Das menschliche Leben ist ohne Rituale kaum vorstellbar: Sei es das Glas warme Milch am Morgen, das Abendgebet, das Schlaflied oder der Gutenachtkuss am Abend – vor allem Kinder brauchen Rituale. Diese Tatsache können Sie sich in Ihrer Krippe zu Nutze machen, um beispielsweise neuen Kindern die Eingewöhnung zu erleichtern oder schwierige Situationen für das Kind, z. B. eine Erkrankung, erträglicher zu gestalten.
Rituale sind wiederkehrende Handlungen, die immer gleich oder jedenfalls nahezu unverändert ablaufen. Sie bewirken Ruhe, Entspannung, Sicherheit, Geborgenheit, Orientierung im oft hektischen und strukturlosen Alltag. Vor allem für Kinder sind wiederkehrende Handlungen wichtig, denn sie geben ihnen Halt und einen strukturierten Tagesrhythmus. Rituale vermitteln ihnen
Rituale bieten sich im Tagesablauf Ihrer Kinderkrippe an, um den Kindern vom 1. Tag an Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Nutzen Sie die folgenden Tipps, um wirkungsvolle Rituale in Ihren Tagesablauf zu integrieren.
Trennung und Abschied von den Eltern werden von den Kindern anfänglich als belastend und verunsichernd erlebt. Lassen Sie das Kind deshalb, wenn es von den Eltern in die Krippe gebracht wird, beim Abschied nicht allein. Nehmen Sie sich Zeit, und führen Sie gemeinsam mit dem neuen Kind und seinen Eltern ein Abschiedsritual durch, das so lange gleich bleibt, bis sich das Kind völlig bei Ihnen eingewöhnt hat:
Immer wieder wird es in der Krippe vorkommen, dass ein Kind im Laufe des Tages erkrankt. Das Kind muss noch so lange bei Ihnen bleiben, bis die telefonisch verständigten Eltern das Kind abholen können. In dieser Zeit braucht das kranke Kind besonders viel Zuwendung und Liebe von Ihnen. Helfen Sie dem Kind durch geeignete Rituale dabei, Ruhe zu bewahren und auf die Ankunft der Eltern zu warten. Nutzen Sie dazu unterschiedliche Rituale:
Gestalten Sie die Schlafenszeiten durch Rituale und wiederholte Abläufe so, dass Sie dem Kind helfen, zur Ruhe zu kommen und einzuschlafen. Ein abgedunkelter, ruhiger Raum, in dem bereits beim Betreten leise gesprochen wird, signalisiert dem Kind, dass in diesem Zimmer ein anderer Rhythmus herrscht, dass es hier besonders ruhig und besonnen zugeht. Als Rituale für die Schlafenszeit kommen folgende in Betracht:
Die Essenssituation sollten Sie besonders harmonisch gestalten, damit das Kind erleben kann, dass diese Situation für Gemütlichkeit, Genuss und gemeinsamen Austausch steht. Ein schön gedeckter Tisch mit Platzdeckchen für jedes Kind oder mit Blumenschmuck vermittelt auch bereits Kindern im Krippenalter eine angenehme Atmosphäre. Beim Essen mit den Kindern könnten Sie beispielsweise folgendes Ritual einführen:
In Ihrer Krippe gibt es im Monats- und Jahreslauf immer wieder Besonderheiten und Höhepunkte. Denken Sie beispielsweise an Feste wie Erntedankfest, Sankt Martin, Weihnachten oder Ostern, die Sie gemeinsam mit den Kindern begehen. Auch die Feier des eigenen Geburtstags ist für jedes Kind ein ganz großes Ereignis, an das es sich noch lange zurückerinnern wird.
