Lernen durch Beziehung und Wiederholung – So nutzen Sie wissenschaftliche Erkenntnisse beim Anbieten von Fremdsprachen

Kinder lernen durch Wiederholung. Nach dieser Erkenntnis arbeiten Sie täglich mit den Kindern in Ihrer Tageseinrichtung. Doch selbst stetiges Wiederholen bringt nicht den nötigen Lernerfolg, wenn den Kindern die Beziehung zum Vermittler der Lerninhalte und zu den Inhalten selbst fehlt.
Sicherlich kennen Sie die Ergebnisse aus der Hirnforschung, dass man bis zum Ende des 7. Lebensjahres von einer sensiblen Phase bezüglich des Erlernens von Sprache spricht. Daneben hat man aber auch herausgefunden, dass Bildung gewisse Voraussetzungen braucht. Das Vernetzen der Synapsen im Gehirn gelingt nur dann optimal, wenn die Kinder in einer wohlwollenden Umgebung aufwachsen. Sie brauchen eine gute Beziehung zur Erzieherin und eine anregende Umwelt, die ihr Interesse weckt. Nutzen Sie diese Erkenntnisse bei der Einführung von Fremdsprachen in Ihrer Einrichtung.

1. Tipp: Gestalten Sie eine gute Beziehung!

Kinder fühlen sich wohl und geborgen, wenn sie eine Bezugsperson haben, von der sie sich gemocht fühlen. Mit einer wertschätzenden Beziehungsarbeit schaffen Sie als Erzieherin eine Atmosphäre, in der Kinder gerne leben und lernen. Diese Basis können Sie z. B. durch folgende Punkte erreichen:

  • Ermutigen Sie die Kinder regelmäßig, indem Sie ihnen etwas zutrauen. Nehmen Sie Fortschritte der Kinder wahr. Fassen Sie die Ermutigung und Anteilnahme auch in Worte, z. B. „Du schaffst es!“, „Ich glaube, du kannst das!“, „Das hast du schon gelernt!“
  • Schenken Sie den Kindern intensive Aufmerksamkeit. Achten Sie dabei auf Blickkontakt. Gehen Sie beim Zuhören auf Augenhöhe der Kinder.
  • Beteiligen Sie die Kinder am Alltagsgeschehen. Das kann durch Entscheidungsmöglichkeiten geschehen, z. B. „Welches Spiel möchtest du gerne spielen?“, „Du darfst dir die Farbe deines Trinkbechers aussuchen“. Führen Sie eine Kinderkonferenz ein, bei der alle Kinder zu bestimmten Themen ihre Meinung sagen dürfen.

Das Gegenteil bewirken Sie, wenn Sie

  • einem Fehlverhalten der Kinder viel Aufmerksamkeit schenken,
  • Strafen aussprechen, die Kinder nicht nachvollziehen können und die nicht angemessen sind,
  • Kinder einem großen Leistungsdruck aussetzen, der zu Misserfolgen führt.

Fühlt sich ein Kind durch solch negative Zuwendung gestresst, schüttet der Körper das Hormon Cortisol aus. Dieses stört das psychische Gleichgewicht und blockiert die Lernleistung. Mit dem Schaffen einer entspannten Stimmung, wie oben beschrieben, sorgen Sie dagegen für Lernbereitschaft. Der Botenstoff Endorphin wird ausgeschüttet und die Kinder sind dadurch aufnahmebereit und neugierig!

2. Tipp: Wiederholung durch Rituale

Kinder brauchen Wiederholungen, um Gehörtes im Langzeitgedächtnis zu verankern. Dadurch entstehen die bereits erwähnten Vernetzungen der Synapsen im Gehirn. Dabei ist es aber wichtig, dass die Freude am Gelernten auch bei mehrfacher Wiederholung erhalten bleibt. Besonderes Interesse wecken Sie bei Kindern erfahrungsgemäß durch das Einführen von Ritualen. Führen Sie doch einfach welche ein, die Sie in anderen Sprachen ausführen können. Auch bereits bestehende Rituale können Sie in die jeweils eingeführte Fremdsprache übersetzen und mit den Kindern durchführen.
Beispiel: Grüßen und Verabschieden in anderen Sprachen

Hier finden Sie die nötigen Vokabeln, um gleich mit dem Einführen von fremdsprachigen Ritualen zu beginnen:

Guten Tag!

Englisch: Hello!, Good afternoon!
Französisch: Bonjour!
Italienisch: Buon giorno!

Auf Wiedersehen!

Englisch: Goodbye!
Französisch: Au revoir!
Italienisch: Arrivederci!

3. Tipp: Selbstständiges Wiederholen durch Hören

Kinder beschäftigen sich auch eigenständig immer wieder mit gehörten Inhalten. Haben Sie neue Dinge kennen gelernt, müssen sie diese be-greifen. Gehörtes kann nicht betastet oder gefühlt werden. Sie können den Kindern aber andere Wege zur Verfügung stellen, wie sie die Inhalte mit ihren Sinnen erfassen können. Hörspiele und Liederkassetten in der jeweiligen Fremdsprache bieten neue Eindrücke an, die Kinder selbstständig wiederholen können.
Beispiele für Tonträger in verschiedenen Sprachen:

EnglischMary’s Friends, Singen, Englisch lernen und Spaß haben, Bolling Verlag, ab ca. 3 Jahre
EnglischPONS More Singlish Englisch, Kinderlieder zum Mitsingen, PONS, ab ca. 5 Jahre
FranzösischAlles ganz einfach oder wie der kleine Rabe Socke Französisch lernt, PONS, ab ca. 5 Jahre
FranzösischFranzösisch – keine Hexerei, Langenscheidt, ab ca. 4 Jahre
Verschiedene europäische
Sprachen
Europa in 80 Tönen, Ökotopia, ab ca. 3 Jahre

Achten Sie darauf, dass die Inhalte dieser Tonkassetten für das Alter (siehe Angaben) der Kinder angemessen sind. Daneben muss für diese Lernmethode auch das nötige Material für die Kinder vorhanden sein. Das bedeutet, dass Sie eine „Hörecke“ einrichten sollten. Denken Sie auch daran, die Tonträger ansprechend aufzubewahren. Das Abspielgerät sollte für die Kinder jederzeit selbstständig zu benutzen sein.
Praxistipp: Machen Sie doch mit Ihren Kindern selbst eine Tonaufnahme! Nehmen Sie im Stuhlkreis einfach dafür die bereits bekannten Lieder in der fremden Sprache auf. Auch Reime und kurze Geschichten eigenen sich zum gemeinsamen Aufsprechen.