Sprechmotorik und Sprachentwicklung: Tipps für Kitaleitungen

Sprache bildet die Grundlage für Kommunikation, Ausdruck und das Verstehen der Welt. Im Kindergarten nutzen Kinder sie, um ihre Neugier zu stillen, Gefühle auszudrücken und Beziehungen aufzubauen. Als Kitaleitung gestalten Sie den Rahmen für altersgerechte Sprachförderung und sensibilisieren Ihr Team für die Bedeutung der Sprechmotorik.

Oft zeigen Kinder im Kita-Alltag noch fehlerhafte Laut- oder Wortbildung. Pädagogische Fachkräfte können dies spielerisch unterstützen und Auffälligkeiten früh erkennen. Die Behandlung von Sprach- oder Sprechstörungen bleibt Aufgabe von Logopäden. Ihre Rolle liegt darin, Bedingungen zu schaffen, unter denen das Team aufmerksam beobachtet, sensibel reagiert und Kinder sprachlich fördert, ohne sie zu überfordern.

Diese Übersicht gibt praxisnahe Hinweise, wie Sie Ihr Team beim Erkennen und Fördern von Sprach- und Sprechfähigkeiten unterstützen, die Sprechmotorik vermitteln und Sprachspiele in den Kita-Alltag integrieren können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bedeutung der Sprache und Sprechmotorik: Sprache ist zentral für Kommunikation, Ausdruck und Erkundung der Welt; im Kindergarten können pädagogische Fachkräfte spielerisch die Sprechmotorik fördern.
  • Unterschiede und Beobachtung: Sprachstörungen betreffen Grammatik und Wortschatz, Sprechstörungen die Organe der Lautbildung; auffällige Kinder sollten aufmerksam und über längere Zeit beobachtet werden.
  • Rolle von Erziehern und Eltern: Fachkräfte erkennen Auffälligkeiten, leiten Eltern an Fachärzte oder Logopäden weiter und fördern Sprache im Alltag durch klare, deutliche Vorbilder und sensible Kommunikation.
  • Praxis und Grenzen: Logopädische Therapie gehört in Expertenhand, dennoch unterstützen Kitas durch einfache Sprachspiele wie Zungenbrecher, Wattepusten oder Lieder die allgemeine Sprachentwicklung.

Wie entsteht Sprache und warum ist Sprechmotorik im Kindergarten relevant?

Die Bildung von Lauten und Worten läuft meist automatisch ab.

Wie steuert unser Gehirn Sprache?

Menschen sprechen, ohne bewusst darüber nachzudenken, wie sie ihren Mund bewegen müssen, damit ein bestimmtes Wort entsteht. Sprache entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Gehirnareale: Manche Areale speichern Informationen, andere steuern das Sprechen selbst. Ähnlich wie Bewegungen von Händen oder Füßen bestimmte Hirnregionen aktivieren, gibt es spezielle Bereiche, die Lippen, Kiefer und Zunge koordinieren.

Sprechmotorik bei Kindern verstehen

Sprechmotorik ist somit vielschichtig und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Im Kindergarten zeigen sich häufig Auffälligkeiten: Kinder sprechen Laute oder Wörter manchmal falsch aus, wie ein unkorrekt gesprochener S-Laut oder das Verwechseln des Buchstabens R. Solche Beobachtungen sind für Erzieher alltäglich und zeigen, wie wichtig eine zielgerichtete Unterstützung der Sprechmotorik ist.

Sprach- und Sprechstörungen bei Kindern erkennen und verstehen

Pädagogische Fachkräfte kommen im Kita-Alltag regelmäßig mit Auffälligkeiten in der Sprache ihrer Schützlinge in Kontakt. Dabei ist es wichtig, zwischen Sprach- und Sprechstörungen zu unterscheiden: Sprachstörungen betreffen den Inhalt und die Struktur der Sprache, also Grammatik, Wortschatz und Kommunikationsfähigkeit. Sprechstörungen beziehen sich auf die Art und Weise, wie Laute gebildet werden, also die Funktion und Koordination von Lippen, Zunge, Kiefer und anderen Sprechorganen. Diese Unterscheidung hilft, die passende Förderung und Therapie für das Kind auszuwählen.

Beobachtung im Kita-Alltag

Oft ist nicht sofort erkennbar, ob Probleme im Sprechablauf durch eine Schädigung der Sprechorgane oder andere Ursachen entstehen. Fällt ein Kind durch seine Sprache auf, empfiehlt sich eine längerfristige Beobachtung – beim Spielen in der Gruppe oder in Einzelgesprächen. Schwierigkeiten mit einzelnen Wörtern oder grammatischen Elementen sind in der Sprachentwicklung häufig normal und bedeuten nicht automatisch eine Störung.

