Offene Arbeit im Hort – So fördern Sie die Eigenverantwortung der Kinder

Lissy beschwert sich bei Mike: „Wir haben ausgemacht, dass wir den neuen CD-Player sorgfältig behandeln wollen. Du hast ihn ohne Kabel zurückgebracht! Wenn das so weitergeht, ist er gleich wieder kaputt, dabei haben wir so lange von unserem Spielgeld darauf gespart.“

Lissys Worte von Kind zu Kind bewirken viel mehr, als es Ihre Ermahnungen je erreichen könnten. Eigenverantwortung der Kinder – davon träumen Sie in Ihrem Hort auch manchmal. Vor allem dann, wenn Sie zum wiederholten Male erklären,

  • dass die Musikanlage auf Zimmerlautstärke gedreht werden soll, weil sich sonst die Kinder gestört fühlen, die im Nebenraum ihre Hausaufgaben machen,
  • dass die neuen Inlineskates paarweise ins Schuhregal geräumt werden, weil es Ihnen keinen Spaß macht, allabendlich einen Berg Inliner nach der Größe zu sortieren und selbst aufzuräumen.

Solche Situationen werden sich klären, wenn es Ihnen gelingt, die Eigenverantwortung der Kinder in Ihrem Hort zu stärken. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag, denn eigenverantwortlich handelnde Kinder sind selbstbewusste Kinder, die beginnen, die Verantwortung für ihr Handeln und für ihr Leben zu übernehmen. Der Anfang ist nicht ganz leicht, denn oft lernen Kinder in ihrer Familie nicht mehr, Verantwortung zu übernehmen. Gehen Sie deshalb behutsam vor und beginnen Sie schrittweise, den Kindern Eigenverantwortung zu übertragen.

1. Schritt: Koppeln Sie Freiheiten und Pflichten

Hortkinder sind durchaus selbstbewusst, wenn es darum geht, Rechte einzufordern und sich für wünschenswerte Freiheiten einzusetzen. Daran sollten Sie anknüpfen: Sprechen Sie mit den Kindern darüber, was ihnen wichtig ist und welche Rechte und Freiheiten sie im Hortalltag für sich beanspruchen möchten. Eine gute Gelegenheit bietet sich für dieses Gespräch, wenn Hortkinder beispielsweise danach fragen, ob sie allein auf den Spielplatz gehen dürfen.

Schildern Sie den Kindern im Gegenzug, welche Fähigkeiten sie entwickeln und zeigen sollten, beispielsweise Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, damit sie einen Anspruch auf das gewünschte Recht erheben können. Machen Sie den Kindern dabei deutlich, dass Sie im Hort die Verantwortung für die Kinder tragen und dass Sie deshalb ihren Wünschen zustimmen möchten und mit ihnen Wege des Umsetzens finden wollen. Zeigen Sie den Kindern auch auf, dass sie die erworbenen Freiheiten wieder verlieren können, wenn sie unzuverlässig sind und sich nicht an die verabredeten Regeln halten.

2. Schritt: Erreichen Sie gemeinsame Ziele

Wünsche gleich welcher Art erfüllen sich nicht immer gleich. Dies ist eine wichtige Erfahrung, die Hortkinder machen sollten. Der neue CD-Player kann nicht sofort angeschafft werden, nur weil das alte Gerät heruntergefallen und kaputt ist. Planen Sie mit den Kindern den Weg, der zum neuen CD-Player führt:

  • Sammeln Sie mit den Kindern Werbung für CD-Player.
  • Vergleichen Sie Preise und Leistung.
  • Lassen Sie die Kinder berechnen, wie lange sie selbst sparen müssten, wenn sie sich das Gerät vom eigenen Taschengeld kaufen würden.
  • Kaufen Sie das Gerät gemeinsam.
  • Erstellen Sie mit den Kindern Regeln für die eigenverantwortliche Benutzung des CD-Players.

Durch solche Maßnahmen lernen Hortkinder zielgerichtetes Handeln und Wertschätzung von Spielmaterial.

3. Schritt: Üben Sie Rücksichtnahme

Offene Arbeit bringt in Ihrem Hort viele Vorteile mit sich. Die Kinder leben in einer offenen Gruppe und in breiter Altersmischung zusammen. So können alle Kinder lernen, Vorbild zu sein, Verantwortung für die anderen Kinder und für die Gemeinschaft zu übernehmen und sich in Rücksichtnahme zu üben. Gleichzeitig können Sie den verantwortungsvollen Umgang miteinander stärken, wenn Sie die Aufmerksamkeit auf alle Altersgruppen lenken:

  • Finden es die jüngeren Kinder in Ordnung, wenn ein CD-Player angeschafft wird?
  • Gibt es genügend Spielmöglichkeiten für alle Altersgruppen?
  • Welche Rechte können den Älteren übertragen werden, ohne dass die jüngeren Hortkinder sich benachteiligt fühlen?

Zeigen Sie den Kindern, dass Sie sie ernst nehmen. Die Kinder erkennen, dass Sie an sie glauben und dass Sie darauf vertrauen, dass sie eigenverantwortlich handeln. Die Kinder begreifen dies als Vertrauensbonus und werden ihn nutzen.

Tabelle: So verknüpfen Sie Rechte und Pflichten von Hortkindern miteinander

Freiheiten der KinderPflichten, denen die Kinder nachkommen müssen
Eigene Entscheidung, wo sich die Kinder aufhalten Sich bei einer Erzieherin an- und abmelden Auf einer Wer-ist-wo-Tafel den aktuellen Aufenthaltsort eintragen
Allein auf den Spielplatz gehen Zuverlässigkeit im Freispiel und Pünktlichkeit Zustimmung von Erzieherinnen und Eltern
Hortinterner Club für Gleichaltrige, z. B. Teenclub oder Discoclub, der 1-mal monatlich stattfindet Clubregeln, die für alle Clubmitglieder verbindlich sind Bei Verstoß muss das Kind Sanktionen akzeptieren