Die einen kichern ständig darüber, andere verwenden sexualisierte Schimpfwörter, um zu provozieren. Eines ist allen Kindern und Jugendlichen vor und in der Pubertät gemeinsam: Sie wollen über Liebe, Freundschaft und Sexualität sprechen und brauchen viele Informationen, die sie in der Schule und im Elternhaus oft nur unzureichend erhalten. Sie sind dabei eine wichtige Ansprechpartnerin für die Kinder.
Doch der Anfang solcher Gespräche fällt den Mädchen wie den Jungen schwer. Bieten Sie deshalb in Ihrem Hort altersentsprechende und geschlechtsgetrennte Mädchen- und Jungsgruppen, in denen alles rund um die Sexualität Thema sein kann. Im Folgenden finden Sie Methoden, um mit den Kindern ins Thema und damit ins Gespräch zu kommen. Der spielerische Charakter erleichtert es den Kindern, darüber zu reden.
Wichtiger Hinweis: Um sich gegen mögliche Beschwerden der Eltern abzusichern, sollten Sie vor dem Start ihr schriftliches Einverständnis einholen.
Erzählen Sie den Kindern, dass Sie ihr Bedürfnis erkannt haben, über das Thema „Sexualität“ zu sprechen. Bauen Sie ihnen zunächst eine Brücke, um Gefühle, Vorlieben und Bedürfnisse ansprechen zu können, und beginnen Sie mit einem Sinnesparcours. Bereiten Sie 4 verschiedene Tische, je einen für jeden menschlichen Sinn, vor:
Gehen Sie mit der Gruppe von Tisch zu Tisch und lassen Sie die Kinder alles ausprobieren. Sie können dann an jedem Tisch mitteilen, was sie jeweils gerne mögen und was nicht. Am Sehtisch sucht sich jedes Kind ein Bild aus, das anschließend zu einer Collage verarbeitet wird.
Zum Abschluss bieten Sie 2 Plakate an, auf die die Kinder ihre Gesprächsbedürfnisse zum Thema „Sexualität“ aufschreiben. Notieren Sie jeweils darüber: „Darüber möchte ich sprechen“ und „Das möchte ich wissen“. Legen Sie die Plakate bei jedem Treffen der Mädchen- und Jungengruppe aus, damit Sie herausfinden, welche Fragen die Mädchen, welche die Jungen bewegen. So kommen Sie möglicht individuell mit den Hortkindern ins Gespräch.
Stellen Sie auf 2 Seiten des Raumes einen Stuhl mit je einer Schale Gummibärchen und einem Schild „Ja“ auf dem einen und „Nein“ auf dem anderen Stuhl. Die Kinder stehen dazwischen. Nun stellen Sie verschiedene Fragen zum Thema „Freundschaft und Sexualität“. Beginnen Sie zunächst mit „harmlosen“ Fragen, z. B. aus dem Tierreich: „Stimmt es, dass Schwäne ihrem Partner ein Leben lang treu bleiben?“ Dann ordnen sich die Kinder ihrer Antwort entsprechend dem Stuhl zu. Sie lösen die Frage auf, jedes Kind darf sich ein Gummibärchen nehmen, dann kommt die nächste Frage. Stimmen Sie das Thema der Fragen jeweils auf die Gruppe ab. Denkbar sind weitere Fragen wie: „Kannst du vom Küssen Aids bekommen?“
Viele Wörter aus dem Bereich der Sexualität sind ein Tabu für die Kinder, weil sie sich schämen, sie auszusprechen. Deshalb verwenden sie dafür häufig Umgangs- oder Schimpfwörter wie „Titten“ statt „Brust“. Nun laden Sie die Kinder ein, diese Tabus zu brechen. Bereiten Sie Kärtchen vor, auf denen Begriffe zu Familie, Freundschaft und Sexualität, z. B. Freund, Liebe usw. stehen. In einer 2. Runde verwenden Sie Karten mit Begriffen aus der Sexualität, wie Penis oder Kondom.
Ein Kind nimmt eine Karte und versucht, den Begriff zu erklären, ohne ihn auszusprechen. Die anderen müssen versuchen, den gesuchten Begriff zu erraten. Danach kommt das nächste Kind dran. Falls ein Kind einen Begriff nicht erklären will, kann es ihn an Sie weitergeben und Sie umschreiben ihn.
Bereiten Sie aus einem großen Bogen Papier und den Buchstaben der Worte „Let’s talk about Sex!“ ein Spielbrett vor, z. B. indem Sie die Buchstaben einzeln auf einen Bogen Tonkarton kleben. Jedes Kind braucht eine Spielfigur, die es Buchstabe für Buchstabe wie beim „Mensch ärgere dich nicht!“ zieht. Die Anzahl der Spielzüge wird gewürfelt. Der rechte Nachbar jedes Kindes stellt eine Frage an seinen linken, z. B.: „Ist Sperma giftig?“ Nun versucht das Kind zu antworten und darf würfeln. Alle können bei der Antwort mitüberlegen. Ist die Antwort richtig, darf das Kind die Würfelzahl nach vorn ziehen. Haben die Kinder nicht viele Fragen, stellen Sie welche. Gewinner ist, wer als Erstes beim Ausrufezeichen ankommt.
Praxistipp: Bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung können Sie unter www.loveline.de altersentsprechende Infobroschüren kostenlos bestellen.
Indem Sie den Kindern für das Thema „Sexualität“ einen Rahmen bieten, werden sie sich leichter und offener damit auseinandersetzen können. So tragen Sie entscheidend dazu bei, so manche „Pubertätskrise“ zu überstehen!