Soziale und emotionale Entwicklung bei Kindern stärken

In der Kita begegnen Mädchen und Jungen zum ersten Mal regelmäßig Gleichaltrigen und lernen, ihre eigenen Wünsche mit denen anderer abzustimmen. Dabei kommt es nicht selten zu Konflikten und emotionalen Ausbrüchen – Situationen, die für Ihr Team als Kitaleitung herausfordernd sein können. Gleichzeitig eröffnen sie wertvolle Möglichkeiten, die sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Kinder gezielt zu fördern. Im Folgenden zeigen wir von Pro Kita, wie Sie diese Kompetenzen systematisch stärken und Kinder optimal auf das Zusammenleben in der Gruppe vorbereiten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Frühes Lernen sozialer und emotionaler Kompetenzen: Kinder lernen in der Kita, ihre eigenen Bedürfnisse mit denen anderer abzustimmen, Konflikte zu bewältigen und Mitgefühl zu entwickeln.
  • Rolle der Erzieherinnen, Erzieher und Eltern: Pädagogische Fachkräfte und Eltern bilden die Grundlage für die soziale und emotionale Entwicklung, indem sie sichere Bindungen schaffen, Vorbilder sind und Kinder bei der Wahrnehmung und dem Ausdruck von Gefühlen begleiten.
  • Praktische Methoden zur Förderung: Rollenspiele, Gruppenprojekte, Bilderbücher, Spiele und Bewegungsgeschichten ermöglichen Kindern, soziale Regeln zu üben, Konfliktlösungen zu erproben und Teamfähigkeit sowie Empathie zu entwickeln.
  • Langfristige Bedeutung: Früh geförderte soziale und emotionale Kompetenzen bereiten Kinder auf Schule und Alltag vor, stärken Selbstbewusstsein und Konfliktfähigkeit und fördern eine gesunde, respektvolle Interaktion mit anderen Kindern und Erwachsenen.

Welche Bedeutung hat die soziale und emotionale Entwicklung für Kinder?

Kinder brauchen soziale und emotionale Kompetenzen, um mit anderen in Kontakt zu treten. Diese Fähigkeiten entwickeln sie nicht von allein, sondern erlernen sie Schritt für Schritt im Alltag. Während einigen Kindern der Umgang mit Gleichaltrigen leichtfällt, tun sich andere anfangs schwer, ihren Platz in der Gemeinschaft zu finden.

Für ein gutes Miteinander ist es entscheidend, dass jedes Kind versteht, welches Verhalten angemessen ist:

  • Wie drücke ich aus, was ich brauche?
  • Wie sage ich, dass ich unzufrieden bin?
  • Wie zeige ich meine Gefühle so, dass andere sie verstehen?

Antworten auf diese Fragen finden die Kinder im Zusammenspiel mit ihren Kameraden. Um dabei positive Erfahrungen zu sammeln und Konflikte zunehmend selbstständig zu lösen, eignen sich beispielsweise Gruppenübungen als Unterstützung.

So entwickeln Kinder emotionale Kompetenzen – Gefühle verstehen und ausdrücken

Eigene Emotionen zu verstehen, fällt schon vielen Erwachsenen schwer. Kinder im Krippen- und Kindergartenalter lernen erst, was Gefühle sind. Je nach Situation erleben sie unterschiedliche Gefühlszustände, die durch verschiedene Auslöser entstehen und sich auf vielfältige Weise ausdrücke.

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Kinder müssen alle Facetten von Emotionen kennenlernen, damit sie damit richtig umgehen können © MNStudio – Shutterstock

Die Entwicklung von Emotionen und ihrer Wahrnehmung fördern

Für Kinder ist es wichtig, alle Facetten von Emotionen kennenzulernen. Sie müssen lernen, ihre eigenen und die Gefühle anderer zu verstehen:

  • Wie geht es meinem Gegenüber gerade?
  • Warum weint das Mädchen, das mit mir am Tisch sitzt?
  • Ist es normal, dass alle lachen, wenn ich lustig bin?

Zu denemotionalen Kompetenzen, die ein Kind sich aneignet, gehört so zum Beispiel, Mitgefühl zu entwickeln. Die Aufgabe von pädagogischen Fachkräften besteht unter anderem darin, die Mädchen und Jungen auf verschiedene Gefühle aufmerksam zu machen.

