Musik ist seit jeher ein zentraler Bestandteil der menschlichen Kultur und begleitet uns in allen Lebensphasen. Besonders für die kindliche Entwicklung spielt sie eine herausragende Rolle. Bereits im Mutterleib nehmen Babys Geräusche und Rhythmen wahr und spätestens sobald sie auf der Welt sind, reagieren sie auf verschiedene Musikklänge.
Die positiven Auswirkungen von Musik auf die kindliche Entwicklung sind vielfältig und umfassend. Daher sollte sie schon früh in den Alltag integriert werden. Das Vorsingen von Liedern, Kinderreimen und Fingerspielen kann bereits im Babyalter begonnen werden. Trommeln oder Rasseln wecken die Neugier und ermöglichen es Kindern, selbst erste Erfahrungen mit Instrumenten zu sammeln.
Bereits im Alter von neun Monaten reagieren Babys auf die Veränderung von Tempo und Tonhöhe. Ab dem dritten Lebensjahr etwa entwickelt sich ein Rhythmusgefühl und das Gedächtnis der Kleinen kann sich auch leichte Tonfolgen merken. Die Berührung in Form musikalischer Früherziehung sollte auf jeden Fall in spielerischer Form stattfinden, um sich positiv auf die verschiedenen Entwicklungsaspekte auszuwirken.
Musik und Sprache haben enge Verbindungen. Der Einsatz von Liedern in der Kita unterstützt die Sprachförderung. Das hängt damit zusammen, dass musikalische Prozesse und sprachliche Syntax auf ähnliche Weise in vergleichbaren Hirnarealen verarbeitet werden.
Rhythmus, Melodie und Reime unterstützen zudem das phonologische Bewusstsein, das für den Spracherwerb von zentraler Bedeutung ist. Sprachmelodie und Sprachrhythmus können beim Singen besser erlernt werden und zudem wächst das Verständnis für Wortbedeutungen und den Satzbau.
Musik regt verschiedene Bereiche des Gehirns an und fördert so die kognitive Entwicklung von Kindern. Die neuronale Vernetzung innerhalb des kindlichen Gehirns wird unterstützt und die Verarbeitung von Informationen verbessert.
Eine sechsjährige Langzeitstudie hat gezeigt, dass Musik Kinder intelligenter macht. Durchgeführt wurde sie an Berliner Grundschulen mit und ohne musikalische Förderung. Bereits bei den Erst- und Zweitklässlern konnte die Forschungsgruppe einen gesteigerten IQ mit zunehmender Musikalität feststellen.
Die effektivere Gehirnleistung ist darauf zurückzuführen, dass beim aktiven Musizieren die beiden Gehirnhälften besser miteinander kommunizieren. Die Studie wurde zwar bereits vor fast 30 Jahren beendet, doch sie ist heute noch gültig und wird auch durch internationale Studien, wie die der University of British Columbia in Kanada gestützt.
Kinder, die schon frühzeitig häufig mit Musik in Kontakt kommen und selbst musizieren, weisen oft eine verbesserte Konzentration, Aufmerksamkeitsspanne, Gedächtnisleistung und Problemlösungsfähigkeit auf.
In derselben Studie ging es auch um die soziale Kompetenz und die soziale Reflexionsmöglichkeit. Gemeinsames Musizieren fördert das Miteinander und die sozialen Fähigkeiten von Kindern. Sie lernen beim gemeinsamen Musizieren, wie wichtig es ist, auf andere zu achten und wortwörtlich auf sie zu hören. Dadurch, dass sie sich als fester Teil der Gruppe betrachten, wächst das Zusammengehörigkeitsgefühl schon bei kleineren Kindern.
Doch das ist noch nicht alles. Kinder lernen beim Musizieren außerdem, Initiative zu ergreifen und die Führung zu übernehmen, was wiederum die Zusammenarbeit stärkt. Ob in einem Chor, einer Band oder bei musikalischen Spielen – Kinder lernen was, Teamwork bedeutet, und zwischenmenschliche Beziehungen werden gepflegt. Noch dazu weckt bereits die musikalische Früherziehung Empathie bei Kindern.
Musik ist eine kraftvolle Ausdrucksform für Emotionen. Die Nervenzellen des Gehirns werden stimuliert, was wiederum das Belohnungssystem beeinflusst. Schon Kinder unter zwei Jahren lächeln mehr, wenn sie Lieder hören, weil es sie glücklich macht. Ängste werden abgebaut die Kinder begegnen Herausforderungen gelassener.
