In der Kita kommen Mädchen und Jungen meistens zum ersten Mal regelmäßig in Kontakt mit anderen Kindern. Hier spielen sie über einen längeren Zeitraum hinweg mit ihren Freunden. Dabei müssen sie sich auf die Wünsche und Bedürfnisse anderer genauso einstellen wie auf Kompromisse. Das ist für die meisten von ihnen neu. Nicht selten kommt es daher zu Konflikten und Emotionsausbrüchen. Diese sind zwar normal, können für Erzieherinnen und Erzieher allerdings auch zu einer echten Herausforderung werden. Dennoch haben sie auch etwas für sich: Durch solche neuen Situationen lernen die Kinder, ihre Kompetenzen zu stärken. Ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten können unter anderem auch durch gezielte Übungen gefördert werden.
Kinder benötigen soziale und emotionale Kompetenzen, um mit anderen Menschen interagieren zu können. Diese Fähigkeiten bringen die Mädchen und Jungen nicht einfach mit. Die Kinder müssen den Umgang mit anderen erst erlernen. Der Umgang mit ihren Kameraden fällt manchen Kindern leicht, andere haben zunächst Schwierigkeiten damit, sich in der Gemeinschaft zurechtzufinden.
Damit das Miteinander funktionieren kann, muss jedes einzelne Kind wissen, welches Verhalten angemessen ist.
All diese Fragen klären sich für die Mädchen und Jungen im Umgang mit anderen. Damit die Kinder aus den verschiedenen Situationen lernen können und sich leichter dabei tun, Konflikte eigenständig zu lösen, können einige Übungen in der Gruppe helfen.
Die eigenen Emotionen zu verstehen, scheint schon für Erwachsene häufig eine Herausforderung zu sein. Kleine Kinder sind im Krippen- und Kindergartenalter erst dabei, überhaupt zu erfahren, was Gefühle sind. Die Gefühlszustände können je nach Situation ganz unterschiedlich ausfallen. Für jedes Gefühl gibt es einen anderen Auslöser. Auch der Ausdruck einer Emotion zeigt sich auf unterschiedliche Art und Weise.
Für Kinder ist es deshalb wichtig, alle Facetten von Emotionen kennenzulernen. Sie müssen lernen, ihre eigenen und die Gefühle anderer zu verstehen:
Zu den emotionalen Kompetenzen, die ein Kind sich aneignet, gehört so zum Beispiel, Mitgefühl zu entwickeln. Die Aufgabe von pädagogischen Fachkräften besteht unter anderem darin, die Mädchen und Jungen auf verschiedene Gefühle aufmerksam zu machen.
Nur wenn die Mädchen und Jungen überhaupt bemerken, dass bei ihnen selbst oder bei einer weiteren Person Emotionen existieren, können sie darauf reagieren. Zeigen Sie den Kindern, wie die verschiedenen Emotionen aussehen können. Welche Gefühle gibt es und wie sehen sie zum Beispiel im Gesicht des Menschen aus? Weisen Sie die Kinder daraufhin, woran sie Emotionen erkennen können:
Die Hinweise der Erwachsenen helfen den Kindern dabei, die Zusammenhänge von Emotionsausdruck und Gedanken zu verstehen. Auch Bewegungsgeschichten sind eine tolle Möglichkeit, um schon die Kleinsten auf die verschiedenen Arten der Mimik und Gestik aufmerksam zu machen.
Im Bildungsbereich und Entwicklungsziel der Kinder spielt auch ihre soziale Kompetenz eine wichtige Rolle. Die Kita bietet hierbei den richtigen Rahmen, um diese Fähigkeit der Kinder zu fördern. Soziale Kompetenz zeigt sich darin, dass Personen ihre eigenen Interessen im Austausch und Umgang mit anderen durchsetzen können, ohne dabei der sozialen Beziehung zu schaden. Sprich: Wer sozial kompetent ist, kann durch Worte ausdrücken, was ihm oder ihr wichtig ist.
Diese Fähigkeit ist aber niemandem in die Wiege gelegt. Im Gegenteil: Jedes Kind hat seine individuellen Bedürfnisse. Diese will es in jedem Fall durchsetzen. In der Kita lernen die Mädchen und Jungen jedoch, dass auch die Bedürfnisse anderer zählen.
Die Förderung der sozialen Kompetenz der Kinder ist wichtig, um ihr Verhalten positiv zu prägen. Um in der Schule mitkommen zu können und sich zum Beispiel auf den Verband einer Klasse einzulassen, sollten die Kinder schon davor soziale Werte kennenlernen. Ein Kind, das in der Gruppe durch Wutausbrüche und rücksichtsloses Verhalten auffällt, tut sich in der Schule schwer. Schon im Kindergarten erhält das Miteinander der Kinder eine große Bedeutung.
Die Mädchen und Jungen lernen von Erzieherinnen und Erziehern Regeln, die für den Umgang unter den Kindern wichtig sind. Auf diese Weise können Konflikte einerseits vermieden werden, andererseits können die Mädchen und Jungen sie auch selbst lösen. Voraussetzung für eine positive soziale Interaktion ist, dass die Kinder bereits die Perspektive anderer übernehmen können. Besonders kleine Kinder, die gerade erst in die Kita gekommen sind, tun sich dabei häufig noch schwer.