Der Ausdruck emotionaler Regungen: Gestik, Mimik und Körperhaltung

Kinder können nur dann auf Gefühle reagieren, wenn sie diese bei sich selbst oder anderen wahrnehmen. Zeigen Sie ihnen, wie Emotionen aussehen und woran man sie erkennt:

  • Gestik: Hand- und Armbewegungen verraten, ob jemand wütend ist oder beruhigen möchte.
  • Mimik: Freude, Angst, Trauer oder Wut lassen sich besonders an Mund und Augen ablesen; Ekel zeigt sich z. B. an gerümpfter Nase.
  • Körperhaltung: Hängende Schultern deuten etwa auf Traurigkeit hin.

Solche Hinweise unterstützen Kinder dabei, den Zusammenhang von Gefühlen und Verhalten zu verstehen. Auch Bewegungsgeschichten eignen sich, um Mimik und Gestik spielerisch zu entdecken.

Soziale Kompetenz fördern – Eltern und Kita gemeinsam stärken

Die Entwicklung sozialer Kompetenzen beginnt zu Hause, wird aber in der Kita gezielt unterstützt.

Bedeutung der Eltern für soziale Entwicklung

Die Bindung zu den Eltern bildet die Grundlage für die soziale Entwicklung der Kinder in Ihrer Einrichtung. Sie vermittelt Sicherheit und prägt alle Beziehungen, die ein Kind eingeht. Manche Kinder benötigen zusätzliche Unterstützung, da fehlende Kompetenzen Entwicklungsstörungen oder Auffälligkeiten begünstigen können. Ihre Kita dient für Eltern und Kinder oft als erste Anlaufstelle, um Auffälligkeiten früh zu erkennen und gezielt zu fördern.

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Soziale und emotionale Kompetenzen gehören eng zusammen © fizkes – Shutterstock

Soziale Kompetenz in der Kita entwickeln

Soziale Kompetenz bedeutet, eigene Bedürfnisse im Austausch mit anderen zu vertreten, ohne Beziehungen zu belasten. Kinder müssen diese Fähigkeit erst erlernen. In der Kita erfahren sie, dass nicht nur ihre eigenen Wünsche zählen, sondern auch die der anderen. Durch gemeinsame Aktivitäten, Rollenspiele oder Teamaufgaben können Kinder üben:

  • auf andere Rücksicht zu nehmen
  • Konflikte eigenständig zu lösen
  • Kompromisse zu finden

Vorbereitung auf Schule und Alltag

Die Förderung sozialer Kompetenzen beeinflusst das Verhalten der Kinder entscheidend. Ein Kind, das bereits früh lernt, Wut oder Frust angemessen zu äußern und auf andere Rücksicht zu nehmen, kommt in der Schule besser zurecht und fügt sich leichter in die Klassengemeinschaft ein. Vermitteln Sie deshalb klare Regeln für das Zusammenleben in der Gruppe und schaffen Sie Gelegenheiten, dass Kinder üben, sich in andere hineinzuversetzen – eine Fähigkeit, die gerade für Jüngere zu Beginn noch herausfordernd ist.

Übungen und Spiele zur Förderung von sozialen und emotionalen Kompetenzen

Soziale und emotionale Kompetenzen lassen sich zwar getrennt betrachten, hängen aber eng zusammen. Fehlt einem Kind die emotionale Kompetenz, zeigt sich das häufig auch im sozialen Verhalten. Kinder, die nicht erkennen, dass ein Spielkamerad traurig oder verletzt ist, trösten ihn nicht und wirken dadurch oft rücksichtslos oder wenig empathisch.

Warum Training wichtig ist

Ein zielgerichtetes Training hilft den Mädchen und Jungen, die Gefühle anderer wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. Sie lernen, dass ein weinendes Kind nicht geneckt werden darf, weil es ihm schlecht geht. Wer über gut entwickelte soziale und emotionale Kompetenzen verfügt, fällt im Umgang mit anderen leichter, und viele Konflikte lassen sich vermeiden.

Als Kitaleitung spielen Sie dabei mit ihrem Team eine entscheidende Rolle. Sie prägen nicht nur den Bildungsweg und die Entwicklung der Kinder, sondern dienen auch als Vorbilder. Gleichzeitig sorgen Sie dafür, dass Regeln eingehalten werden und die Kinder rücksichtsvoll miteinander umgehen.