Kinder im Krippenalter spüren bereits, dass solche Feste etwas Besonderes sind, auch wenn diese Rituale sich nicht tagtäglich wiederholen. Lassen Sie die Kinder jedoch bei den Höhepunkten und Feiern, die Sie in Ihrer Krippe begehen, gleich bleibende Handlungen erkennen, dadurch fällt den Kindern die Orientierung in solchen Situationen leichter:
Solche Rituale geben den Kindern Ihrer Krippe einen festen Orientierungsrahmen. Damit merken die Kinder, dass die wiederkehrenden Abläufe bedeutungsvoll für ihr Leben sind, und Sie unterstützen die Kinder, indem Sie ihnen verlässliche Strukturen und Halt vermitteln.
| Ja/ | Nein | |
| Kennen Sie 3 Vorteile, die Krippenkinder durch Rituale erfahren? | ||
| Gibt es in Ihrer Krippe Rituale, die den Kindern gezielt Geborgenheit vermitteln sollen? | ||
| Führen Sie in der Krippe ein immer gleich bleibendes Ritual beim Verabschieden der Eltern durch? | ||
| Sprechen Sie mit den Eltern in der Bringsituation kurz darüber, wie der bevorstehende Tag für das Kind aussieht? | ||
| Sagen Sie dem Kind in der Bringsituation ganz deutlich, wenn Sie seine Eltern verabschieden? | ||
| Bleiben Sie nach dem Weggehen der Eltern noch einige Zeit beim Kind, bis es ins Spiel gefunden hat? | ||
| Gibt es Rituale, mit denen Sie neuen Kindern die Eingewöhnung erleichtern? | ||
| Sind Sie auf Krankheitssituationen eingestellt, und setzen Sie im Krankheitsfall Rituale ein, die das Kind bis zum Eintreffen der Eltern beruhigen können? | ||
| Begleiten Sie kranke Kinder in einem ruhigen Nebenraum bis zum Eintreffen der Eltern? | ||
| Vermitteln Sie den Kindern in der Schlafenszeit einen immer gleichen Rhythmus? | ||
| Steht den Kindern in Ihrer Einrichtung ein separater und ruhiger Schlafraum zur Verfügung? | ||
| Hat jedes Kind in diesem Schlafraum sein eigenes Bett? | ||
| Helfen Sie den Kindern, die Essenssituation mit Hilfe von Ritualen als etwas Angenehmes und Gemütliches zu begreifen? | ||
| Sind in Ihrer Krippe die Essenstische mit Platzdeckchen und Blumenschmuck eingedeckt? | ||
| Beginnen Sie die gemeinsame Essenssituation mit einem Kindergebet oder mit einem Lied? | ||
| Sprechen Sie mit den Kindern zu Abschluss der Essenssituation darüber, wie ihnen das Essen geschmeckt hat? | ||
| Feiern Sie Feste und Kindergeburtstage als besondere Höhepunkte, die die Kinder auch an ritualisierten Abläufen erkennen können? | ||
| Setzen Sie sich mit den Kindern um eine festlich gedeckte Tafel? | ||
| Haben Sie diese Tafel mit den Kindern gemeinsam verziert und dekoriert? | ||
| Darf sich das Geburtstagskind mit einem besonderen Symbol schmücken, beispielsweise einer Geburtstagskrone oder einem Geburtstagshut? |
Auswertung:
20- bis 12-mal Ja: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben in den Tagesablauf Ihrer Krippe viele Rituale integriert, die den Kindern Orientierung und Halt geben.
11- bis 3-mal Ja: Sie befinden sich auf einem guten Mittelweg. Einige Rituale wiederholen sich bereits. Dennoch könnten Sie gemeinsam mit Ihrem Team überlegen und festschreiben, welche Rituale Sie noch weiter ausbauen möchten beziehungsweise welche neuen Rituale den Kindern Ihrer Krippe hilfreich wären.
2- bis 0-mal Ja: In Ihrer Krippe gibt es noch wenig Rituale und Abläufe, an denen sich die Kinder orientieren können und die den Kindern Sicherheit vermitteln. Besprechen Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeiterinnen, welche Rituale Sie langfristig einführen möchten. Beginnen Sie jedoch langsam: Setzen Sie zunächst ein Ritual um, das leicht in den Tagesablauf einzubinden ist. Nutzen Sie dazu beispielsweise das Abschiedsritual. Erst, wenn dieses eine Ritual gut und sicher eingeführt ist, gehen Sie zum nächsten über.