Spielzeugfreie Zeiten im Kindergarten – mal wieder so eine Modeerscheinung, über die morgen schon niemand mehr spricht? Sicher nicht, denn mit spielzeugfreien Zeiten fördern Sie die Fantasie und Kreativität der Kinder und regen das selbstständige Denken und Handeln an.
Für die Kinder verändert sich nicht nur, dass ihnen keine Spielsachen mehr zur Verfügung stehen. Gleichzeitig
In 4 Schritten machen Sie die spielzeugfreie Zeit für die Kinder zum Erlebnis.
Besprechen Sie zunächst im Team, wie lange Ihre spielzeugfreie Zeit dauern soll. Sie sollten mindestens 8 Wochen vorsehen, um den Kindern ausreichend Zeit zu geben, mit der neuen Situation zurechtzukommen. Vor Ablauf der Zeit können Sie sich im Team und mit den Kindern darüber verständigen, ob die Zeit verlängert werden soll. Erstellen Sie einen Plan, was Sie alles wegräumen wollen und was den Kindern noch bleiben soll, wie z. B. Stifte, Papier, Holz, Wolle. Überlegen Sie, wo Sie die Spielsachen vorübergehend lagern können. Besprechen Sie Ihre Idee mit den Kindern.
Wahrscheinlich werden die meisten Kinder mit Unsicherheit und eventuell auch Angst auf Ihre Ankündigung reagieren, alle Spielzeuge für eine gewisse Zeit wegzuräumen. Gehen Sie auf die Bedenken der Kinder ein. Versichern Sie ihnen, dass z. B. die Räume nach wie vor zur Verfügung stehen. Auch die Erzieherinnen werden da sein und noch einiges mehr, wie Buntstifte, Papier, Stühle, Tische. Spätestens wenn den Kindern einfällt, dass sie auch keine Spielsachen aufräumen müssen, wenn keine da sind, werden sie der Idee positive Seiten abgewinnen können.
Beziehen Sie die Kinder bei der Wegräumaktion mit ein. Gestalten Sie das gemeinsame Zusammenpacken der Spielsachen so, dass die Kinder neugierig werden auf die spielzeugfreie Zeit. Machen Sie ein Spiel daraus. Die Teddys und Kuscheltiere legen die Kinder zu einem langen Winterschlaf in Betten. Autos, Laster und Kräne fahren sie in einer Kolonne in einen „Schiffsbug“ für eine Reise um die Welt. Die Bausteine verpacken sie in Kisten und transportieren sie in den Abstellraum. Dabei bekommen die Kinder auch einen Eindruck, wie viele Spielsachen sie jeden Tag zur Verfügung hatten.
Meist beginnt die spielzeugfreie Zeit damit, dass die Kinder durch die Räume rennen und toben. Dabei kann es schon mal sehr laut zugehen, denn die Kinder haben nun ausreichend Platz zum Herumtollen und sie bauen durch ihre motorische Aktivität ihre Anspannung ab. Versuchen Sie in dieser Phase nur dann einzugreifen, wenn einige Kinder sehr unter dieser Situation leiden. Nach der ersten Begeisterung folgt bei den Kindern die Phase der Frustration und Langeweile. Sie scheinen keine Spielideen zu haben und es kommt häufig zu Konflikten.
Auf die Phase der Unruhe folgt die Bestandsaufnahme. Die Kinder verschaffen sich einen Überblick, was ihnen zum Spielen geblieben ist:
Sie müssen selbst entscheiden, was Sie den Kindern alles an „Spielmaterialien“ zur Verfügung stellen möchten. So können Sie den Kindern beispielsweise auch noch Bilder- und Sachbücher anbieten.
Die Ideen, was man mit den vorhandenen Dingen spielen, bauen, gestalten kann, sollen von den Kindern kommen. Als Erzieherin sollten Sie sich möglichst im Hintergrund halten und nur eingreifen, wenn es unbedingt nötig ist, z. B. wenn den Kindern gar nichts einfallen sollte. Dann können Sie einige Anregungen geben. So können Sie darauf hinweisen, dass einige Kinder vor kurzem eine tolle Höhle aus Tüchern gebaut haben. Dadurch bekommen die Kinder eine Anregung, die sie aber selbst in die Tat umsetzen.
Berufen Sie eine Kinderkonferenz ein, kurz bevor die spielzeugfreie Zeit zu Ende ist. Lassen Sie die Kinder zu Wort kommen, wie sie die Zeit empfunden haben, was schön für sie war und was sie vermisst haben. Auch Sie sollten zu diesen Fragen Stellung nehmen.
Klären Sie mit den Kindern, ob sie die spielzeugfreie Zeit noch verlängern wollen oder ob die Spielsachen wieder hervorgeholt werden sollen. Holen Sie nicht wieder alle Spielsachen hervor. Fragen Sie vielmehr die Kinder, was sie vermisst haben und was unbedingt wieder zum Spielen zur Verfügung stehen sollte.Wenn die spielzeugfreie Zeit beendet ist, nutzen Sie die gewonnenen Erkenntnisse für den weiteren Alltag mit den Kindern. Reduzieren Sie das Angebot an Spielsachen und ermöglichen Sie den Kindern, Angebote und Spiele selbst zu entwickeln und umzusetzen.