Mit Kleinkindern im Gespräch – So gelingt’s!

An der Straßenbahnhaltestelle: Ein Vater sitzt mit seiner etwa 2-jährigen Tochter auf der Bank. Das Mädchen stellt unentwegt Fragen zu dem, was sie sieht und interessiert. Ein Krankenwagen fährt vorbei. Das Mädchen: „Da! Tatütata fahren.“ Der Vater antwortet ihr: „Ja, das war ein Krankenwagen. Er ist vorbeigefahren.“ Auf die Frage seiner Tochter, was der Krankenwagen macht, antwortet der Vater ausführlich und erklärt seiner Tochter liebevoll alles Weitere, was sie wissen möchte und wozu sie etwas sagt. Ich „belausche“ diese Szene 15 Minuten lang, bis meine Bahn kommt und ich einsteige. Auf der Fahrt nach Hause bin ich überzeugt: Dieses Mädchen hat heute viel gelernt und der Vater hat alles richtig gemacht! Der Spracherwerb von Kleinkindern ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, der die volle Aufmerksamkeit und Unterstützung von uns Erwachsenen braucht.

Die vorsprachliche Stufe im 1. Lebensjahr

In diesem Lebensalter vollzieht sich die Kommunikation zwischen Erwachsenem und Kind zwar noch sehr undifferenziert, aber sehr emotional. Sobald wir uns dem Kind zuwenden, reagiert es in irgendeiner Weise: Sei es mit Blickkontakt, Lächeln, Lallen oder Bewegung. Diese Art der Kommunikation ist eine wichtige Voraussetzung für den späteren Spracherwerb. Während wir mit dem Kind auf diese Art und Weise kommunizieren, unsere Handlungen mit Sprache begleiten – „Jetzt ziehe ich dir deinen Strampler wieder an“ -, lernt das Kind, wie die Verständigung durch Sprache, Kommunikation, funktioniert.

Nach dem Lallen geht die Sprache des Kindes bald in ein differenziertes Lallen, die Lautbildungen, über. Hier entstehen dann auch die ersten Wörter durch  Lautaneinanderreihung wie „Pa-Pa“, „Ma-Ma“. Nun versteht das Kind auch einige Wörter aus seinem unmittelbaren Lebensumfeld und es entstehen Lautmalereien wie „Wauwau“, „Ticktack“ usw. Die Übergänge vom Lallen zum Sprechen sind fließend.

Im 2. Lebensjahr

Mit Beginn des Sprechens lernt das Kind immer mehr Wörter hinzu und erreicht bis zum 20. Lebensmonat einen Wortschatz von ca. 50 Wörtern. Dies ist natürlich nur ein ungefährer Wert, der niemals als „Maßstab“ angewendet werden darf. Es gibt Kinder, die sehr viel reden und schnell von „Ein-Wort-Äußerungen“ zu „2- und Mehrwortsätzen“ kommen. Diese sprechen dann am Ende des 2. Lebensjahres weitgehend grammatikalisch korrekte Sätze. Andere Kinder dagegen brauchen bei der grammatikalischen Entwicklung mehr Zeit und verwenden zu diesem Zeitpunkt noch ihre „eigene Grammatik“, die manches Mal schwer verständlich ist.

Auch die stillen und schweigsamen Kinder in Ihrer Einrichtung sollten nicht unterschätzt werden. Wenn man mit ihnen spricht, bemerkt man häufig, dass sie viel mehr verstehen und artikulieren können, als angenommen wurde. Allerdings benötigen diese Kinder eine noch behutsamere Ansprache und Förderung, um zum Reden ermuntert zu werden.

Im Selbsttest können Sie herausfinden, welche Punkte Sie eventuell noch beachten sollten.

Selbsttest: Gelingt mir eine sprachanregende Atmosphäre? Ja/ Nein
Ich reagiere, wenn möglich, immer auf sprachliche Äußerungen des Kindes.
Ich greife die Aussage auf und erwidere diese mit einem vollständigen Satz.
Ich verwende wenig stereotype Wörter wie „fein“, „prima“, „schön“.
In meiner Sprache achte ich auf die verschiedensten Satzformen (Aussagen, Fragen, Aufforderungen).
Ich spreche langsam und deutlich.
Ich vermeide Dialekt.
Beim Sprechen achte ich auf die jeweils angemessene Lautstärke und Färbung der Stimme.
Durch meine Sprache lässt sich die dahinterstehende Stimmung erkennen.
Ich unterstütze das Kind in seinem Tun mit angemessenem und differenziertem Lob.
Handlungen der Kinder rege ich, wenn passend, durch eine Aufforderung weiter an.
Ich formuliere offene Fragen, auf die das Kind nicht nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann.
In meiner Gruppe gibt es für immer wieder kehrende Situationen feste, sprachlich begleitete Rituale.
Beim Ankommen und Verabschieden wende ich mich jedem Kind individuell verbal zu.

Auswertung:

10- bis 13-mal „Ja“: Die Kommunikation mit Kleinkindern geht Ihnen sehr leicht von der Hand. Sie haben alle wichtigen Punkte stets im Kopf und wenden sie an.

6- bis 9-mal „Ja“: Ihnen gelingt schon sehr vieles, was im verbalen Kontakt mit Kleinkindern wichtig ist. Schauen Sie sich ergänzend nun noch die Felder an, bei denen Sie mit „Nein“ geantwortet haben, und integrieren Sie diese ebenfalls in Ihren Alltag.

0- bis 5-mal „Ja“: Der verbale Kontakt zu kleinen Kindern fällt Ihnen noch schwer. Finden Sie heraus, woran es liegen könnte, und beginnen Sie mit kleinen Schritten eine Veränderung. Die obigen Aussagen im Test helfen Ihnen dabei, an alles Wichtige zu denken.