Häufige Auffälligkeiten und Fachbegriffe

Einige Auffälligkeiten treten häufiger auf, etwa Stottern oder Lispeln, andere können körperliche oder neurologische Ursachen haben. Neben den bekannteren Problematiken spielen auch einige seltenere Störungsbilder wie eine Dysarthrie, eine Aphasie oder eine Entwicklungsdyspraxie eine wichtige Rolle. Die Auffälligkeiten betreffen, genauso wie die oben genannten Störungen, das Sprechen und die Sprechmotorik von Kindern:

  • Dysarthrie: Der Begriff umfasst Störungen, die durch die Schädigung des Gehirns oder bestimmter Nerven zustande kommen. Betroffen sind bei einer Dysarthrie unter anderem Organe und Körperbereiche, die für die Atmung sowie die Artikulation benötigt werden. Obwohl eine körperliche Schädigung nicht häufig die Ursache für die Sprechstörung eines Kindes ist, sollte sie als mögliche Quelle des Problems in Betracht gezogen werden.
  • Aphasie: Die Aphasie bezeichnet die Schädigung derjenigen Hirnhälfte, die unter anderem für die Sprache zuständig ist. Durch den Schaden können verschiedene Syndrome und Störungen beim Sprechen, aber auch beim Verstehen und zum Beispiel beim Schreiben entstehen. Dabei sind nicht die zuständigen Körperteile der Sprechmotorik geschädigt, sondern die steuernde Quelle im Gehirn.

Ob ein Kind unter einer der genannten Störungsbilder leidet, kann nur eine ärztliche Untersuchung herausfinden.

Handeln und weiterleiten

Bei jeder Auffälligkeit gilt: Beobachten Sie das Kind aufmerksam, sprechen Sie frühzeitig mit den Eltern und prüfen Sie, ob eine fachärztliche oder logopädische Untersuchung erfolgt ist. Eine korrekte Diagnose bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Therapie, nach der ein individueller Behandlungsplan erstellt werden kann.

Erklären und Handeln: Das ist bei Sprach- und Sprechstörungen zu tun

Wie bereits erwähnt, ist zum Beispiel das Stottern eine bekannte und relativ verbreitete Sprachstörung. Auch das sogenannte Poltern ist vielen Eltern und Erziehern bekannt. Obwohl die Auffälligkeiten keine Seltenheit sind, lohnt sich in vielen Fällen eine genauere Untersuchung. Die Ursachen für die Störungen können sehr unterschiedlich sein. Um körperliche Schädigungen als Grund für die Probleme ausschließen zu können, ist eine ausführliche Diagnostik notwendig. Doch wie unterscheiden sich die einzelnen Sprach-, Sprech- und Artikulationsstörungen?

  • Stottern: Störung des Redeflusses durch eine Wiederholung einzelner Buchstaben, Silben, Laute oder ganzer Wörter.
  • Poltern: Beeinflussung des Redeflusses durch Auslassen von Wörtern oder undeutliches Sprechen.
  • Sigmatisums: Das Störungsbild ist den meisten Menschen als Lispeln gut bekannt.
  • Angst vor dem Sprechen: Die Furcht wird auch als Logophobie bezeichnet. Betroffene Kinder sprechen nicht viel und fühlen sich beim Reden sichtbar unwohl. Das kann sogar die Atmung betreffen.
  • Dyslalie: Viele Eltern und pädagogische Fachkräfte kennen das Problem. Kinder verwechseln bestimmte Laute oder setzen sie falsch ein. Die Artikulationsstörung äußert sich demnach in der Aussprache der Kinder. Aus „Kugel“ wird zum Beispiel „Tudel“.

Bei jedem Kind kann die jeweilige Störung eine andere Ursache haben. Gerade weil die Sprachstörung den Betroffenen unangenehm werden kann, ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sinnvoll. Durch eine logopädische Therapie können die Kinder üben, mit der Auffälligkeit umzugehen. Logopädie kann auch als Ansatz für Sprachspiele im Kindergarten dienen. Denn: Zungenbrecher oder Kinderreime trainieren die Aussprache der Kinder und machen sie sprachlich fit.

Sprachübungen für kleine Kinder, Kleines Kind lernt sprechen, Sprechmotorik Kindergarten
Mit gezielten Sprachübungen kann man schon bei den kleinsten Kindern vorbeugen © Africa Studio – Shutterstock

Was ist die Ursache für Sprach- und Sprechstörungen?

Handelt es sich nicht um eine Dysarthrie oder eine Aphasie, sollten auch eine Sprechapraxie oder eine Entwicklungsdyspraxie in Erwägung gezogen werden. Pädagogische Fachkräfte und Erzieher entdecken im Umgang mit den Kindern unter Umständen, dass vereinzelt Probleme bei der Lautbildung auftreten. Auch Artikulationsstörungen können unterschiedliche Quellen haben.

