Gedichte zur Sprachförderung: Sprache kreativ fördern

Das gemeinsame Singen von Liedern, Fingerspiele, Hüpfspiele im Hof und Brettspiele in der Gruppe sind feste Bestandteile des Kita-Alltags. Erzieher und pädagogische Fachkräfte wissen: Kinder finden an verschiedenen Aktivitäten Freude und sind leicht zum Lachen zu bringen. Um auch die Förderung von Sprache mit Spaß zu verbinden, müssen Erzieher kreativ werden. Gedichte zur Sprachförderung sowie Reime, Zungenbrecher und Lieder unterstützen die Sprachentwicklung der Kinder. Je nach Jahreszeit lassen sich unterschiedliche Gedichte auswählen, die zu den Feiertagen oder zum jeweiligen Anlass besonders gut passen. Durch das Auswendiglernen oder Ergänzungen in Form einer Bastelaktion werden Sprachspiele zu einer spannenden Aktivität für die Kindergartenkinder.

Sprachförderung: Nicht nur mit Gedichten

Im Kindergarten gibt es viel zu erzählen: Gerade nach dem Wochenende können die Kinder von ihren Erlebnissen an den freien Tagen berichten. Erzieher und pädagogische Fachkräfte hören den Kindern zu und helfen ihnen bei schwierigen Worten oder auch beim Satzbau weiter. Durch einen solchen Austausch wird die Sprachentwicklung der Kinder vorangetrieben.

Die Kinder lernen von den Betreuern neue Wörter kennen und entwickeln ein grammatikalisches Verständnis. Der Alltag im Kindergarten bietet den Kita-Kinder somit viele Möglichkeiten, ihre Sprache auszubauen und zu entwickeln. Lieder und Gedichte spielen bei der Sprachförderung eine wichtige Rolle. Im Stuhlkreis oder auch in Kleingruppenarbeit werden sie näher besprochen und gemeinsam aufgesagt.

Im Stuhlkreis werden in neue Wörter und Bedeutungen gelernt
Im Stuhlkreis werden in neue Wörter und Bedeutungen gelernt © Monkey Business Images – Shutterstock

Durch Reime und verschiedene Lautkombinationen können sich die Kinder Wörter besser merken. Zudem wird in der Gruppe ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Das gemeinsame Aufsagen von Gedichten hilft zum einen, die Sprachmelodie zu erlernen. Zum anderen haben die Kinder in Gemeinschaft mit anderen mehr Spaß am Lernen – das hat einen spürbaren, positiven Effekt auf den Bildungsbereich und die Entwicklungsziele der Sprache.

Neue Wörter: Mit Gedichten den Wortschatz erweitern

Die Entwicklung des Wortschatzes sowie der korrekten Aussprache sind ein elementarer Bildungsbereich, der im Kindergarten abgedeckt wird. Sie sind ein fester Teil des Spracherwerbs, den die pädagogischen Fachkräfte mit ihrer Arbeit fördern. Gedichte sind eine wirkungsvolle Methode, um den Spracherwerb positiv zu beeinflussen.

Neben Kinderreimen und Lauten lernen die Kinder mit Gedichten auch neue Wörter kennen. Da die Texte häufig an ein bestimmtes Motto angepasst sind oder zu einem konkreten Anlass eingeübt werden, vergrößern sie den kindlichen Wortschatz. Hat das Gedicht beispielsweise das Thema Herbst, lernen die Kinder Wörter, die zu diesem Motiv gehören. Für viele Kinder sind dann mitunter die Worte „Ernte“ und „Laub“ neu.

Auf diese Weise erweitert sich der Wortschatz der Kinder automatisch. Außerdem verbessert sich auch ihre Aussprache. Das gemeinsame Singen oder Sprechen der Gedichte ermöglicht es den Kindern, zu hören, wie bestimmte Wörter ausgesprochen werden. Die Reime und Texte liefern den Kleinen also Sprachanregungen, die sie für ihre Sprachentwicklungen benötigen und nutzen können.

Sprachliche Förderung: Durch Gedichte Rhythmus lernen

Reimwörter und Silbenkombinationen tragen zur Sprachmelodie und zum Rhythmus eines Gedichts bei. Kinder lernen im Kindergarten oder in der Kita, wie Rhythmus entsteht und wie sie ihn selbst finden können. Durch das Aufsagen von Gedichten verinnerlichen die Kinder, wie sie Wörter und Silben betonen müssen, damit die korrekte Sprachmelodie zustande kommt.