Soziale und emotionale Kompetenz können jeweils getrennt betrachtet werden. Sie gehören aber auch eng zusammen. Fehlt einem Kind beispielsweise die nötige emotionale Kompetenz, fällt es häufig auch sozial auf. Kinder, die beispielsweise nicht verstehen, dass ihr Spielkamerad weint, weil er traurig oder verletzt ist, trösten ihn auch nicht. Sie stechen häufig durch scheinbare Rücksichtslosigkeit und mangelnde Empathie hervor.
Ein Training ihrer Kompetenzen hilft den Mädchen und Jungen, die Emotionen anderer Menschen nachzuvollziehen. Sie verstehen anschließend, dass ein weinendes Kind nicht geneckt werden darf, da es ihm schlecht geht. Wer über eine gestärkte soziale und emotionale Kompetenz verfügt, tut sich auch leichter, mit anderen zu interagieren. Viele Konflikte können auf diese Weise vermieden werden.
Da Erzieherinnen und Erzieher im Kindergarten Bezugspersonen für die Mädchen und Jungen sind, ist ihre Bedeutung für deren Bildungsbereich und deren Entwicklungsziele groß. Sie handeln nicht nur als Vorbilder: Die Erwachsenen sorgen auch dafür, dass Regeln eingehalten werden und die Kinder rücksichtsvoll miteinander umgehen.
Durch einige Übungen und Spiele lassen sich die Kompetenzen der Kinder fördern:
Für Kinder sind die Begriffe der emotionalen und sozialen Kompetenz abstrakt. Natürlich verstehen sie die Fachbegriffe nicht, aber auch der Grundgedanke der Wörter ist für sie kompliziert. Deshalb müssen Fachkräfte die Idee für die Mädchen und Jungen vereinfachen. Kinder lernen am besten, wenn sie Themen spielerisch erarbeiten. Aus diesem Grund bieten sich auch verschiedene Arten von Spielen dazu an, Gefühle und soziale Interaktionen zu thematisieren.
Nutzen Sie beispielsweise Spiele aus dem Fundus des Kindergartens, um die Kinder dazu zu bringen, sozial zu interagieren. Der Alltag in der Kita eröffnet den Mädchen und Jungen zahlreiche Möglichkeiten zum Spielen. Wenn sie in den Kindergarten kommen, haben sie bisher meist nur mit ihren Eltern und gegebenenfalls mit ihren Geschwistern gespielt. Die Interaktion mit anderen, fremden Kindern ist deshalb oft neu für die Kinder. Sie als pädagogische Fachkraft, aber auch die anderen Mädchen und Jungen zeigen ihnen, wie sie sich in der Gruppe verhalten sollen.
Rollenspiele sind ein effektives Mittel, um Kindern die Konsequenzen und Auswirkungen ihres Verhaltens deutlich zu machen. Sie zeigen den Mädchen und Jungen beispielhaft, wie emotionale und soziale Kompetenzen helfen, den Alltag zu bewältigen. Anhand von vorgegebenen Geschichten können die Kinder indirekt Erfahrungen sammeln und diese für ihr eigenes Handeln nutzen.
Erklären Sie der Gruppe zunächst, worum es in dem Rollenspiel gehen soll. Interessant sind dabei zum Beispiel Konflikte zwischen Personen. Das Rollenspiel kann thematisieren, dass ein Kind sich traurig oder verletzt fühlt, da jemand anderes seine Brotbox absichtlich kaputtgemacht hat.
Die Kinder können dann in den jeweiligen Rollen ausprobieren, wie sie sich korrekt verhalten könnten:
Gemeinsam mit ihren Erzieherinnen und Erziehern lernen die Kinder in der Kita, wie sie mit schwierigen sozialen Situationen umgehen. Rollenspiele ermöglichen einen sicheren und offenen Austausch. Die Kompetenzen sind für die Kinder auch im Alltag wichtig. Das stellt sich vor allem zu Hause heraus. Dort merken die Eltern der Mädchen und Jungen häufig einen Unterschied in ihrem Verhalten, wenn relevante Themen in der Kita besprochen und erklärt wurden.
Erfahrungen können nicht nur über Rollen- oder Schauspiele gesammelt werden. Auch ein passendes Bilderbuch ermöglicht es pädagogischen Fachkräften, emotionale und soziale Kompetenzen zu vermitteln. Auf diese Weise lernen die Mädchen und Jungen, ihre Beziehungen zu verbessern und sich auch später in der Schule zurechtzufinden.
In Geschichten erfahren die Mädchen und Jungen durch fiktive Figuren, wie man sich in unterschiedlichen Situationen verhält. Für kleine Kinder sind dabei Bilder besonders wichtig. Sie können an den Bildern zum Beispiel die passende Mimik zu Angst oder Wut ablesen. Die Zeichnungen in Bilderbüchern stellen in den meisten Fällen Kinder oder unter Umständen auch Tiere dar, die sich in der gleichen Lage wie die Kinder befinden. Es geht dabei zum Beispiel um einen Streit zwischen Freunden oder die Angst vor einem Gewitter.
