Jenny und Maike sind 12 Jahre alt. Sie fühlen sich bereits etwas erwachsen und sie sind sich einig: Der Hort ist langweilig. Sie sollten sich von solchen und ähnlichen Äußerungen der Kinder nicht unter Druck setzen lassen. Langeweile gehört zum Alltag von Kindern, die sich in der Pubertät befinden. Die folgenden Grundsätze helfen Ihnen und den Kindern Ihres Hortes, die Langeweile in den Griff zu bekommen.
Bieten Sie den Kindern Ihres Hortes Möglichkeiten, ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf zu lassen und ihre Neigungen selbst zu entdecken. Dafür reichen einfache Möglichkeiten und Materialien aus. Sorgen Sie dafür, dass immer genügend Platz und Material für selbst gewählte Spiele zur freien Verfügung stehen. Materialien, die die Sinne der Hortkinder ansprechen, sind häufig kostengünstig:
Bieten Sie den Kindern die beschriebenen Materialien an und lassen Sie die nötigen Freiräume, um die Fantasie zu schulen.
Versuchen Sie, die Kinder Ihres Hortes behutsam zum selbst gesteuerten Spiel zurückzuführen. Durch das vom Kind selbst angeleitete Spiel werden wichtige Selbstbildungsprozesse angeregt. Das Kind beginnt, mit seiner Langeweile umzugehen und sich aktiv mit diesem Gefühl auseinanderzusetzen. Es lernt, sich auf sein aktuell vorhandenes Interesse zu konzentrieren, sich Wissen selbst zu erschließen, Wünsche auszudrücken und Ängste zu überwinden.
Manches Kind muss zunächst die Fähigkeit wieder erlernen, selbst gesteuert zu spielen. Denn Kinder, die es bislang gewohnt waren, von den Eltern oder von Ihnen angebotene Spiele, Aktionen und Unterhaltungen wahrzunehmen oder häufig Computerspiele und Videos zu konsumieren, brauchen Zeit, um zum selbst gesteuerten Spiel zurückzufinden.
Sie können die Kinder während dieser Zeit der Langeweile unterstützen. Halten Sie sich bewusst zurück, unterbreiten Sie weniger Vorschläge und Angebote an das Kind. Schaffen Sie im Hort eine so genannte „fördernde Langeweile“: Sie können die Kinder anregen, eigene Ideen und Wünsche zu äußern. Tauschen Sie sich mit den Kindern über aktuelle Interessenlagen aus und sprechen Sie darüber, womit das Kind sich in der nächsten Zeit beschäftigen möchte.
Praxisbeispiel: Zeigen die Kinder beispielsweise Interesse an der Hardware von Computern, können Sie einen alten PC bereitstellen, den die Kinder nach Herzenslust aufschrauben und zerlegen können, um das Innenleben kennen zu lernen.
Eine unabdingbare Voraussetzung für den effektiven Umgang mit der Langeweile der Kinder ist der Faktor Zeit: Ihre Mitarbeiterinnen und Sie müssen für die Kinder da sein. Die Kinder sollten erleben, dass Sie sich für ihr Lernen und ihre Fortschritte interessieren. Auch bei der Förderung der Schulkinder, beim Lernen und beim Erwerb von Wissen gilt der Grundsatz für Sie: Bei Kindern zählen Taten und nicht Worte. Ein Kind, dessen Fahrradreifen Luft verliert, kann sich Ihre verbale Schilderung über die Reparatur des Reifens interessiert anhören. Ein wirklicher Lernprozess findet jedoch nur dann statt, wenn Sie sich Zeit nehmen, mit dem Kind den Fahrradschlauch auf die Leckstelle hin zu überprüfen und sie gemeinsam mit dem Kind zu beheben.
Langeweile im Hort – das muss künftig kein Problem mehr für Sie und Ihre Mitarbeiterinnen darstellen. Langeweile gehört mit zur Lebenswelt von Schulkindern. Versuchen Sie, die Kinder mit ihrer speziellen Interessenlage ernst zu nehmen, und verwirklichen Sie mit den Kindern zahlreiche Ideen.