In Kindertagesstätten ist es für die pädagogischen Fachkräfte nicht nur wichtig, die Jungen und Mädchen mit Spielen zu unterhalten. Auch eine gezielte Förderung steht auf dem Programm. Um die Sinne der Kinder zu stärken, eignen sich Kimspiele. Mit diesen Wahrnehmungsspielen ist viel Spaß in der Gruppe garantiert. Gleichzeitig schulen sie die Gedächtnisfähigkeit und verbessern die Sinneswahrnehmung der Kinder.
Als Erzieherin oder Erzieher haben Sie bei Ihrer Arbeit stets die Entwicklungsziele der Kinder im Blick. Gleichzeitig stehen in der Kita Spiel und Spaß auf der Tagesordnung. Dabei ist es nicht nur wichtig, während der Gruppenzeit die Motorik und das Sprechvermögen zu fördern, sondern auch die sinnlichen Wahrnehmungen der Jungen und Mädchen zu aktivieren. Hierfür eignen sich Kim-Spiele hervorragend.
Kimspiele werden auch als sinnliches Lernen bezeichnet. Der Name Kim geht auf den Hauptcharakter des gleichnamigen Romans von Ruyard Kipling zurück. In der Geschichte geht es im Wesentlichen darum, dass der Waisenjunge Kim mit Hilfe seines Mentors Mr. Lurgan spielerisch lernt, seine Sinne und sein Gedächtnis besser einzusetzen. Mr. Lurgan lehrt den Jungen, dass alles möglich ist, solange er stets weiter lernt und trainiert.
Diesen Aspekt können Sie als pädagogische Fachkraft auf Ihre Kita-Gruppe übertragen. In der Gruppenstunde ist es möglich, gemeinsam mit den Kindern spielerisch an deren sinnlichen Fähigkeiten zu arbeiten. Die meisten Kim-Spiele setzen den Fokus auf das Anregen der fünf Sinne. Jedoch lassen sich bei manchen Spielvarianten auch mehrere Sinne fördern. Zudem verbessert diese Spielart auch die Merkfähigkeit der Kinder.
Zu den fünf klassischen Sinnen zählen:
Das Besondere an Kimspielen ist, dass sie sich für alle Altersgruppen eignen: Mit nur wenigen Änderungen lassen sich die Spiele an das entsprechende Niveau der Kinder anpassen. Da Sie für die meisten Kim-Spiele nur wenige Materialien benötigen, können Sie in der Gruppenstunde mit Ihrer Kita-Gruppe die Kim-Spiele sowohl in einem Raum der Kindertagesstätte, aber auch draußen in der Natur oder im Kita-Garten spielen.
Interessant zu wissen: Sie und die meisten Kinder kennen Rudyard Kipling wahrscheinlich eher als den Autor von der Geschichte Das Dschungelbuch.
Die Förderung verschiedenster kognitiver Fähigkeiten ist in der Kita von großer Relevanz: Im Kindergartenalter werden die Grundsteine für die Merk- und Gedächtnisfähigkeit gelegt, die die Mädchen und Jungen später in der Schule benötigen. Gerade Kinder tun sich mit der Aneignung neuen Wissens leicht: Gedächtnis und Lernfähigkeit lassen sich in jungen Jahren besonders einfach trainieren.
Kimspiele sind eine tolle Möglichkeit, um Lernen und Spielespaß zu verbinden. Sie befassen sich jedoch nicht nur mit den sinnlichen Eindrücken, so wie die meisten Wahrnehmungsspiele. Durch unterschiedliche Aufgabenformate fördern Kim-Spiele außerdem:
Gerade durch Kimspiele lernen die Kinder, ihren Erzieherinnen und Erzieher zuzuhören und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Bei richtigem Training gelingt es der Gruppe zudem, das Gelernte später wiederzugeben. Gerade dies ist eine wichtige Fähigkeit, die ab Beginn der Schullaufbahn immer wichtiger wird.
Beachten Sie als Spielleiter bei den Kim-Spielen, dass Sie die Jungen und Mädchen nicht überfordern. Zudem sollten Sie entweder nur das Kurzzeit- oder ausschließlich das Langzeitgedächtnis der Kinder trainieren. Meistens eignen sich besonders für jüngere Gruppen langsam aufbauende Spiele wie Ich packe meinen Koffer, bei denen die Gruppe auch aussteigen kann, falls das Kimspiel zu schwierig erscheint.
Da sich die meisten Spiele auf einen Sinn, der gefördert werden soll, fokussieren, werden die Kim-Spiele in die klassischen fünf Sinne eingeteilt. Eine Vielzahl der Spiele gehört zu den Merk-Kims, da sie das Lang- oder Kurzzeitgedächtnis der Jungen und Mädchen trainieren.
