Das Begrüßungslied jeden Morgen im Stuhlkreis ist für viele Kindergärten ein festes Ritual zum Start in den Tag. Damit haben die Kinder einen fröhlichen, gemeinsamen Start. Lieder im Kindergarten sind aber auch kleine Erlebnisse, die das Verhältnis zu sich selbst, den anderen und der Umwelt positiv beeinflussen.
Singt man mit seiner Stimme, so nutzt man seinen Körper als Instrument. Was man ist und wie man sich fühlt, drückt sich unwillkürlich im Gesang aus. Singen gehört zur ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung, da hier die innere (Emotion, Wesenszüge) und äußere Haltung (z. B. Körperspannung, Gestik) mit Stimmklang, -höhe und -färbung in Wechselwirkung stehen. Die eigene Person ist durch die Stimme geprägt und charakterisiert. Wird sie im Gesang zum Instrument, wird sie zum ureigensten Ausdruck des eigenen Ich. Daher empfinden wir auch so leicht Kritik an unserer Stimme als Kritik an uns selbst – dementsprechend ist ein negatives Feedback zum Gesang im Umfeld des Kindergartens unangebracht. Zum wortwörtlichen singen gehört aber natürlich auch das Klatschen, Hüpfen, Nicken, Winken und Stampfen mit dazu. Ganzheitlich fördert dies auch die Grobmotorik und die Konzentration der Kinder, wenn Sie ihre Hände und Füße mitbenutzen.
Allein Singen macht Spaß, zu zweit oder in der Gruppe hat es aber auch eine soziale Komponente. Die Kinder erleben, wie viele verschiedene Stimmen miteinander verschmelzen und ein schönes Lied entsteht. Das ist nur zusammen möglich, jeder trägt mit seiner Stimme etwas bei und sorgt für das einzigartige Gesamtergebnis. Singen verbindet also. Es stärkt auch die Gruppe, wie beim schon erwähnten Begrüßungslied in der Kita: Es ist der hörbare, gemeinsame Start in den Tag. Das Morgenkreislied ist schon ein Teil der Musikförderung im Kindergarten.
Das Nutzen der Stimme zum Singen hat ganz eigene motorische Anforderungen. Da müssen Atmung und die Bewegung von Lippen, Zunge und Kiefer zur richtigen Artikulation und Stimmgebung miteinander funktionieren. Auch das Gehör wird gefördert. Durch die Wiederholung der immer gleichen, einfachen Texte werden zudem Wortschatz, Satzbau sowie das Rhythmusgefühl erweitert – so wird die Sprachkompetenz gefördert.
Das Singen sollte kein einzelner Programmpunkt sein, sondern das Tun der Kinder über den Tag hinweg begleiten. Es gibt unzählige Gelegenheiten, im Kindergarten zu singen. Nehmen wir wieder das bereits eingeführte Begrüßungslied am Morgen. Natürlich kann man auch zum Abschied oder während des Aufräumens singen und sich bewegen. Jede Tageszeit und Tätigkeit bietet Gelegenheit dafür, Lieder nebenher zu trällern. Dabei können Lieder im Kindergarten eine Signalwirkung bekommen: Sie zeigen an, was als Nächstes passiert. Besonders beliebt sind auch Lieder zu bestimmten Anlässen und Festen. Diese werden durch die passenden Lieder greifbarer für Kinder und machen die richtige Stimmung. Was wäre zum Beispiel Weihnachten ohne Weihnachtslieder?
Autorin: Miriam Dovermann (2019)