Praktische Übungen und Spiele

Zur Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen eignen sich verschiedene Übungen und Spiele:

  • Brett- und Gesellschaftsspiele
  • Schau- und Rollenspiele
  • Gemeinsame Gruppenprojekte
  • Bilderbücher und Geschichten

Begriffe wie „soziale“ oder „emotionale Kompetenz“ sind für Kinder abstrakt. Auch wenn sie die Wörter noch nicht verstehen, können Sie den Kern spielerisch vermitteln. Spiele bieten ideale Lerngelegenheiten, um Gefühle und den Umgang miteinander anschaulich zu thematisieren.

Praxistipp für den Kita-Alltag: Nutzen Sie die vorhandenen Spielmaterialien in Ihrer Kita, um die Kinder zu Interaktionen anzuregen. Viele Mädchen und Jungen haben vor dem Eintritt in den Kindergarten nur mit Eltern oder Geschwistern gespielt. Das Zusammenspiel mit anderen Kindern ist für sie oft neu. Mit Ihrer Unterstützung – und durch das gemeinsame Lernen in der Gruppe – erfahren die Kinder, wie das Miteinander funktioniert und welche Regeln wichtig sind.

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Infografik Spiele und Aktivitäten für Kinder, um ihre soziale und emotionale Kompetenz zu fördern © Prokita-Portal

Entwicklung von sozialen und emotionalen Kompetenzen durch Rollenspiele

Durch Rollenspiele zeigen Sie den Mädchen und Jungen anschaulich, wie emotionale und soziale Kompetenzen den Alltag erleichtern. Anhand vorgegebener Geschichten sammeln die Kinder indirekt Erfahrungen, die sie auf ihr eigenes Verhalten übertragen können.

Einführung ins Rollenspiel

Erklären Sie der Gruppe zunächst, worum es in dem Rollenspiel geht. Besonders interessant sind Konflikte zwischen Personen. So könnte zum Beispiel thematisiert werden, dass ein Kind traurig oder verletzt ist, weil jemand absichtlich seine Brotbox kaputtgemacht hat.

Rollen ausprobieren und Verhalten üben

In den jeweiligen Rollen können die Kinder dann ausprobieren, wie sie sich angemessen verhalten:

  • Wie kann ich mein Fehlverhalten wieder gut machen?
  • Wie zeige ich meinem Gegenüber, dass es mir leid tut, etwas kaputt gemacht zu haben?
  • Wie kann ich jemandem verzeihen?

Gemeinsam mit ihren Erziehern lernen die Kinder in der Kita, wie sie mit schwierigen sozialen Situationen umgehen. Rollenspiele schaffen dafür einen sicheren und offenen Rahmen.

Bedeutung für Alltag und Zuhause

Diese Kompetenzen sind nicht nur in der Kita, sondern auch zu Hause von Bedeutung. Eltern bemerken oft positive Veränderungen im Verhalten ihrer Kinder, wenn relevante Themen zuvor in der Kita behandelt wurden. Probieren Sie diese Rollenspiele mit den Kindern aus und erleben Sie, wie sie spielerisch soziale Fähigkeiten entwickeln!

Lernen mit Bilderbuch: Emotionale und soziale Kompetenzen bilden

Erfahrungen können nicht nur über Rollen- oder Schauspiele gesammelt werden. Auch ein passendes Bilderbuch ermöglicht es pädagogischen Fachkräften, emotionale und soziale Kompetenzen zu vermitteln. Auf diese Weise lernen die Mädchen und Jungen, ihre Beziehungen zu verbessern und sich auch später in der Schule zurechtzufinden.

In Geschichten erfahren die Mädchen und Jungen durch fiktive Figuren, wie man sich in unterschiedlichen Situationen verhält. Für kleine Kinder sind dabei Bilder besonders wichtig. Sie können an den Bildern zum Beispiel die passende Mimik zu Angst oder Wut ablesen. Die Zeichnungen in Bilderbüchern stellen in den meisten Fällen Kinder oder unter Umständen auch Tiere dar, die sich in der gleichen Lage wie die Kinder befinden. Es geht dabei zum Beispiel um einen Streit zwischen Freunden oder die Angst vor einem Gewitter.