Neben den typischen fünf Sinnen können Sie in Merk-Kims mit verschiedenen Schätzaufgaben das Gedächtnis der Kinder fordern. Lassen Sie die Kinder zum Beispiel raten:
Mit diesen Schätzaufgaben schulen Sie die Denkfähigkeiten der Kinder. Diese können sich zudem mit ihren Mitspielern messen und haben so jede Menge Spaß beim Nachzählen. Mit einfachen Schätzfragen können Sie in jüngeren Gruppen außerdem das Zählen üben.
Mit einem Seh-Kim können Sie nicht nur die Jungen und Mädchen in ihrer Sinneswahrnehmung fördern und ihre Merkfähigkeit schulen. Sie können zudem herausfinden, ob es Entwicklungsdefizite gibt. Durch Seh-Kims finden Sie heraus, ob es Kinder gibt, die Schwierigkeiten mit dem Sehen haben.
Beispiel: Für dieses Seh-Kim teilen Sie die Gruppe in zwei Mannschaften auf. Die eine Gruppe prägt sich nun in zwei bis drei Minuten den Raum in all seinen Einzelheiten ein und verlässt ihn anschließend. Die andere Gruppe hat nun die Aufgabe, fünf bis zehn Änderungen in dem Raum vorzunehmen, die die anderen Kinder im Anschluss herausfinden müssen. So können manche Mitspieler zum Beispiel ein Kleidungsstück tauschen, Stühle lassen sich verrücken und Spielzeuge umbauen.
Dieses Kimspiel funktioniert auch mit den Kleinen. Hierfür legen Sie als Spielleiter verschiedene Dinge auf ein Tablett und lassen dieses kurz verschwinden. Nun nehmen Sie einen Gegenstand weg, fügen einen neuen hinzu oder stellen Kleinigkeiten um. Die Kinder versuchen anschließend, die veränderten Gegenstände herauszufinden.
Bei einer weiteren Variante eines Seh-Kims, bei der es um das Beobachten geht, setzen sich die Kinder alle in einen Kreis und betrachten ihre Mitspieler. Dann schließen alle Jungen und Mädchen auf Ihr Signal ihre Augen. Nun stellen Sie Fragen, wie:
Dieses Spiel schult neben der optischen Wahrnehmung auch die Merkfähigkeit und Konzentration der Kinder. Wussten Sie, dass Ich sehe was, was du nicht siehst auch ein Seh-Kim ist?
Der Hörsinn hängt eng mit der Gedächtnisfähigkeit zusammen. Um beides zu trainieren, gibt es Hör-Kimspiele. Für eine Variante benötigen Sie nur je zwei Karten mit verschiedenen Lauten (Muh, Miau, Wuffwuff, …). Jeder Spieler erhält nun eine Karte, welche mit einem Geräusch „beschriftet“ ist. Je nach Schwierigkeitsgrad und Niveau ist auf dieser dann das entsprechende Tier bzw. die Sache, die dieses Geräusch macht (Auto, Zug, Kirchenglocken, …) abgebildet.
Nun verteilen sich die Mitspieler im Raum und beginnen auf Ihr Signal hin, ihren Laut zu imitieren. Nun sollen sie ihren Partner finden, der das gleiche Geräusch macht. Das Spiel endet, wenn jeder Mitspieler seinen Partner gefunden hat.
Ein ähnliches Memory-Spiel lässt sich mit Filmdosen kreieren. Bei diesem Hör-Kim füllen Sie jeweils zwei Dosen mit dem gleichen Inhalt, zum Beispiel Sand, Kieselsteine oder Murmeln. Nun müssen die Kinder durch Schütteln und Lauschen die Paare finden. Ältere können vielleicht sogar erraten, was sich in den Dosen befindet.
Als weitere Variante können auch Sie als Spielleiter vor der Gruppe verschiedene Laute machen: Die Jungen und Mädchen sollen erraten, um welches Geräusch es sich handelt. Es gibt auch passende Hörspiele mit Musikinstrumenten, bei denen die Kinder diese erraten müssen. Diese Hör-Kims lassen sich auch gut mit einem Entspannungsspiel oder Yoga kombinieren, da die Kinder ruhig sitzen und der Musik lauschen.
Beim Schmeck-Kim liegt der Fokus auf der Förderung des Geschmacksinns der Kinder. Diese Spiele lassen sich sehr gut mit gesunden Lebensmitteln kombinieren. Viele Jungen und Mädchen scheuen sich zunächst, neue Obst- und Gemüsesorten zu probieren. Spielerisch gelingt es, dass sich die Gruppe eher auf neue Geschmäcker einlässt.
Für dieses Schmeck-Kim benötigen Sie:
Schneiden Sie verschiedene Obst- und Gemüsesorten auf und legen Sie jeweils ein Stück davon auf verschiedene Teller. Achten Sie darauf, dass die Jungen und Mädchen nicht sehen, um welches Obst es sich handelt. Verbinden Sie nun den Kindern die Augen.
