Welche Farbenvielfalt gibt es unter den Blumen? Die Farben „sammeln“, benennen und malen
Tanzen, spielen und gestalten mit bunten Tüchern
– Beobachtungen mit der Lupe, dem Mikroskop auf der Wiese, am Baum, auf dem Weg
– Entdecken des Körpers: Wie geht es mir, wenn die Augen verbunden sind? Wie kann ich jetzt noch wahrnehmen?
– Einrichten einer „Dunkelkammer“: z. B. nur mit farbigem Licht, Diskokugel und Spiegeln etc.

– Leinwände
– Pinsel
– Farben
– Tücher
– Lupe, Mikroskop

FÜHLEN
Mai bis Juni
– In der Natur: Wie fühlt sich die Erde, Wiese, der Weg etc. unter meinen nackten Füßen an? Wie fühlen sich Regen, Sonne, Wind auf meiner Haut an?
– Bauen eines Barfußpfades auf dem Kita-Gelände
– Fühlbilder / Fühlwände gestalten
– Körpermassagen
– Fühlboxen: Schuhkarton mit Loch versehen, verschiedene Gegenstände hineinlegen und erfühlen lassen
– Entdeckung des Körpers: Womit kann ich fühlen?

– Naturmaterialien
– Schuhkartons
– Massagegegenstände:
– Igelbälle
– Federn
– weiche Bürsten

SCHMECKEN
Juni bis Juli
– Was wächst in der Natur, das ich probieren kann?
– Einkauf auf dem Markt und Kochen mit saisonalem Obst und Gemüse
– Brot backen, Brotaufstriche herstellen und genießen
– Kimspiel „Schmecken“: Wer errät den Geschmack?
– Collage: „Das schmeckt mir am besten – Das mag ich gar nicht“
– Was kann meine Zunge alles schmecken? Was kann sie sonst noch?

– saisonales Obst und Gemüse
– Bilder von Lebensmitteln