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Kinder können ihre Emotionen manchmal nicht zu Wort bringen und zeichnen sie daher auf © Dande_lion_studio

Gruppenprojekte zur Förderung von sozialen und emotionalen Kompetenzen nutzen

Je nach Kapazitäten von ihrem Team sowie den Ressourcen der Kita lassen sich Gruppenprojekte gezielt zur Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen einsetzen. Das Projekt sollte für die Kinder spannend und greifbar sein, zum Beispiel durch gemeinsames Gärtnern: Ein Beet im Garten gestalten, Erde vorbereiten, Pflanzen einsetzen und gießen.

Förderung von Zusammenarbeit und Teamgeist

Solche Projekte bedeuten für die Betreuerinnen und Betreuer zwar zusätzlichen Aufwand, da die Pflege nicht vollständig von den Kindern übernommen werden kann. Dennoch fördern sie:

  • Zusammenarbeit: Die Kinder klären untereinander, wer welche Aufgabe übernimmt (buddeln, säen, gießen).
  • Teamarbeit: Aufgaben in Zweierteams ausführen, z. B. einer pumpt Wasser, der andere füllt die Gießkanne.
  • Soziale Fähigkeiten: Durch Abstimmung und Kooperation stärken die Kinder ihre Beziehungen zueinander.

Konflikte als Lernchance nutzen

Konflikte gehören zu Gruppenprojekten dazu, zum Beispiel wenn mehrere Kinder dieselbe Aufgabe übernehmen möchten. Solche Situationen schaffen Aushandlungsbedarf und bieten gleichzeitig Lernchancen: Die Kinder üben, gemeinsame Lösungen zu finden und Kompromisse einzugehen.

 Auf diese Weise stärken sie ihre Konfliktfähigkeit und ihre Motivation, das Projekt erfolgreich abzuschließen. Gruppenprojekte lassen sich flexibel gestalten, je nach den Möglichkeiten der Kita und ihrer Umgebung, und bieten wertvolle Chancen, soziale und emotionale Kompetenzen zu entwickeln.

Emotionale Kompetenz durch Prävention und Weiterbildung stärken

Sie können die emotionale und soziale Kompetenz der Kinder durch Prävention und Weiterbildung zielgerichtet fördern.

Präventionsprogramme einsetzen

Informationen und Materialien lassen sich über verschiedene Foren und Initiativen beziehen, und Sie können passende Programme in Ihrer Einrichtung planen. Ein Beispiel ist Papilio, ein Präventionsprogramm für Kitas und Grundschulen, das die Interaktion zwischen Kindern und Erziehern stärkt. Durch sichere Beziehungen zu Bezugspersonen entwickeln Kinder ihre emotionale Kompetenz kontinuierlich.

Weiterbildung als wichtige Ressource

Als Leitung sollten Sie situationsabhängig prüfen, ob Fortbildungen für Ihr Team sinnvoll sind. Beobachten Sie viele emotionale Ausbrüche in Ihren Gruppen oder Schwierigkeiten der Kinder bei sozialen Bindungen, lohnt sich eine gezielte Weiterbildung. So befähigen Sie Ihr Team, die Kinder in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung zu unterstützen.

Fazit: Durch ein Gesamtkonzept stärken Sie die Kinder umfassend

Die Ansätze zur Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen bei Kindern sind vielfältig. Als Kitaleitung müssen Sie selbst entscheiden, welche Methode ihr am geeignetsten erscheint. Grundlage jeder Technik ist es, die Kinder in ihrer Persönlichkeit zu stärken und auch ihr Selbstbewusstsein zu fördern. Nur wenn die Mädchen und Jungen an sich glauben, schaffen sie es auch, sozial kompetent mit anderen Kindern zu interagieren.

Gerade in den ersten Lebensjahren machen sich Kinder noch keine Sorgen um ihr Ansehen oder die Akzeptanz anderer. Das ändert sich jedoch mit den Jahren. Als Bezugspersonen stehen Sie und ihre Erzieher in der Verantwortung, den Mädchen und Jungen zu vermitteln, dass sich nicht verstellen oder verbiegen müssen. Die Kinder sollten mit Freude dazulernen und eine gesunde Bindung zu Erwachsenen und anderen Kindern aufbauen.

Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2025)


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