So erleichtern Sie einem schwierigen Kind die Integration in die Gruppe

Im Kindergarten haben Kinder das 1. Mal mit Menschen zu tun, deren Zuneigung sie erst erobern müssen. Eltern, Großeltern und andere Bezugspersonen schenken dem Kind selbstlos die Aufmerksamkeit, die es jetzt gewinnen muss. Das fällt nicht allen Kindern gleich leicht. Aber auch im Hort gibt es sicher das eine oder andere Kind, das zunächst ein Außenseiter ist.

Wenn ein Kind soziale Verhaltensweisen weder zu Hause noch in der Schule erlernt hat, zeigt es unangepasstes „auffälliges“ Verhalten. Das kann sich ganz unterschiedlich äußern und manches „Problemkind“ erkennen Sie erst auf den 2. Blick. Je mehr Erfahrung Sie haben, desto früher fallen Ihnen Warnsignale auf. Dabei kommt es auch auf die Häufung von auffälligem Verhalten an. Jedes Kind kann einmal an einem Tag aus einem ganz konkreten Grund gereizt sein. Handlungsbedarf entsteht, wenn das immer wieder vorkommt und die anderen in der Gruppe darunter leiden.
Wenn Sie an die Kinder Ihrer Gruppe denken, kennen Sie sicher einige,

  • die sehr in sich gekehrt und kaum in der Lage oder interessiert sind, zu Gleichaltrigen Kontakt aufzunehmen,
  • die bei Konflikten gleich anfangen zu weinen, zu schreien oder die Fäuste einzusetzen,
  • die ihre eigenen Grenzen nicht anerkennen können und aus diesem Grund bei jedem Spiel, das sie nicht gewinnen, in Wut geraten oder in Apathie verfallen.

Die Folge: Die anderen grenzen ein Kind mit solchen Verhaltensweisen aus. Das macht die Lage für das betroffene Kind natürlich noch schwerer. Doch Sie und Ihre Erzieherinnen können dem entgegenwirken und die Integration in die Gruppe fördern. Lesen Sie im Folgenden 4 Empfehlungen, wie Sie richtig reagieren, wenn ein Kind in Ihrer Hortgruppe auf Grund seines Verhaltens zum Außenseiter zu werden droht.

1. Empfehlung: Wirken Sie als Vorbild für die Kinder Ihrer Gruppe

Soziales Verhalten erwerben Kinder unter anderem durch Nachahmung. Dabei hat die eigene Familie Modellcharakter, bei Hortkindern natürlich auch das schulische Umfeld. Aggressionen, Wutausbrüche und scheinbar grenzenloses Verhalten sind leider häufig das Spiegelbild der häuslichen Realität, die vom Kind als normal erlebt und verinnerlicht wird.

Setzen Sie hier bewusst ein Gegenmodell. Als psychologisch und pädagogisch geschulte Fachkraft behandeln Sie selbstverständlich alle Kinder, auch die schwierigen, jederzeit mit Wertschätzung und Respekt. Das ist sehr wichtig, denn die anderen Kinder beobachten genau, wie Sie mit jedem Einzelnen umgehen. Wenn ein Kind von Ihnen ständig getadelt, geschimpft und selten gelobt wird, werden sie das auch tun. Erleben die Kinder sogar mit, wie Sie sich bei Ihren Kolleginnen und den Eltern des Kindes beklagen, fühlen sich die Kinder der Gruppe in ihrer ablehnenden und ausgrenzenden Haltung bestätigt.

2. Empfehlung: Stärken Sie das Selbstbewusstsein des Kindes

Konzentrieren Sie sich bewusst auf die positiven Fähigkeiten des Kindes. Geben Sie ihm in dieser schwierigen Phase möglichst viele Gelegenheiten, seine Stärken zu zeigen. Loben Sie das Kind, wenn es positive Verhaltensweisen zeigt. Das stärkt sein Selbstbewusstsein. Führen Sie Situationen herbei, in denen das Kind seine Stärken beweisen kann. Damit fördern Sie die Anerkennung durch die anderen Gruppenmitglieder. Wenn das betreffende Kind z. B. schon das große Einmaleins kann, kann es den anderen Kindern bei den Rechenaufgaben helfen.

3. Empfehlung: Loben Sie auch die Hortgruppe für Harmonie

Besprechen Sie mit Ihrer Hortgruppe immer wieder in kurzen Kinderkonferenzen Gruppenregeln und Regeln des Umgangs miteinander. Lassen Sie die Kinder aus ihrer Sicht erzählen, wo es Streit gegeben hat, und auch, wo Kleingruppen friedlich zusammen gespielt haben. Suchen Sie gemeinsam nach Verbesserungen und loben und belohnen Sie die ganze Gruppe, wenn sie ein Kind integriert hat, das vorher ein Außenseiter war.
Tipp für Ihre Praxis: Befassen Sie sich nicht zu lange mit Streitsituation. Lenken Sie die Aufmerksamkeit besser auf das, was gut geklappt hat. Lassen Sie die Kinder die positiven Erfahrungen auf andere Bereiche anwenden. Beispiel: Wenn Ingo und Björn schön zusammen Ball gespielt haben, können sie auch beim Essen zusammen sitzen, ohne dass es Streit gibt.

4. Empfehlung: Vermitteln Sie Werte

Achtung, Respekt, Toleranz und Rücksicht sind Werte, die ein Kind nicht durch abstrakte Erklärungen, sondern im Alltag lernt. Gerade weil heutzutage häufig nur materielle Werte im Vordergrund stehen, brauchen Kinder ein Gegengewicht dazu. Fördern Sie in der Kindergruppe Hilfsbereitschaft, Rücksicht und wertschätzende Umgangsformen wie zuhören, gemeinsam spielen und lernen, nicht auslachen oder anschreien.Versuchen Sie, die verschiedenen Punkte in den Alltag Ihrer Einrichtung zu integrieren. Damit wirken Sie in beide Richtungen: Schwierigen Kindern fällt es leichter, sich anzupassen, und die Gruppe lernt, dass Ausgrenzung nicht zielführend ist.