Kinder können durch Musik jedoch auch lernen, ihre Gefühle auszudrücken und sie besser zu verstehen. Sie wirkt zudem beruhigend und hilft, Stress abzubauen und emotionale Regulation zu fördern. Ruhige und sanfte Klänge wirken meditativ und lassen viele Kinder leichter in einen entspannten Zustand und in den Schlaf finden.
Ganz gleich, ob innerhalb der Gruppe gesungen oder mit einfachen Instrumenten musiziert wird, es hat einen positiven Effekt auf die motorische Entwicklung. Vor allem die sensomotorischen Fähigkeiten, also die Verbindung von Bewegung mit der Wahrnehmung durch verschiedene Sinne, werden angesprochen.
Das Spielen von Musikinstrumenten erfordert eine präzise Koordination der Hände und Finger. Dies trägt zur Entwicklung der Feinmotorik bei und verbessert die Fingerfertigkeit, was sich auch auf andere Bereiche des Lebens auswirken kann, wie zum Beispiel das Schreibenlernen. Bei der Wahl der Instrumente gilt es, auf das Alter der Kinder zu achten.
Andere Instrumente wie Schlagzeuge oder Gitarren gibt es je nach Alter in verschiedenen Größen.
Musik ist in jeder Kultur einzigartig und spiegelt die Identität und Traditionen einer Gesellschaft wider. Durch das Erlernen von Musik aus verschiedenen Kulturen entwickeln Kinder ein breiteres kulturelles Bewusstsein und eine Wertschätzung für kulturelle Vielfalt. Das ist ein wichtiger Schritt, wenn es um das Thema Toleranz, Integration und Inklusion geht.
Musik kann als wortlose Weltsprache gesehen werden, die universell ist und von allen Menschen gleichermaßen gesprochen wird. Durch sie besteht die einmalige Chance, Menschen jeden Alters und jeder Herkunft zu verbinden. Selbst wenn der Text nicht verstanden wird, kann die Melodie Emotionen wecken. Verstehen Flüchtlingskinder beispielsweise die Sprache nicht, können sie dennoch mitklatschen und somit Teil der Gemeinschaft werden.
Musik ermutigt Kinder, ihre kreativen Fähigkeiten auszudrücken und ihre Vorstellungskraft zu entfalten. Sie können ihre eigenen Melodien komponieren, Geschichten dazu erzählen oder Tanzbewegungen erfinden, um ihre Kreativität zum Ausdruck zu bringen.
Kinder, die Musik machen oder singen, gewinnen an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Die Möglichkeit, sich durch Musik auszudrücken und von anderen gehört und geschätzt zu werden, stärkt das Selbstwertgefühl und fördert ein positives Selbstbild. Ruhigere und schüchterne Kinder werden durch sie möglicherweise ermutigt, etwas mehr aus sich herauszukommen und trauen sich dadurch mehr zu.
Musik kann auch auf andere Lernbereiche übertragen werden. Kinder, die viel mit ihr in Berührung sind, entwickeln oft eine bessere Lernfähigkeit. Die Gehirnleistung wird durch Musik angeregt, weswegen neue Fähigkeiten und Wissen schneller aufgenommen und wieder abgerufen werden können.
In diesem Zusammenhang wird gerne vom Mozart-Effekt gesprochen, der jedoch umstritten ist. Was allerdings eindeutig ist, ist, dass fröhliche Kompositionen sich positiv auf den Geist auswirkt und motivierend wirkt. Das wiederum erleichtert das Lernen.
Die Vorteile von musikalischer Erziehung in der frühen Kindheit reichen bis ins Erwachsenenalter. Studien haben gezeigt, dass musikalisch geförderte Kinder in der Regel bessere schulische Leistungen erzielen, Stress besser bewältigen können und in späteren Lebensphasen ein erhöhtes Interesse an Kultur und Kunst haben.
Insgesamt ist Musik ein kraftvolles Werkzeug, das einen positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung hat. Eltern, Erzieher und Gesellschaft sollten sich dessen bewusst sein und die musikalische Erziehung und Teilhabe in der frühen Kindheit fördern.
Ob durch das Hören verschiedener Stile, das Singen von Kinderliedern, das Erlernen eines Musikinstruments oder das gemeinsame Musizieren in der Familie oder der Schule – es gibt viele Möglichkeiten, Kindern den Zugang zu ihr zu ermöglichen und ihre Entwicklung ganzheitlich zu unterstützen. Die Förderung von Musik in der Kindheit legt den Grundstein für lebenslange Vorteile und bereichert das Leben eines jeden Kindes.
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)