Stellen Sie sich einmal folgende Szene vor: Lisa, ein 10-jähriges Hortkind, kommt weinend zu Ihnen und beschwert sich über Laura, die sie nach eigenen Angaben immer ärgert, indem sie ihr Dinge kaputt macht, wegnimmt und bewusst versteckt. Sie selbst haben die Situation nicht beobachtet und können deshalb erst mal nur zuhören.
Aggressive Verhaltensweisen treten immer wieder auf. Damit Sie mit den Kindern künftig Gewalt entgegenwirken können, ist ein Horttagebuch sinnvoll. Wie so ein Horttagebuch aussehen kann und warum es hilft, Gewalt in den verschiedensten Formen im Hort zu erkennen und Lösungen zu finden, lesen Sie nachfolgend!
Aggressives Verhalten unter Kindern kann ganz unterschiedlich aussehen. Gewalt kann sich z. B. zeigen durch
Anzeichen von Gewalt im Hort sind sicher keine Seltenheit, in der Regel aber auch kein Grund zu überhöhter Besorgnis. Es gehört zum Lernen, Wachsen und Reifen von Kindern dazu, sich auch in Konfliktsituationen mit anderen auseinanderzusetzen. Die Auslöser für das unerwünschte Verhalten sind ebenfalls sehr vielfältig. Kinder, die sich nicht mögen, Neid, Wut und Ähnliches können ganz schnell im Alltag zu einem Ausrutscher im Verhalten führen.
Tipp für Ihre Praxis: Fragen Sie die Kinder in einem Gesprächskreis, was für sie Gewalt bedeutet. Vielleicht ergeben sich im Gespräch noch ganz neue Aspekte, die die Kinder selbst als unangenehm und gewaltvoll empfinden.
Wenn man die Kinder, die sich gerade in einer Konfliktsituation befinden, nach dem Auslöser fragt, können sie meist ganz genau beschreiben, was die Ursache des Streits war. Im Gespräch ergeben sich dann auch Lösungen, die die Kinder miteinander aushandeln und umsetzen. Beteiligen Sie die Kinder immer an der Lösung, meist haben sie viel bessere Ideen als die Erwachsenen. Zudem sind sie wertvoll und sollten im Zuge der Partizipation ausprobiert werden. So können Regeln oder selbst aufgestellte Absprachen oftmals effektiver sein als Verbote, die von den Erzieherinnen ausgehen.
Wichtiger Hinweis: Auch von den Kindern selbst erstellte Lösungen und Regeln müssen von Ihnen beobachtet und auf den Nutzen hin kontrolliert werden. Geben Sie den Kindern den Freiraum, sich zunächst einmal selbst für Konfliktlösungen entscheiden zu dürfen, aber machen Sie deutlich, dass dies nur funktioniert, wenn alle mit den Lösungen zufrieden sind und diese akzeptieren.
Besprechen Sie mit den Kindern, dass sie selbst mit Hilfe eines Horttagebuches ganz viel zu einem guten Umgang miteinander im Hort beitragen können. Viele Situationen, in denen es zu Gewalthandlungen (welcher Art auch immer) kommt, wiederholen sich im Alltag. Jedes Mal, wenn es zwischen den Kindern zu unguten Aktionen kommt, holen Sie gemeinsam das Horttagebuch, ein DIN-A4-Notizbuch, heraus und lassen Sie die Kinder die Situation dort selbst eintragen. Durch das gemeinsame Besprechen, was der Auslöser war, wer beteiligt war und wie die Situation gelöst wurde, entwickeln die Kinder ein Bewusstsein füreinander und denken so häufiger im Vorfeld nach, wie sie sich anderen gegenüber verhalten. Wiederholen sich Konfliktsituationen, so nehmen Sie das Buch und schauen mit den Kindern darin nach, welche Lösungsmöglichkeiten darin notiert wurden.
Auf einen Blick: Das enthält das Horttagebuch
1. Datum, an dem sich die Kinder gewalttätig verhalten haben
2. Schilderung der Situation aus Sicht aller Beteiligter
3. Vorschläge für Lösungen des Konfliktes
4. Festlegung für eine Lösung, wie sich die Kinder wieder einigen oder versöhnen können
Je alltäglicher die Kinder mit dem Horttagebuch umgehen, desto seltener werden aggressive Verhaltensweisen auftreten. Die Kinder nehmen bewusst ungute Situationen wahr und lernen zunehmend, in dem Tagebuch notierte Lösungen weiter zu verfeinern. Das Ziel sollte sein, dass die Kinder, vor allem die älteren Hortkinder, irgendwann in der Lage sind, selbstständig mit Hilfe des Horttagebuches mit Gewalt und alternativem Verhalten umzugehen.