Entwicklungsgespräche in der Kita: Vorbereitung und Durchführung

Als Kitaleitung tragen Sie die Verantwortung, Entwicklungsgespräche so zu gestalten, dass sie Eltern Orientierung geben und die Zusammenarbeit zwischen Einrichtung und Familie stärken. Diese Gespräche sind mehr als ein Pflichttermin – sie schaffen Vertrauen, zeigen spezifische Stärken der Kinder auf und eröffnen Wege zur zielgerichteten Förderung. Gleichzeitig erfordern sie eine klare Struktur, sorgfältige Vorbereitung und eine wertschätzende Gesprächsführung. In diesem Beitrag zeigen wir von Pro Kita, wie Sie Entwicklungsgespräche erfolgreich vorbereiten, durchführen und dabei sowohl Ihr Team als auch die Eltern optimal einbinden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ziel und Bedeutung: Entwicklungsgespräche stärken die Zusammenarbeit zwischen Kita und Eltern, schaffen Vertrauen, zeigen Stärken der Kinder auf und unterstützen eine gezielte Förderung.
  • Vorbereitung: Kitaleitungen bereiten Gespräche sorgfältig vor, nutzen Entwicklungsportfolios, Beobachtungsbögen und Leitfäden, beobachten Kinder langfristig und berücksichtigen mögliche Sprachbarrieren.
  • Durchführung: Gespräche auf Augenhöhe, offene Kommunikation über Stärken und Entwicklungsfelder, positive Einstiege, aktive Einbindung der Eltern und strukturierter Ablauf sichern einen konstruktiven Austausch.
  • Praxis und Nachbereitung: Vereinbarungen dokumentieren, Feedback geben, individuelle Stärken anerkennen, Förderbedarf besprechen und bei Bedarf Folgetermine einplanen, um die Entwicklung kontinuierlich zu begleiten.

Was ist ein Entwicklungsgespräch in der Kita?

Ein Entwicklungsgespräch ermöglicht es Ihnen als Kita-Leitung, gemeinsam mit den Eltern gezielt über den Entwicklungsstand, das Verhalten und die Fortschritte jedes Kindes zu sprechen. Meist findet es mindestens einmal jährlich oder nach der Eingewöhnung statt und stärkt die Elternarbeit in der Kita. In der Regel dauert das Gespräch eine Stunde und sollte diesen Rahmen auch nicht überschreiten. Andere Themen, wie organisatorische Fragen oder allgemeine Termine aus dem Alltag, sollten bei diesem Gespräch in den Hintergrund rücken.

Wie führen Kitaleitungen erfolgreiche Entwicklungsgespräche mit Eltern?

Eltern, die zum ersten Mal zu einem Entwicklungsgespräch eingeladen werden, sind häufig unsicher, weil sie nicht wissen, was sie erwartet. Vermitteln Sie von Beginn an klar: Entwicklungsgespräche dienen nicht dazu, Probleme oder Beschwerden zu thematisieren, sondern informieren die Eltern über die persönliche Entwicklung ihres Kindes im Kindergarten.

Führen Sie den Austausch stets auf Augenhöhe und sprechen Sie offen über alle Aspekte – sowohl Stärken als auch mögliche Entwicklungsfelder. Beginnen Sie Gespräche mit positiven Beobachtungen, zum Beispiel: „Ihr Kind zeigt beim Bauen große Kreativität und begeistert die Gruppe mit neuen Ideen.“

Erst danach thematisieren Sie Bereiche, in denen das Kind Unterstützung braucht. Auf diese Weise etablieren Sie eine wertschätzende Gesprächskultur, die auch in herausfordernden Situationen trägt. Das Ziel bleibt ein konstruktives Gespräch, in dem Beobachtungen aus Kita- und Familienalltag geteilt werden, sodass beide Seiten neue Impulse für die Förderung und Erziehung des Kindes erhalten.

Unser Tipp: Auch wenn die pädagogische Fachkraft inhaltlich meist den größeren Redeanteil übernimmt, darf das Gespräch nicht zu einem Monolog werden. Beziehen Sie die Eltern aktiv ein. Fragen Sie nach dem Verhalten des Kindes zu Hause. Vor allem bei Auffälligkeiten im Spiel oder Basteln lohnt sich ein Vergleich mit dem familiären Umfeld: Verhält sich das Kind dort ähnlich?

Wie können sich Kitaleitungen auf das Entwicklungsgespräch vorbereiten?

