Manege frei! Wie Kinder durch Zirkuspädagogik lernen

Zirkus hat eine faszinierende Wirkung auf Erwachsene und auf Kinder. Letztere genießen nicht nur das Zuschauen – noch mehr begeistert Kinder das eigene Mitwirken bei Zirkusprojekten. Daher lohnt es sich, Zirkuspädagogik auch für Ihre Einrichtung in Betracht zu ziehen. Lesen Sie hier, wie Sie Elemente der Zirkuspädagogik mit den Kindern gemeinsam umsetzen können.

Was ist Zirkuspädagogik?

Seit Beginn der 1980er Jahre gibt es die Zirkuspädagogik in Deutschland. 3 wesentliche Elemente gelten als Basis für die Zirkuspädagogik:

  • Erlebnispädagogik
  • Sozialpädagogik
  • Sportpädagogik

Bei der Zirkuspädagogik steht nicht die perfekte Vorführung im Vordergrund, sondern die Freude am gemeinsamen Tun, die individuellen Vorlieben, Talente und Fähigkeiten der Kinder. Sie lernen schnell, dass jeder ein entscheidender Teil bei der Zirkusvorstellung ist. Sie kann nur gelingen, wenn jeder sein Bestes gibt. Zirkuspädagogik eignet sich für Kinder ab 5 Jahren. Die folgenden Schritte helfen bei der Umsetzung.

1. Schritt: Mit dem Team Schwerpunkte für die Zirkuspädagogik auswählen

Wenn Sie mit professionellen Zirkuspädagogen zusammenarbeiten, entfällt dieser Schritt. Dann nämlich stellen die Zirkuspädagogen die Schwerpunkte zusammen und bringen diese den Kindern nahe. Folgende Schwerpunkte sind typisch für Zirkuspädagogik und lassen sich von Ihnen in der Kindertageseinrichtung gefahrlos mit den Kindern durchführen:

  • Clownerie, z. B. Clown-Techniken, Improvisationen
  • Jonglage-Techniken, z. B. Ball-, Ringjonglage oder Tellerdrehen
  • Akrobatik, z. B. Balancieren

Das Muster unten auf der Seite veranschaulicht Ihnen einige Übungen der Zirkuspädagogik, die sich für Ihre Kita-Kinder eignen. 1 bis 2 Mitarbeiterinnen sollten sich für einen Bereich verantwortlich erklären und diesen mit den Kindern ausprobieren. Letztendlich sollte aus den unterschiedlichen Übungen eine Choreografie entstehen, die allen Eltern bei einer großen abschließenden Zirkusaufführung gezeigt wird.

2. Schritt: Kindern Einblick in die Zirkuspädagogik geben

Geben Sie den Kindern die Möglichkeit, in Kleingruppen zunächst alle Angebote der Zirkuspädagogik auszuprobieren. Dieses Vorgehen ist grundlegend: Erst danach können Kinder frei auswählen, für welchen Teil der Zirkusvorstellung sie sich entscheiden möchten. Kinder lernen dabei die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade der Zirkusnummern kennen. Sie entdecken, dass ihnen einige Übungen leichter fallen und dass sie daran große Freude haben.

3. Schritt: Mit Gruppen trainieren

Die Kinder entscheiden sich freiwillig für einen Schwerpunkt. Mit der verantwortlichen Erzieherin treffen sich die Kinder regelmäßig zum Üben. So entstehen die Abfolgen, die die Kinder bei der Zirkusvorführung öffentlich eigen. Das Training sollte ungefähr 2- bis 3-mal wöchentlich stattfinden. Die Kinder profitieren von der Zirkuspädagogik: Sie schulen ihre Körperwahrnehmung und trainieren ihre Reaktions- und Koordinationsfähigkeit.

Manege frei? Mit Zirkuspädagogik lernen die Kinder für ihr ganzes Leben – und das geht ganz ohne Zauberei.

Muster: Exemplarische Übungen für Ihr Zirkusprojekt

Bretter
Ein Kind legt sich auf den Rücken und macht sich steif wie ein Brett. 2 Kinder stellen es behutsam aufrecht hin. Für Fortgeschrittene: Mehrere Kinder können ein „Brett“ durch den Raum tragen und wieder zu Boden legen.
An den Rücken kleben
2 gleich große Kinder pressen ihre Rücken fest aneinander. In dieser Haltung setzen sie sich auf einen imaginären Stuhl.
Für Fortgeschrittene: Sie setzen sich und versuchen, so viel Druck auszuüben, dass sie gemeinsam wieder aufstehen können.

Tücher
Das Kind wirft ein Chiffontuch vor dem Körper senkrecht hoch und fängt es wieder auf.
Für Fortgeschrittene: Das Kind klatscht 3-mal in die Hände und fängt das Tuch wieder auf.
Partnerübung mit Tüchern
Kinder stehen im Kreis, auf ein Zeichen hin werfen alle ihr Tuch in die Luft, treten an den Platz ihres linken Nachbarn und fangen dessen Tuch auf. Auf ein Kommando hin wechseln die Kinder immer weiter nach rechts oder links ihre Plätze.

Über Gegenstand stolpern
In der Mitte des Raumes steht ein Eimer. Das Kind (Clown) will Gegenstände von einem Ende des Raumes zum anderen transportieren. Jedes Mal läuft der Clown auf den Gegenstand zu, schaut zurück oder in die Luft und stolpert oder fällt über den Eimer.
Haare ziehen
2 Clowns stehen sich gegenüber und streiten. Ein Clown legt seine Faust auf die Haare des anderen. Dieser umfasst mit beiden Händen die Faust des Clowns. Der erste Clown „zieht“ den zweiten Clown durch den Raum. Der zweite Clown folgt ihm schnell und schreit laut „Aua!“