Durch die Geschichten lernen die Mädchen und Jungen, wie sie ihre Gefühle ausdrücken und wie sie mit anderen Kindern und Erwachsenen reden können. Sie erfahren außerdem, dass sie mit ihren Emotionen nicht alleine sind. Als pädagogische Fachkraft können Sie die Kinder dazu ermutigen, auf andere zuzugehen, ihren Spielkameraden zuzuhören und sich gegenseitig zu unterstützen.
Je nach Kapazitäten der Erzieherinnen und Erzieher und nach Ressourcen des Kindergartens lassen sich auch Gruppenprojekte zur Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen nutzen. Das Thema beziehungsweise die Aufgabe des Projekts sollten für die Kinder spannend sein. Sie können beispielsweise gemeinsam mit den Kindern ein Beet im Garten gestalten. Den Mädchen und Jungen bereitet es Freude, die Erde vorzubereiten, zu pflanzen und zu gießen.
Natürlich bedeutet eine solche Aktion für die Betreuer der Gruppe einen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Die Pflege kann nicht nur von den Kindern übernommen werden. Die Erwachsenen müssen häufig extra Zeit investieren, um das Beet zu erhalten. Das Projekt fördert jedoch die Zusammenarbeit der Kinder. Die Mädchen und Jungen müssen untereinander ausmachen, wer welche Aufgabe übernimmt. Sie sprechen sich ab, wer buddelt und wer die Samen in die Erde gibt. Teamaufgaben helfen, die Effekte zu intensivieren. In Zweierteams können die Kinder beispielsweise Wasser zum Gießen holen. Einer pumpt an der Matschpumpe, der andere hält die Gießkanne. Auf diese Weise stärken die Mädchen und Jungen ihre sozialen Fähigkeiten und Beziehungen.
Auch Konflikte sind bei einem Gruppenprojekt vorprogrammiert. Oft möchten mehrere Kinder die gleiche Aufgabe übernehmen und geraten darüber in Streit. Auf diese Weise kann eine Gruppenaktion förderlich wirken: Damit das Projekt funktioniert, müssen sich die Kinder einigen. Nur so kann es weitergehen. So ist die Gruppe motiviert, einen Kompromiss zu finden und nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen. Gruppenprojekte können ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem welche Möglichkeiten die Kita und ihre Umgebung bieten.
Die Ansätze zur Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen bei Kindern sind vielfältig. Jede Fachkraft muss selbst entscheiden, welche Methode ihr am geeignetsten erscheint. Grundlage jeder Technik ist es, die Kinder in ihrer Persönlichkeit zu stärken und auch ihr Selbstbewusstsein zu fördern. Nur wenn die Mädchen und Jungen an sich glauben, schaffen sie es auch, sozial kompetent mit anderen Kindern zu interagieren.
Gerade in den ersten Lebensjahren machen sich Kinder noch keine Sorgen um ihr Ansehen oder die Akzeptanz anderer. Das ändert sich jedoch mit den Jahren. Als Bezugspersonen stehen pädagogische Fachkräfte in der Verantwortung, den Mädchen und Jungen zu vermitteln, dass sich nicht verstellen oder verbiegen müssen. Die Kinder sollten mit Freude dazulernen und eine gesunde Bindung zu Erwachsenen und anderen Kindern aufbauen.
Häufig spielt dabei gerade die Bindung zu den Eltern eine wichtige Rolle. Sie bildet die Grundlage für die sozialen Beziehungen, die ein Kind gestaltet. Einige Kinder benötigen Unterstützung, da sie ohne die nötigen Kompetenzen Entwicklungsstörungen oder Auffälligkeiten entwickeln. Der Kindergarten gilt für Eltern und Kinder häufig als erste Anlaufstelle bei Problemen. Deshalb sollten sich Erzieherinnen und Erzieher in jedem Fall weiterbilden, um die nötigen Kompetenzen vermitteln zu können.
Informationen und Material lassen sich über verschiedene Foren und Initiativen organisieren. Außerdem können Betreuer auch passende Programme planen. Papilio ist ein Beispiel für ein Präventionsprogramm, das sich an Kitas und Grundschulen richtet. Durch das Programm wird die Interaktion zwischen Kindern und Erziehern gestärkt. Auf diese Weise kann sich die emotionale Kompetenz des Kindes durch eine sichere Beziehung zu einer Bezugsperson entwickeln.
Je nach Situation und Bedarf sollten Fachkräfte im Kindergarten jeweils entscheiden, ob eine Fortbildung hilfreich sein könnte. Fallen viele Kinder in meiner Gruppe durch emotionale Ausbrüche auf? Scheinen sie Probleme mit sozialen Bindungen zu haben? Eine Weiterbildung zur Förderung der Mädchen und Jungen ist dann sicherlich sinnvoll.
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)