Diese Wirkung lässt sich durch Musik und Bewegung noch verstärken:

  • Verknüpfung mit Musik: Gedichte können gut mit instrumenteller Unterstützung vorgetragen werden. Der Rhythmus wird so noch deutlicher.
  • Bewegungen zum Rhythmus: Der gesamte Körper kann beim Aufsagen der Gedichte eingebunden werden.
  • Häufiges Wiederholen: Ein einmaliges Vortragen des Gedichts bewirkt noch keinen Lerneffekt. Die Texte sollten mehrmals aufgesagt werden.

Häufig hilft es den Kindern zum Beispiel, sich im Rhythmus zu den Klängen des Gedichts zu bewegen. Denken Sie sich zu den jeweiligen Gedichten passende Körperbewegungen oder Fingerspiele aus und führen Sie sie den Kindern vor. Kinder haben Spaß daran, sich zu einem Text oder Lied zu bewegen. Bauen Sie verschiedene Körperteile in das Bewegungsmuster ein: Die Kindergartenkinder sollen ihre linke und rechte Hand, die Füße und zum Beispiel auch ihren Kopf nutzen, um sich zu einem Gedicht rhythmisch zu bewegen. Bestes Beispiel ist hier das Sprachspiel „Aramsamsam“, das sich durch verschiedene Armbewegungen hervorragend verinnerlichen lässt.

Verknüpfen von Gedichten und Bewegung
Durch das Einbringen von verschiedenen Bewegungen wird von den Kindern eine Verknüpfung hergestellt © Fh Photo – Shutterstock

Die aktive und auch körperliche Teilnahme an den Gedichten erhöht die Merkfähigkeit der Kinder. Die Sätze und Reimwörter aus dem Gedicht bleiben ihnen besser im Gedächtnis, wenn sie sie mit bestimmten Bewegungen oder Körperhaltungen verbinden. Auch Fingerspiele tragen dazu bei, Kinderreime zu verinnerlichen. Auf diese Weise steigert sich auch die Kompetenz der Kinder, sich zukünftig selbst solche Eselsbrücken und Lernhilfen auszudenken. Die Konzentrationsfähigkeit wird zum Beispiel mit Zungenbrechern besonders gefordert.

Mit Gedichten die Sinne anregen: Mehr als nur Sprachförderung

Sprachförderung findet im Kindergarten nicht nur über trockene Übungen statt. Der Spracherwerb muss den Kindern Spaß machen. Erzieher und pädagogische Fachkräfte wissen sehr gut, dass Aufgaben ohne einen gewissen Spaßfaktor wenig Anklang bei den Kindern finden. Aus diesem Grund kann es hilfreich sein, mit den Übungen die verschiedenen Sinne der Kinder anzusprechen.

Kinder wollen ihre Umgebung in ihrer ganzen Vielfalt wahrnehmen. Das bedeutet, dass sie sie riechen, hören, schmecken, fühlen und sehen wollen. Die Sinne können auch für das Erleben von Texten und Gedichten genutzt werden. Geht es in einem Gedicht um den Herbst und die bunten Blätter, kann ein solches buntes Blatt herumgereicht, ertastet und beschnuppert werden. Geht es um die süßen Plätzchen zu Weihnachten können diese sogar probiert und bewusst geschmeckt werden.

So wird der Alltag im Kindergarten und vor allem der Umgang mit Gedichten interaktiv. Je mehr die Kinder in das Geschehen miteinbezogen werden, desto mehr Freude empfinden sie an der Aktivität. Die Entfaltung der Sinne spielt als Bildungsbereich eine ebenso wichtige Rolle wie der Spracherwerb und der Ausbau des Wortschatzes. Der Bezug zu ihren Sinnen sowie die Verbindung zu einer Melodie liefern den Kindern wichtige Sprachanregungen.