  • Entwicklungsportfolio vorbereiten: Stellen Sie sicher, dass das Portfolio Beobachtungsbögen, Arbeiten des Kindes sowie Foto- oder Videoaufnahmen enthält. So können Sie die Entwicklung des Kindes gemeinsam mit den Eltern nachvollziehbar darstellen und präzise Fragen schnell beantworten.
  • Frühzeitige Vorbereitung: Bereiten Sie sich gründlich vor. Es gibt keine einheitliche Form des Portfolios,  entscheidend bleibt der Grundsatz Beobachten und Dokumentieren“. Halten Sie Beobachtungen zunächst wertfrei fest, bevor Sie eine Einschätzung geben.
  • Langfristige Beobachtung sicherstellen: Beobachten Sie die Kinder über einen längeren Zeitraum und lassen Sie möglichst mehrere Kolleginnen und Kollegen ihre Beobachtungen dokumentieren. So vermeiden Sie einseitige Sichtweisen und erhalten eine umfassendere Einschätzung.
  • Natürlicher Umgang im Alltag: Achten Sie darauf, dass die Kinder nicht merken, dass sie „unter Beobachtung“ stehen. Dokumentieren Sie aus dem alltäglichen Miteinander, idealerweise mit Fokus auf jeweils Kind.
  • Materialien zusammenstellen: Sammeln Sie alle Dokumente, auf die Sie Ihre Einschätzung stützen, z. B. Beobachtungsbögen, Fotos oder Videos. Die Bögen helfen, Beobachtungen strukturiert festzuhalten und die Entwicklung des Kindes nachvollziehbar zu machen. Je detaillierter die Fragen in einem Beobachtungsbogen sind, desto weniger Interpretationsspielraum gibt es. Fragen wie „Spielt das Kind eigenständig mit Spielfiguren?“, sollten ergänzt werden durch „Spielt das Kind dabei auch mit anderen?“ oder „Baut es dabei ganze Städte und denkt sich Szenarien aus?“.
  • Leitfaden für das Gespräch: Erstellen Sie einen Leitfaden, der den Ablauf strukturiert und alle relevanten Dokumente enthält. So können Sie das Gespräch zielgerichtet führen und richtig kommunizieren, welche Beobachtungen und Einschätzungen Sie teilen möchten.
  • Eltern informieren: Verschicken Sie rechtzeitig eine schriftliche Einladung mit allen wichtigen Informationen zu Ablauf, Inhalten und organisatorischen Punkten. Hinweise bei einem Elternabend können die Vorbereitung ergänzen und das eigentliche Gespräch entlasten.
  • Teilnehmer festlegen: In der Regel nehmen Sie oder eine Erzieherin oder Erzieher sowie die Eltern teil. Bei besonderen Situationen, wie Entwicklungsproblemen oder zusätzlichen Therapien, können Sie die Kita-Leitung, den Kinderarzt oder Therapeuten hinzuziehen. Stimmen Sie dies vorher mit den Eltern ab.
  • Sprachbarrieren berücksichtigen: Prüfen Sie mindestens eine Woche vorher, ob ein Dolmetscher benötigt wird, und vermerken Sie dies gegebenenfalls in der Einladung. So gewährleisten Sie ein offenes und verständliches Gespräch für alle Beteiligten.

Unser Tipp: Achten Sie bei Beobachtungsbögen darauf, dass sie Skalen zur Bewertung verschiedener Fähigkeiten und Kommentarfelder für detaillierte Beobachtungen enthalten. So erkennen Sie Stärken und mögliche Förderbedarfe frühzeitig. Kein Kind erfüllt alle Kriterien perfekt – jeder zeigt persönliche Stärken und Schwächen.

Vorbereitung für Entwicklungsgespräche in der Kita, Ablauf vom Entwicklungsgespräch im Kindergarten
Infografik Ablauf eines Entwicklungsgesprächs in der Kita © Prokita-Portal

Welche Inhalte sind für das Entwicklungsgespräch wichtig?

Zu den zentralen Entwicklungsbereichen des Kindes gehören:

  • Sprachentwicklung
  • Spiel- und Sozialverhalten
  • Selbstvertrauen und Selbstwahrnehmung
  • Fein- und Grobmotorik
  • Emotionalität
  • Interessen und Themen des Kindes

Informieren Sie die Eltern darüber, wie ihr Kind in der Gruppe agiert, mit welchen Spielmöglichkeiten es sich besonders beschäftigt und wie selbstständig es beim Basteln, Essen oder Toilettengang ist.

Wie kann das Entwicklungsgespräch vor dem Schuleintritt gestaltet werden?

Besonders das Entwicklungsgespräch vor dem Schuleintritt ist entscheidend, um die Schulfähigkeit der Kinder zu beurteilen:

  • Kann das Kind den Stift richtig halten?
  • Kann es alle Laute korrekt aussprechen?
  • Ist das Kind körperlich gesund?

Wenn Sie Defizite erkennen, besprechen Sie gemeinsam mit den Eltern, welche Fördermaßnahmen sinnvoll sind, um das Kind bestmöglich auf die Schule vorzubereiten.

