Mit Literacy die kognitive Entwicklung fördern – So geht’s

Kinder entdecken das Wunder der Sprache, indem sie erkennen, dass sie sich mit Familienmitgliedern sprachlich verständigen können. Bereits im Krippenalter entwickeln Kinder eine Faszination für Wörter, Erzählungen und Geschichten.

Die Weichen werden früh gestellt, ob ein Kind ein begeisterter Leser wird und Freude an allen sprachlichen Aktivitäten entwickelt. In der Kinderkrippe können Sie diesen Prozess der Entwicklung von Literacy, also der literarischen Kompetenz, ganz gezielt unterstützen. Legen Sie den Grundstein, indem Sie folgende Tipps beherzigen.

Tipp 1: Verbinden Sie Symbole, Handlung und Sprache

Sprechen Sie mit den Kindern darüber, was Sie täglich vorhaben. Erklären Sie dabei mit einfachen Worten Ihre Planung und zeichnen Sie die zukünftigen Ereignisse mit einfachen Skizzen auf. Damit stellen Sie für jüngere Kinder einen bildhaften Zusammenhang zwischen Wörtern und Ereignissen her und legen damit das Fundament dafür, dass sie kurze Geschichten verstehen.

Beispiel: Sie erzählen den Kindern, dass Sie nach dem Frühstück einen Spaziergang in den Wald unternehmen. Anschließend zeichnen Sie auf ein großes Plakat Teller und Tassen als Symbol für das Frühstück, und darunter malen Sie Kinder, die sich an den Händen fassen und in den Wald laufen.

Tipp 2: Lassen Sie Bücher einziehen

Statten Sie die Räumlichkeiten Ihrer Krippe so aus, dass Kinder in allen Bereichen Bücher vorfinden. Sind alle Lebensräume von Kindern mit Büchern bestückt, so betrachten sie Bücher als normalen Bestandteil ihres Lebens. Im Schlafraum können Sie Bücher bereitstellen, die sich die Kinder während der Ruhephase allein anschauen können, im Kreativbereich Malbücher und Bastelvorlagen, in der Küche Kochbücher für Kinder, in der Leseecke eine anspruchsvolle Auswahl wechselnder Bilder-, Fühl- und Geschichtenbücher für Kinder von 1 bis 3 Jahren. Bewahren Sie die Bücher in der Krippe so auf, dass sie für die Kinder jederzeit selbstständig greifbar sind.
Tipp für Ihre Praxis: Auch bei Ausflügen brauchen Sie auf Bücher nicht zu verzichten: Nehmen Sie einige Bücher im Bollerwagen oder in der Wickeltasche mit, so können die Kinder, die noch nicht laufen können, bereits auf dem Weg ein Buch betrachten.

Tipp 3: Betrachten Sie Bilderbücher

Das Betrachten von Bilderbüchern vollzieht sich bei Kindern über die Schritte „Schauen, Zeigen und Benennen„. Kinder ab etwa 6 Monaten fixieren zunächst die Bilder des Buches, während Sie vorlesen, erzählen und umblättern. Mit fortschreitender motorischer Entwicklung können Kinder sicherer greifen und den Pinzettengriff anwenden. In dieser Phase üben die Kinder das selbstständige Vor- und Zurückblättern von Bilderbüchern. Sie können die Kinder in ihrer kognitiven Entwicklung unterstützen, indem Sie mit ihnen möglichst viele Bücher betrachten, die Bilder benennen, beschreiben und kurze Geschichten dazu erzählen. Die Kinder werden dabei in ihrer sprachlichen Entwicklung gefördert – rasch werden sie beginnen, auf die Bilder zu zeigen und erste Worte zu bilden.

Betrachten Sie mit den Kindern Bilderbücher von frühester Kindheit an. Berücksichtigen Sie jedoch das Alter und die individuelle Konzentrationsspanne jedes Kindes und überfordern Sie sie nicht. So wird jeder noch so kurze Kontakt die Liebe zu Büchern und Literatur fördern.

Tipp 4: Führen Sie Tagebuch

Erzählen Sie gemeinsam mit dem Kind seine eigene Geschichte. Verwalten Sie für jedes Kind Ihrer Krippe ein sogenanntes Tagebuch, beispielsweise ein dickes DIN-A4-Heft oder einen Ordner. In dieses Tagebuch skizzieren Sie besondere Erlebnisse aus dem Krippenalltag. Ein Foto von der Geburtstagsfeier des Kindes, ein gepresstes Blatt vom letzten Waldspaziergang, eine Zeichnung vom Spiel in der Bauecke – all dies bereitet das Kind optimal darauf vor, seine eigene Fantasie dazu zu nutzen, Geschichten zu erzählen und diese sprachlich mehr und mehr zu vervollkommnen. Nehmen Sie das Tagebuch immer wieder zum Anlass, sich vom Kind die abgebildeten Ereignisse erzählen zu lassen. Durch die persönlichen Vorkommnisse in seinem Buch ist das Kind umso motivierter, darüber zu sprechen.Wenn das Kind bereits etwas sprachgewandter ist, können Sie sich vom Kind Erzählungen oder Erlebnisse diktieren lassen. Schreiben Sie die Gedanken des Kindes wörtlich auf und lesen Sie diese dem Kind auf sein Verlangen hin immer wieder vor – das Kind erlebt dadurch, dass seine Gedanken wertvoll sind und dass es sie anderen mitteilen kann. Durch das Aufschreiben wecken Sie das Interesse des Kindes an der Schrift.
Auch Eltern können zu Hause Sequenzen in das Tagebuch einfügen. So können Sie nach dem Wochenende die Erlebisse der Kinder aufgreifen. Mit Hilfe dieser Tipps werden Bücher zum Alltag für Kinder in Ihrer Krippe. Sie unterstützen dadurch die Kinder in ihrer literarischen Kompetenz: Die Freude am Lesen, an Geschichten, Gedichten und Sprache wird die Kinder ein Leben lang begleiten.