Gedichte zur Sprachförderung: Jahreszeiten und Anlässe

Erzieher und pädagogische Fachkräfte sind meist bemüht, mit den Aktivitäten im Kindergarten einen aktuellen Bezug zu Jahreszeiten und konkreten Anlässen herzustellen. Die Sprachförderung wird so mit Bildungselementen verbunden. Ähnlich wie in der Schule erfahren die Kinder mehr über Natur, Kultur und ihre Umwelt. Kleinkinder erfüllen meist noch nicht die Voraussetzungen, um viele Informationen dieser Art zu verarbeiten. Kinder, die bald in die Schule kommen, sollten jedoch schon einen gewissen Wissensstand mitbringen.

Nicht nur der Schuleintritt als weiterer Schritt in der Entwicklung gibt einen Grund zur Weiterbildung der Kinder. Auch Kleinkinder haben viele Fragen zu ihrem Umfeld. Sowohl Spiele als auch Geschichten liefern ihnen Antworten. So wie Gedichte bringen sie ihnen neue Begriffe bei und steigern ihre Kompetenz zur Artikulation. Wichtig für Erzieher ist die Berücksichtigung der Muttersprache der Kinder. Durch Geschichten und Gedichte lernen auch die Kinder, die zu Hause in einer Fremdsprache kommunizieren, die Sprache kennen.

Gedichte zur Sprachförderung für Frühling und Sommer

Jeder Jahresabschnitt bringt neue Ereignisse und Besonderheiten für die Kinder mit sich. Im Frühling stehen sowohl das Osterfest wie auch Mutter- und Vatertag an. Gerade die Kinder mit einem Migrationshintergrund, kennen die Feste aus der regionalen Kultur oder Religion häufig nicht genau. Für sie ist eine Beschreibung der Feierlichkeiten sehr interessant. Generell ist es für alle Kinder spannend, mehr über die Hintergründe und Geschichte der Feste und Ereignisse zu erfahren.

Neben Geschichten aus vergangenen Zeiten können auch Gedichte gut in die Erklärungen eingebaut werden. Geht es zum Beispiel um das Osterfest, finden sich viele passende Texte, die den Kindern Freude bereiten.

Ein Beispiel für ein solches Gedicht lieferte der Dichter Victor Blüthgen:

Osterhas, Osterhas,
Leg uns recht viel Eier ins Gras,
Trag sie in die Hecken,
Tu sie nicht verstecken,
Leg uns lauter rechte,
Leg uns keine schlechte,
Lauter bunte, unten und oben,
Dann wollen wir dich bis Pfingsten loben!

Auch der Mutter- und der Vatertag sind nicht in allen Kulturkreisen bekannt. In Deutschland bieten die beiden Tage jedoch eine gute Gelegenheit, um passende Bastelaktionen und Geschichten im Kindergarten zu thematisieren. Die Eltern der Kinder freuen sich, wenn sie von ihren Kindern eine selbst gebastelte Karte erhalten.

Sie sind zudem stolz, wenn darauf ein liebevolles Gedicht zu lesen ist:

Heute ist ein froher Tag,
heute ist ja Muttertag.
Blumen blühen, Vögel singen,
Kinder jubeln, tanzen, springen.
Alle wollen groß und klein
heut’ bei ihrer Mutter sein.

Gedichte zum Muttertag
Gedichte sind sehr beliebt um der Mutter wunderschöne Zeilen der Zuneigung zu verinnerlichen © Bublyk Tamara – Shutterstock

Auf diese Weise dienen Gedichte nicht nur als Mittel, um die sprachliche und inhaltliche Bildung der Kinder voranzutreiben. Sie können kulturelle Anlässe veranschaulichen und dienen als schöne Ergänzung des Lehrmaterials. Erzieher zeigen den Kindern außerdem, wie sie ihren Eltern eine Freude bereiten können.

Verabschiedung aus dem Kindergarten: Reimwörter für Vorschulkinder

Nach dem Frühling kommt der Sommer. So ändern sich auch die Themen der Aktionen in der Kita. Häufig ist der Sommer sowohl mit den Ferien und den Reisen der Kinder verbunden als auch mit dem Abschied in die Schule. Ein großer Teil der Kindergartengruppe verlässt das Haus, um in die Schule zu gehen. Das ist für die Kinder sehr aufregend und bietet verschiedene thematische Ansätze:

  • Freude auf den neuen Lebensabschnitt vermitteln
  • Mut machen für neue Herausforderungen
  • Den Abschied erleichtern

Als herzliche Geste können Erzieher den Kindern zum Abschied ein passendes Gedicht zum Thema Schulstart und Neubeginn mit auf den Weg geben. In dem Gedicht kann es zum Beispiel um das Lernen des Alphabets gehen. Außerdem können die pädagogischen Fachkräfte den Kindern Mut machen. Sie können den Kindern erklären, dass sie in der Schule neue Freunde finden und Rechnen und Schreiben lernen werden. Der Schulstart bedeutet für die Kinder, dass sie bereits größer und selbstständiger geworden sind. Auch das können Sie in ein Abschiedsgedicht einflechten.