Beispielhafter Ablauf eines Entwicklungsgesprächs in der Kita

Als Kitaleitung unterstützen Sie Ihr Team dabei, Entwicklungsgespräche strukturiert und wertschätzend zu führen. So kann ein gelungenes Gespräch gestaltet sein:

  1. Begrüßung und Atmosphäre schaffen: Offene Worte und etwas Small Talk lockern die Situation und nehmen den Eltern die Anspannung.
  2. Ziele klären: Legen Sie gemeinsam mit den Eltern fest, welche Themen und Schwerpunkte im Gespräch behandelt werden.
  3. Austausch über die Entwicklung: Ihre Beobachtungen bilden die Grundlage: beginnen Sie mit positiven Eindrücken, bevor Entwicklungsfelder mit Unterstützungsbedarf angesprochen werden. Ermutigen Sie Eltern, ihre Sichtweise und Erfahrungen einzubringen.
  4. Vereinbarungen treffen: Sorgen Sie dafür, dass konkrete Förder- oder Unterstützungsmaßnahmen schriftlich festgehalten werden.
  5. Feedback und Abschluss: Eltern und Kitaleitungen geben sich gegenseitig Rückmeldungen und überprüfen, ob die Erwartungen erfüllt wurden.

Falls Eltern Schwierigkeiten haben, eigene Beobachtungen einzubringen, regen Sie sie aktiv dazu an. Machen Sie außerdem deutlich, dass es sich immer um eine Momentaufnahme handelt, die sich schnell verändern kann.

Notizen Entwicklungsgespräch Kindergarten, Entwicklungszustand Kindergartenkind
Notizen in einem Entwicklungsgespräch mit den Eltern sind wichtig für die Dokumentation © Photographee.eu – Shutterstock

Weitere Tipps für die Gesprächsführung bei Entwicklungsgesprächen

In jedem Gespräch innerhalb der Kita – ob beim Elternabend, im Small Talk oder im Entwicklungsgespräch – brauchen pädagogische Fachkräfte Professionalität, Ruhe und eine klare Haltung. Jedes Gespräch verlangt eine eigene Herangehensweise. Für Entwicklungsgespräche haben sich folgende Grundregeln bewährt:

  • Fachbegriffe vermeiden: Verwenden Sie eine verständliche Sprache ohne Fachjargon.
  • Zentrale Aussagen betonen: Formulieren Sie die wichtigsten Punkte prägnant.
  • Anschauungsmaterial einbeziehen: Nutzen Sie Bilder, Arbeiten der Kinder oder kurze Beispiele aus dem Alltag.
  • Beobachtungsbogen nicht in den Fokus stellen: Sprechen Sie lieber über Stärken und Fortschritte des Kindes, um Missverständnisse und den Eindruck einer Bewertung zu vermeiden.
  • Kernaussagen zusammenfassen: Fassen Sie am Ende die wichtigsten Ergebnisse und Vereinbarungen kompakt zusammen.

Unser Tipp: Ein häufiger Stolperstein besteht darin, dass Eltern Entwicklungsgespräche als Druck empfinden. Pädagogische Einschätzungen wirken für manche wie ein Appell, sofort Maßnahmen einzuleiten, etwa Besuche bei Kinderärzten, Logopäden oder Psychologen. Hier liegt die Herausforderung: Ein Entwicklungsgespräch darf nie als reine Kritik verstanden werden. Ebenso wichtig bleibt die Anerkennung der individuellen Stärken und Talente des Kindes.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Entwicklungsgespräch in der Kita

Wie lange sollte ein Entwicklungsgespräch dauern?

Als Leitung legen Sie fest, dass ein Gespräch in der Regel maximal eine Stunde dauern sollte, um die Konzentration aller Beteiligten zu sichern. Bei komplexen Themen oder zusätzlichen Anliegen empfiehlt sich ein weiterer Termin. So vermeiden Sie Überforderung der Eltern und geben Ihrem Team die Möglichkeit, sich auf die wichtigsten Punkte zu konzentrieren.

Welche Themen werden während eines Entwicklungsgesprächs behandelt?

Während eines Entwicklungsgesprächs können verschiedene Themen besprochen werden, darunter die soziale und emotionale Entwicklung des Kindes, seine kognitiven Fähigkeiten, seine Sprachentwicklung, seine Interessen und seine Fortschritte in verschiedenen Bereichen wie Kunst, Musik oder Bewegung.

Wie läuft ein Entwicklungsgespräch ab?

Ein Entwicklungsgespräch beginnt oft mit einer Begrüßung und einer kurzen Einführung. Dann werden die verschiedenen Themen besprochen, wobei sowohl die Erzieherinnen und Erzieher als auch die Eltern die Gelegenheit haben, ihre Beobachtungen, Fragen und Anliegen zu äußern. Am Ende des Gesprächs werden oft gemeinsam Ziele und Maßnahmen für die weitere Entwicklung des Kindes festgelegt.

Was tun, wenn Eltern Förderbedarf ablehnen?

Zeigen Sie Verständnis für die Sichtweise der Eltern und signalisieren Sie, dass eine Entscheidung in Ruhe getroffen werden kann. Dokumentieren Sie die Beobachtungen des Kindes sorgfältig, damit das Team später auf eine klare Gesprächsgrundlage zurückgreifen kann. Vereinbaren Sie einen Folgetermin, um die Entwicklung weiterhin zu beobachten.

Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2025)


© SpeedKingz - Shutterstock