Finden Sie mit Kindern einfache Regeln, die ohne Tränen umgesetzt werden können
Kennen Sie das auch: Regeln, die Sie zusammen mit Ihrem Team für die Kindergruppe aufgestellt haben, werden immer wieder gebrochen. Das bedeutet für Sie ständige Ermahnungen. Die Stimmung wird schlechter, Enttäuschung entsteht, Tränen fließen. Kurz: Hier gibt es einen ständigen Konfliktherd. Doch Sie und Ihre Erzieherinnen können den Teufelskreis „Regel – Verstoß – Sanktion – Frustration“ durchbrechen.
Regeln mit den Kindern durchsetzen statt gegen sie
Nehmen wir an, Sie haben „schon immer“ die Regel, dass höchstens 3 Kinder mit dem Puppenhaus spielen dürfen, weil es sonst zu eng darin wird und die Kinder sich nicht mehr frei bewegen können. Doch jeden Tag müssen Sie mehr oder weniger deutlich daran erinnern. Wenn Kinder immer wieder gegen Regeln verstoßen, kann es dafür eine Reihe von Gründen geben:
Die Regeln sind zu kompliziert und werden daher nicht verstanden. Beispiel: Eine Regel gilt nur in der Gruppe, in der sich die Kinder vormittags aufhalten, in der Nachmittagsgruppe gelten andere Regeln.
Die Regeln wurden nicht ausreichend erklärt und neu hinzugekommene Kinder kennen sie gar nicht.
Es sind zu viele Regeln. Beispiel: Für jedes einzelne Spielzeug gibt es andere Regeln.
Die Kinder verstehen den Sinn der Regeln nicht. Beispiel: Es ist für die Kinder nicht nachvollziehbar, dass nur die größeren Kinder den großen Ball haben dürfen und die kleineren Kinder den kleinen Ball.
Finden Sie heraus, was den Kindern wirklich wichtig ist
Sie können Konflikte vermeiden, wenn Sie die Kinder mit entscheiden lassen, welche Regeln gelten und wie sie eingehalten werden. Dabei ist es sinnvoll, dass Sie zunächst Fragen stellen, die die Kinder selber zum Nachdenken anregen. Also etwa: „Was ist das Schönste am Puppenhaus?“ Antworten wie „Da spiele ich immer mit Karina“ zeigen Ihnen, worauf es den Kindern tatsächlich ankommt.
Schlagen Sie mehrere Möglichkeiten vor
Nun kennen Sie die Meinung der Kinder und diese sollten Sie in Ihren Vorschlägen berücksichtigen. In unserem Beispiel mit dem Puppenhaus kommen diese 3 Alternativen in Frage:
Die Kinder, die im Puppenhaus spielen, dürfen jedes Mal selbst entscheiden, ob noch ein weiteres Kind dazukommen darf. (Mögliche Folge: Streit, wenn sich die Kinder im Puppenhaus nicht einig sind, ob ein weiteres Kind mitspielen darf.)
Es bleibt dabei, dass nur 3 Kinder gleichzeitig im Puppenhaus spielen dürfen. (Mögliche Folge: Durch die Einschränkung wird das Puppenhaus immer interessanter und der Konflikt könnte sich auswachsen.)
Die Regel wird aufgehoben, es dürfen nur so viele Kinder im Puppenhaus spielen, wie dort hineinpassen. (Mögliche Folge: Nach der „Freigabe“ wird das Interesse am Puppenhaus rasch erlahmen und der Konflikt löst sich so von selbst.)
Lassen Sie die Kinder ausprobieren, was Sie besprochen haben. Dann stellt sich wahrscheinlich am schnellsten heraus, welche Lösung die beste ist. Jedoch sollten die Testphasen nicht zu lange dauern, also pro Variante nur einen Tag. Längere Fristen sind für Kinder nicht überschaubar und lange zurückliegende Vereinbarungen werden schnell vergessen. Und schließlich wollen Sie ja auch zu einer schnellen Lösung kommen und nicht ein Dauerthema daraus machen.
Welche ewigen Konflikte Sie auf diese Weise dauerhaft lösen können
Kinder brauchen Regeln, keine Frage. Doch nicht jedes Bauklötzchen muss zugeteilt werden. Lesen Sie hier 3 Beispiele von wichtigen Bereichen, in denen es sich wirklich lohnt, Regeln nach dem oben beschriebenen Muster zu entwickeln:
Aufräumen: Jeder seine Sachen? Abwechselnder Aufräumdienst? Jeden Tag oder vor jeder Mahlzeit?
Zwischendurch essen: Wird zu festen Zeiten und immer zusammen gegessen? Darf zwischendurch eine Banane oder ein Keks gegessen werden? Gibt es gleitende Mahlzeiten, jedes Kind darf essen, wann es Hunger hat?
Straßenschuhe: In welche Räume dürfen die Kinder in Straßenschuhen gehen, wo müssen Hausschuhe getragen werden?
Tipps für die Umsetzung von Regeln in Ihrem Kindergarten und Hort
Halten Sie die Regeln fest, am besten als Bild, also z. B. ein einfaches Häuschen mit 3 Personen.
Stellen Sie klar, dass die Regel für alle und jederzeit gilt. Ausnahmen sind für Kinder schwer nachvollziehbar und führen zu einem Gefühl von Ungerechtigkeit.
Die Sanktionen müssen mit erwähnt werden. Beispiel: Wer sich unerlaubt ins Puppenhaus drängt, darf den Rest des Tages nicht mehr hinein.
Durch die gemeinsam mit den Kindern erstellten Regeln werden in Ihrer Einrichtung viele Konflikte bald der Vergangenheit angehören.