Das eine Kind wird sehr frei erzogen und zur Mitbestimmung angeregt, während in einer anderen Familie die Eltern autoritär vorgehen und ihr Kind nach strengen Regeln erziehen. Zwischen diesen beiden Erziehungsstilen liegt eine große Bandbreite, die sicher auch bei Ihnen und Ihren Kolleginnen immer wieder Fragen nach dem richtigen Maß aufwirft: Wie viel Anarchie und Mitbestimmung tut Kindern gut? Wie viele Regeln und Grenzen sind für die kindliche Entwicklung hilfreich? Die folgenden 4 Grundsätze sollen Sie dabei unterstützen, Antworten auf diese Fragen zu finden.
Reine Anarchie ist in Ihrer Kindertageseinrichtung nicht möglich, denn ohne Regeln kann kein menschliches Zusammenleben friedvoll und reibungslos verlaufen. Führen Sie wenige und für die Kinder überschaubare Regeln kindgerecht und verständlich ein. Kinder können Regeln leichter akzeptieren, wenn sie die Regeln verstehen und wissen, warum sie sich daran halten sollen. Verknüpfen Sie Regeln deshalb immer mit einer kindgerechten Begründung.
Beispielregel: „In die Räuberhöhle dürfen nur 3 Kinder.“
Begründung: „Die Räuberhöhle ist klein. Deshalb können nicht mehr als 3 Kinder hinein, sonst wird es zu eng und Spielen wäre nicht mehr möglich.“
Regeln haben den wichtigen Sinn, dass sie den Kindern Orientierung geben und aufzeigen, wie sie sich richtig verhalten sollen. Aus diesem Grund sollten Regeln immer positiv formuliert sein, denn so können Kinder erfahren, welches Verhalten tatsächlich von ihnen erwartet wird. „Gehe nicht mit Fremden mit!“ Diese Regel sagt Kindern nur, was sie nicht tun sollten, sie trifft jedoch keine Aussage darüber, welches Verhalten richtig ist. „Laufe nur mit deinen Freunden, mit Bekannten oder deinen Eltern!“ Eine solche Regel zeigt dem Kind das geforderte Verhalten auf.
Mit fortschreitendem Alter und Wissensstand der Kinder sollten Sie versuchen, die Kinder immer mehr in das Geschehen mit einzubeziehen. Was ist den Kindern wichtig, wofür interessieren sie sich, was wollen sie lernen und spielen? Kinder, die gelernt haben, ihren eigenen Willen durchzusetzen und Inhalte mitzubestimmen, können zunächst zeitlich begrenzt „Anarchie“ erproben. Danach gelingt es, dass Sie die Kinder in kleinen Gruppen in die Regelfindung mit einbeziehen. Die Checkliste auf dieser Seite hilft Ihnen bei der Umsetzung.
Überlegen Sie mit den Kindern gemeinsam, welche Folgen eintreten könnten, wenn die Regel nicht eingehalten wird. Durch ein solches Vorgehen können Kinder lernen, die Wünsche und Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und mit den eigenen Bedürfnissen abzustimmen.
So können Sie Anarchie erproben und Regeln mit den Kindern finden:
Regeln machen den Kindern deutlich, welches Verhalten von ihnen erwartet wird. Die Kinder sollten von Ihnen auch erfahren, welche Folgen eintreten, wenn sie die Regel nicht einhalten. Damit setzen Sie die Kinder darüber in Kenntnis, was auf sie zukommt. Die Entscheidung darüber, ob sie sich an die Regeln halten oder nicht, muss jedoch beim Kind bleiben. Ein Kind, das eine bekannte Regel willentlich bricht, sollte die Konsequenzen kennen. Logische Folgen sollten direkt und unmittelbar Bezug auf das Verhalten des Kindes nehmen.
Beispiele:
Begeben Sie sich gemeinsam mit den Kindern auf den Weg, Anarchie zu erforschen und nötige Regeln und Grenzen aufzustellen.
| o.k. | |
| Sie haben überprüft, an welche Regeln sich die Kinder nicht halten. | |
| Sie haben diese Regeln außer Kraft gesetzt. | |
| Sie haben die Kinder zum Spiel ohne Regeln ermutigt. | |
| Sie haben die Kinder genau beobachtet und besprochen, ob sie ohne Regeln gut spielen können. | |
| Sie haben mit den Kindern dringend nötige Regeln aufgestellt. |