Gedichte zur Sprachförderung im Herbst und Winter

Wenn das Ende eines Jahres näher rückt, wird schnell das Thema Weihnachten relevant. Zuvor bringt aber auch der Herbst als Motto viele schöne Ideen für Gedichte, Zungenbrecher und Bastelaktionen mit sich.

Bunte Wälder und auch das Erntedankfest liefern passende Motive. Ein Ausschnitt eines Gedichts von Elke Bräunling zeigt beispielhaft, welche Texte zu dieser Jahreszeit gehören:

Äpfel, Birnen in den Bäumen,
Pflaumen, saftig süß und blau,
und vom Nussbaum fällt ins Grase
Nuss für Nuss. Komm her und schau.

Ist der Herbst vorbei, richtet sich das Programm im Kindergarten und vor allem die Aufmerksamkeit der Kinder schnell auf das Weihnachtsfest. Während die Kinder fleißig Wunschzettel schreiben und Weihnachtskarten basteln, bereiten die Erzieher Texte und Geschichten für die Adventszeit vor. Der Nikolaustag bietet gute Gelegenheit, den Kindern passende Gedichte vorzutragen. Oder die Kinder selbst Gedichte vortragen zu lassen.

Die Geschichte des heiligen Nikolaus ist für die Kinder jedes Jahr aufs Neue spannend. Kinderreime und Gedichte verschönern sie und helfen den Kindern dabei, konzentriert zuhören zu können. Gerade für die Weihnachtszeit sind viele Gedichte bereits weit bekannt. Das gemeinsame Vortragen hat nicht nur die Funktion, dass die Kinder die Weihnachtsgeschichte kennenlernen. Gedichte zu Weihnachten machen den Kindern besonders Spaß und erweitern ihren Wortschatz um einen weiteren Bereich.

Gedichte: Kreative Sprachentwicklung und -förderung

Der Alltag im Kindergarten bleibt für die Kinder spannend, wenn er trotz geregelter Strukturen auch Überraschungen parat hält. Erzieher und pädagogische Fachkräfte lassen sich deshalb immer Neues einfallen. Dazu gehören auch Gedichte, die je nach Anlass unterschiedliche Themen beinhalten. Kinder haben vor allem Spaß an den Texten, wenn sie diese mit ihren Sinnen oder bestimmten Bewegungen verknüpfen können. Die Betreuer der Kinder sollten sich deshalb immer im Voraus überlegen, wie die Gedichte präsentiert werden.

Hierbei ist es auch sinnvoll, auf die jeweilige Stufe der Entwicklung der Kinder zu achten. Während Vorschulkinder schon viel wissen, müssen die jüngeren Kinder erst behutsam an das Thema Gedichte herangetragen werden. Verfolgen Erzieher jedoch einen ganzheitlichen Ansatz – also das Begreifen eines Gedichts mit allen Sinnen – erhalten auch schon Kleinkinder einen Zugang zu Reimwörtern, Melodie und sprachlichen Besonderheiten.

Neben Freude an der Sprache trägt die Vermittlung von Gedichten auch zur Sprachentwicklung und dem Ausbau von Merkfähigkeit und Artikulation bei. Kinder lernen neue Begriffe und die Funktion von Reimen kennen. Auch Kinder, deren Muttersprache eine andere ist, profitieren von Gedichten im Kindergarten. Durch die bildhafte Sprache können sie schnell Zusammenhänge und Satzkonstellationen verstehen. Insgesamt können Gedichte gut mit aktuellem Bezug zu Jahreszeiten und Festtagen vermittelt werden. Ostern, Weihnachten und auch Mutter- oder Vatertag liefern den perfekten Anlass für das Erlernen schöner und kindgerechter Texte.

Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)


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