Jedes Kind bekommt einen Teller mit dem Obst und Gemüse. Anschließend dürfen die Kinder am Geschmack erraten, was sie gerade essen. So lernen die Kinder verschiedene Geschmäcker spielerisch kennen. Außerdem können sie sich auch untereinander beweisen, welche Sorten sie schon kennen und welche nicht.
Tipp: Passen Sie doch den Schwierigkeitsgrad an das Alter der Kinder an. Sind die Jungen und Mädchen schon im Vorschulalter, können Sie ihnen auch einen Löffel mit zwei oder drei Zutaten reichen. Nun gilt es, diese parallel zu erschmecken.
Geben Sie bei allen Schmeck-Kims Acht darauf, dass die Kinder keine Unverträglichkeiten haben. Gleichzeitig steht die Freude am Geschmack im Vordergrund. Kein Kind sollte etwas probieren oder gar essen müssen, was es nicht mag.
Die Riech-Kimspiele können Sie so ähnlich gestalten, wie ein Schmeck-Kim. Auch hier können Sie den Kindern die Augen verbinden. Drapieren Sie verschiedene Lebensmittel oder auch Blumen und Tannenzweige auf einem Teller oder Tablett, damit die Kinder diese am Geruch erraten. So bekommt die Gruppe ein besseres Gespür für die unterschiedlichen Düfte.
Für eine weitere Variante dieses Riech-Kims benötigen Sie:
Da Sie den Kindern bei diesem Riech-Kim nicht die Augen verbinden, präparieren Sie vorher die Filmdosen. In diese füllen Sie die verschiedenen Geruchsproben, wie zum Beispiel Rosenblüten, Gummibärchen oder Lavendel. Nun stechen Sie in den Deckel der Dosen einige Löcher. Beschriften Sie auch den Boden, damit Sie später den Geruch zuordnen können. Anschließend geben Sie den Kindern die Dosen, die nun den Inhalt am Geruch erraten dürfen.
Dieses Kimspiel können Sie auch sehr gut als Memory gestalten: Geben Sie hierfür immer in zwei Dosen den gleichen Inhalt. Die Kinder können versuchen, die Paare zu finden. So schulen Sie neben den Sinneswahrnehmungen auch die Merkfähigkeit der Jungen und Mädchen. Achten Sie bei einem Riech-Kim darauf, dass es sich bei den Proben um starke Gerüche handelt, die die Kinder gut riechen und erkennen können.
Auch die Förderung des Tastsinns ist in der Kita wichtig, da beim blinden Fühlen und Tasten das Sehen von Bildern im Geist verstärkt wird. Bei einem Tast-Kim geht es darum, verschiedene Gegenstände zu ertasten. Dies geht zum Beispiel einfach, wenn sich die Kinder blind in der Kindertageseinrichtung bewegen.
So lernen die Jungen und Mädchen ihre Umgebung nur mit dem Tastsinn kennen. Sie werden sensibler gegenüber den verschiedenen Oberflächen, die sie nun als Orientierungspunkte im Raum oder auch draußen im Garten der Kita nutzen können.
Aber Vorsicht: Um Verletzungen zu vermeiden, sollten Sie als Spielleiter als Blindenführer agieren. Ist die Gruppe schon älter, kann auch ein anderes Kind diese Aufgabe übernehmen und seinen Partner auf dem Erkundungspfad begleiten. So wird das Tast-Kim schnell zum Vertrauensspiel.
Bei anderen Tast-Kimspielen sollten Sie sich entweder als Gruppe oder als Spielleiter zunächst überlegen, ob sie das Wahrnehmungsspiel mit den Händen oder Füßen spielen möchten. Mit diesen lassen sich unterschiedlichste Sinneswahrnehmungen erfassen.
Bei weiteren Tast-Kims wird wieder blind gespielt. Nur so gelingt es, dass die Kinder sich vollständig auf ihren Tastsinn verlassen. Nun können Sie zwischen verschiedenen Varianten wählen, was die Kinder ertasten dürfen:
Diese Kim-Spiele lassen sich durch die verschiedenen Gegenstände und Materialien im Schwierigkeitsgrad variieren und somit an das Alter der Kinder anpassen.
Kimspiele sind wahre Alleskönner: Ob sehen, hören, schmecken, riechen oder tasten – mit zahlreichen Spielevarianten ist es leicht möglich, die unterschiedlichsten Sinne zu fördern. Toll ist, dass für die Durchführung von Kimspielen kaum zusätzliche Materialien notwendig sind. Alltagsgegenstände und die sinnliche Wahrnehmung der Kinder sind die einzigen beiden Must-haves, die abwechslungsreichen Spielespaß garantieren. Leicht lassen sich die Spiele durch simple Abwandlungen an das Alter der Gruppe anpassen – und sind somit beliebte Allrounder in der Kita!
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)