  • Sprechapraxie: Dieses Störungsbild geht meist mit einer Aphasie einher und beeinflusst das Programm für den Sprechablauf. Beispielsweise verändert die Sprechapraxie die Lautbildung. In vielen Fällen besitzen die betroffenen Kinder ein Störungsbewusstsein und merken, dass ihnen das Sprechen nicht so gelingt wie anderen. So können Frust und Ärger aufkommen.
  • (Verbale) Entwicklungsdyspraxie: Das Störungsbild beinhaltet eine Einschränkung der Sprechbewegungen. Das bedeutet, dass die Sprache der betroffenen Kinder undeutlich wird, da sich beispielsweise die Lippen und die Mundmotorik nicht so verhalten, wie sie sollten. Vermutlich hat die Störung ihren Ursprung in einer fehlerhaften Planung des Sprechakts.

Die Ursache für die Sprach- oder Sprechstörung eines Kindes kann offen oder relativ versteckt liegen. In jedem Fall ist es ratsam, die Auffälligkeit von einem Arzt oder Logopäden aufklären zu lassen. Es kann sich bei der Störung sowohl um eine Folge einer körperlichen Behinderung handeln als auch um eine Entwicklungsstörung.

Abhängig von der Diagnose kann zum Beispiel Logopädie die richtige Therapie sein, um das Problem in den Griff zu bekommen. Oft haben sich Eltern schon gut informiert. Trotzdem lohnt es sich, unter Umständen einen Logopäden oder Arzt ausfindig zu machen, den man den Eltern der Kinder gegebenenfalls weiterempfehlen kann.

Sprache durch Vorbilder: Warum die Kommunikation von Erwachsenen entscheidend ist

Kinder lernen in hohem Maß durch das Beobachten von Erwachsenen. Oft übernehmen sie Verhaltensweisen, Ansichten und sprachliche Ausdrucksweisen, die sie in ihrer Umgebung wahrnehmen. Damit rückt auch die Rolle der Sprache von Erziehern und Eltern in den Mittelpunkt. Ihre Art der Kommunikation sowie die Formulierung von Wörtern und Sätzen zeigen den Kindern, wie Sprache funktioniert. Entscheidend ist dabei nicht nur der Inhalt, sondern auch der gesamte Sprechakt.

Als Kitaleitung haben Sie die Aufgabe, Ihr Team dafür zu sensibilisieren, dass Stimme, Sprechtempo und Deutlichkeit die Sprachentwicklung der Kinder stark beeinflussen. Damit Kinder Wörter korrekt lernen und aussprechen können, müssen sie diese zunächst richtig aufnehmen. Es ist daher sinnvoll, langsam und deutlich mit den Kindern zu sprechen.

Auffälligkeiten wie grammatische Fehler oder falsche Aussprache sollten von Erziehern nicht streng korrigiert werden. Empfehlenswert ist es, die richtige Formulierung in der eigenen Antwort einzubinden. So lernen die Kinder den korrekten Umgang mit Sprache, ohne das Gefühl, gemaßregelt zu werden.

Grenzen logopädischer Übungen im Kindergarten

Als Kitaleitung wissen Sie, dass der Rahmen für logopädische Übungen im Kindergarten sehr begrenzt ist. Bei einer Sprach- oder Sprechstörung sollte die Förderung in die Hände von Experten gelegt werden. Nur durch eine individuelle Therapie und intensives Üben erzielen Kinder nachhaltige Fortschritte. Ihre Aufgabe liegt vielmehr darin, das Team für den sensiblen Umgang mit betroffenen Kindern zu schulen und Eltern auf professionelle Unterstützung hinzuweisen.

Umgang mit Sprach- und Sprechstörungen im Alltag

Im Kita-Alltag steht der respektvolle Umgang mit Sprachstörungen im Vordergrund. Betroffene Kinder dürfen nicht den Glauben an ihre Fähigkeiten verlieren. Achten Sie darauf, dass Ihr Team innerhalb der Gruppe eine Atmosphäre des Respekts schafft. Lachen über ein Kind darf nicht geduldet werden. Je nach Alter können Erzieher die Problematik kindgerecht erklären und so das Verständnis aller Kinder fördern. Toleranz und Akzeptanz gehören zu den Grundwerten, die Sie als Leitung in Ihrer Einrichtung vorleben und verankern.

Spielerische Übungen für die Sprachförderung

Auch wenn die gezielte Therapie in die Verantwortung von Logopäden fällt, können Sie in Ihrer Kita spielerische Übungen zur allgemeinen Sprachförderung anregen. Geeignet sind beispielsweise:

  • Zungenbrecher sprechen
  • Watte pusten
  • Tiergeräusche nachahmen

Diese Methoden fördern die Beweglichkeit von Lippen und Sprechorganen und machen den Kindern gleichzeitig Spaß. Lieder mit schwierigen Lauten oder Silben unterstützen zusätzlich das Lernen. Durch solche Spiele stärkt Ihr Team die Sprachentwicklung aller Kinder, während betroffene Kinder in den Gruppenalltag integriert bleiben

Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2025)


© Andreea Pirvu - Shutterstock