Ihre Sprache: Ein Vorbild für die Kinder

Vor kurzem hörte ich, wie ein Kind in meiner Gruppe sagte: „Mann oh meter, pack den Peter!“ Ich musste innerlich schmunzeln und fragte es, woher es denn diesen Spruch kennt. Da bekam ich zur Antwort: „Das sagst du doch immer!“ Wieder einmal wurde mir bewusst, wie sehr wir als Erzieherinnen mit unserem Sprachverhalten die Sprache der Kinder beeinflussen. Alles, was wir sagen, wird von Kindern aufgenommen. Daher ist es wichtig, dass wir uns immer wieder unsere Sprache und den Umgang mit ihr bewusst machen!

Überprüfen Sie Ihre Sprache

Zuerst ist es notwendig, dass Sie einen kritischen Blick auf Ihre Sprache werfen. Hören Sie sich selbst beim Sprechen zu. Bitten Sie zusätzlich Kolleginnen, darauf zu achten. Ihre Sprache sollte

  • langsam und deutlich sein,
  • möglichst ganze Sätze enthalten,
  • nicht stark von Dialekt geprägt sein.

Wenn Sie normalerweise Dialekt sprechen, soll das nicht heißen, dass Sie ab sofort Hochdeutsch sprechen müssen. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse sagen aus, dass eine dialektgefärbte Sprache vertretbar ist, wenn langsam und deutlich gesprochen wird. Bemühen Sie sich allerdings, nicht zu viele Dialektwörter zu benutzen.

Darauf sollten Sie beim Sprechen mit Kindern achten

Beim Sprechen mit Kindern sind einige Dinge besonders wichtig: Unterstützen Sie Ihr Gesagtes mit Mimik und Gestik. Das macht Ihre Sprache lebendiger und anschaulicher. Begleiten Sie möglichst viele Ihrer Handlungen sprachlich. Erzählen Sie den Kindern, was Sie vorhaben oder gerade tun. Sie sitzen mit der Gitarre am Tisch und üben ein Lied, also sagen Sie: „Nächste Woche möchten wir ein neues Lied lernen. Ich fände es schön, wenn wir es mit Gitarrenbegleitung singen. Daher versuche ich gerade, wie es auf der Gitarre klingt.“ Auch ganz alltägliche Abläufe sollten von Sprache begleitet werden, z. B. „Ich schenke dir Tee ein.“ Dies ist vor allem für die Erweiterung des Sprachschatzes ausländischer Kinder sehr wichtig.

Spricht ein Kind einen Satz oder ein Wort falsch aus, verbessern Sie es kommentarlos, indem Sie den Satz richtig wiederholen. Vermeiden Sie geschlossene Fragen, auf die das Kind nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann. Also nicht: „Magst du gerne Bananen?“, sondern: „Welches Obst magst du gerne?“ Loben Sie die Kinder immer wieder während oder nach Gesprächen: „Schön, dass du mir das erzählt hast. Jetzt kann ich mir richtig gut vorstellen, was du alles am Wochenende erlebt hast.“

Ein gelungenes Gespräch mit Kindern

Jeden Tag sprechen wir mit den Kindern und hören ihnen zu. Doch auch hierbei können Sie viel tun, damit Gespräche zu einem gelungenen Teil der Sprachförderung werden.

  • Wenden Sie sich dem Kind zu. Auch Körperkontakt in Form von Berührungen und Umarmungen tragen zu einer guten Gesprächsatmosphäre bei.
  • Halten Sie während des Gesprächs Blickkontakt.
  • Lassen Sie das Kind ausreden.
  • Stellen Sie anschließend offene Fragen, um das Kind zum weiteren Erzählen anzuregen.
  • Wiederholen Sie das Gesagte. Dann hat das Kind die Rückmeldung, was bei Ihnen wie angekommen ist.

Nicht alles gelingt immer gleich auf Anhieb. Wichtig ist, dass es Ihnen bewusst wird, wenn etwas nicht gut war. Dann haben Sie die Möglichkeit, sich beim nächsten Mal zu verbessern.

Sprachliche Muster haben sich bei jedem Menschen über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg eingeprägt. Diese Muster zu verändern gelingt nur, wenn Sie sich immer wieder selbstkritisch zuhören. Den bewussten Umgang mit Sprache können Sie Schritt für Schritt erlernen. Der folgende Selbsttest hilft Ihnen dabei:

Selbsttest: Tragen Sie mit Ihrem Verhalten zur Sprachförderung des Kindes bei? Ja/ Nein

Lobe ich ein Kind, wenn es mir sprachlich etwas gut mitteilen konnte?

Drücke ich mich so aus, dass die Kinder sofort verstehen, was ich möchte?

Beachte ich beim Vorlesen eine lebendige Sprache: ausdrucksvoll, wechselnde Stimmen und
der Stimmung der Geschichte angepasst?

Bin ich innerlich ruhig und voll aufmerksam, wenn ein Kind mir etwas erzählen möchte?

Lasse ich dem Kind den größeren Gesprächsanteil?

Regen meine Fragen das Kind zum weiteren Erzählen und Antworten in ganzen Sätzen an?

Bin ich während des Gesprächs mit Blick- und Körperkontakt dem Kind zugewandt?

Begleite ich meine Handlungen sprachlich?

Spreche ich langsam und deutlich, so dass alle meine Gesprächspartner mich gleich verstehen?

Auswertung:

7- bis 9-mal „Ja“: Ihre Sprache unterstützt die Sprachförderung der Kinder optimal. Beherzigen Sie diese Punkte weiter, sind Sie das beste sprachliche Vorbild.

4- bis 6-mal „Ja“: Einige Punkte werden von Ihnen schon gut umgesetzt. Gehen Sie nun konkret die Dinge an, die Sie mit „Nein“ beantwortet haben.

0- bis 3-mal „Ja“: Es ist notwendig, dass Sie Ihre Sprache besser einsetzen. Setzen Sie die Hilfen im Beitrag Schritt für Schritt um.