Wie es Ihnen gelingt, Grenzen zu setzen und Fairness zu fördern

Karl möchte in der Musikecke die Trommel benutzen. Das ist nicht möglich, denn Lilli trommelt gerade. Karl teilt Lilli mit, dass er nach ihr an der Reihe ist, denn er hat gelernt, zu warten, seine Bedürfnisse der jeweiligen Situation anzupassen und sich fair zu verhalten.

Kinder brauchen Grenzen. Sie erkennen dadurch, wie weit sie beispielsweise beim Spiel mit anderen Kindern gehen können, ohne diesen zu nahe zu treten. Durch Ihr eigenes verlässliches Verhalten helfen Sie den Kindern Ihrer Einrichtung dabei, die Grenzen zu akzeptieren und die Fairness der Kinder im Umgang miteinander zu fördern.

Gemeinsam Regeln aufstellen

Besprechen Sie zusammen mit den Kindern, welche Regeln innerhalb der Gruppe für das Zusammenleben aller Kinder sinnvoll sind. So entwickeln die Kinder ein Verständnis füreinander und sie können gegenseitige Rücksichtnahme üben. Folgende Regeln fördern das faire Verhalten von Kindern und helfen dabei, Streitigkeiten zu vermindern:

  • Begrenzung der Kinderanzahl bei sehr beliebten Spielbereichen, z. B. 4 Kinder im Musikzimmer
  • Liste, in die Kinder sich für einen bestimmten Raum oder ein Spielmaterial mit ihrem Namen einschreiben oder eintragen lassen
  • Bilder, Zeichen oder Fotos als Gedächtnisstütze, um keine Regeln zu vergessen, z. B. durchgestrichene Schuhe als Symbol dafür, dass die Kinder den Snoezelen-Bereich auf Strümpfen betreten sollen

Verständliche Konsequenzen einsetzen

Es gibt immer wieder Situationen, in denen es einem Kind nicht gelingt, sich an die verabredeten Regeln zu halten. Sprechen Sie dann immer eine für das Kind einsehbare Konsequenz aus, denn das hilft dem Kind, den Regelverstoß zu verstehen und die Grenzen zukünftig besser einzuhalten. Wählen Sie Konsequenzen,

  • die das Kind mit dem Regelverstoß verknüpfen kann, weil sie mit dem Verstoß in direktem Zusammenhang stehen, z. B. sollte ein Kind, das Papierschnipsel im Gruppenraum verstreut, beim Kehren des Raumes mithelfen;
  • die Sie tatsächlich durchsetzen können, z. B. ein Bild, das in Ihrer Einrichtung als Entschuldigung angefertigt wird und nicht zu Hause;
  • die Sie ohne weiteres in den Tagesablauf in Ihrer Einrichtung integrieren können, beispielsweise das Verbot, für einen Nachmittag die Instrumente zu benutzen.

Das Kind sollte die ausgesprochene Konsequenz mit seinem Verhalten in Beziehung setzen können. Sie helfen dem Kind dadurch, sich in ähnlichen und wiederkehrenden Situationen besser und mit mehr Fairness zu verhalten, wenn Sie eine Konsequenz aussprechen, die es versteht und die es selbst nachvollziehen kann.

Folgende praktische Konsequenzen, die in Zusammenhang mit dem Übertreten der Grenzen stehen, fördern die Einsicht der Kinder und trainieren faires Verhalten:

  • Ein Kind, das einem anderen Kind Spielsachen wegnimmt, sollte in einem Gespräch mit Ihnen erfahren, dass Sie Verständnis dafür zeigen, dass es in diesem Augenblick das gleiche Spielzeug haben möchte. Sie handeln mit den beteiligten Kindern eine Zeit aus, wann das Spielzeug gewechselt wird. Dabei kann ein Kurzzeitwecker helfen.
  • Ein Kind, das ein anderes schlägt, kann sich eine angemessene Wiedergutmachung überlegen und diese, wenn nötig, mit Ihrer Hilfe realisieren. Sie helfen den Kindern durch sinnvolle Grenzsetzung bei der Entwicklung von fairem Verhalten. Setzen Sie bei Grenzverletzungen wirkungsvolle Konsequenzen ein. Damit verdeutlichen Sie dem Kind sein eigenes Verhalten und unterstützen seine angemessene soziale Entwicklung.

Überprüfen Sie mit diesem Selbst-Test, wie gut es Ihnen gelingt, Grenzen zu setzen und Fairness zu fördern.

Selbst-Test: Wie gelingt es Ihnen, Grenzen zu setzen und die Fairness zu fördern?

Ja/Nein
Dürfen die Kinder in Ihrer Gruppe bei Regeln mitwirken?  
Beobachten Sie das Konfliktpotenzial in Ihrer Gruppe?  
Greifen Sie Streitanlässe auf und besprechen Sie diese?  
Erarbeiten Sie mit den Kindern, welche Regeln helfen könnten, Streit zu vermeiden?  
Suchen Sie bei Regelverstößen und Grenzübertretungen nach Konsequenzen, die das Kind einsehen und nachvollziehen kann?  
Stehen die Konsequenzen in direktem Zusammenhang mit dem Verhalten des Kindes?  

Auswertung:
6- bis 5-mal Ja: Sie setzen wirkungsvolle und für die Kinder verständliche Grenzen. Machen Sie so weiter!
4- bis 3-mal Ja: Gelegentlich gelingt es Ihnen bereits, effektvolle Grenzen zu setzen und damit langfristig die Fairness der Kinder zu fördern. Achten Sie in Zukunft noch mehr darauf, Regeln und Grenzen gemeinsam mit den Kindern zu entwickeln und zu besprechen.
2- bis 0-mal Ja: Sie setzen häufig willkürlich Grenzen. Bedenken Sie die Konsequenzen, die Sie einsetzen wollen, gründlich, und wählen Sie solche Konsequenzen aus, die das Kind mit seinem Verhalten verknüpfen kann.