In allen Kindertagesstätten wird gebastelt, was das Zeug hält. Kurzum: Das Basteln ist fester Bestandteil im Kita-Alltag. Vor allem bei schlechtem Wetter bietet die kreative Beschäftigung eine gute Alternative zum Spielen an der frischen Luft. Doch der Bastelspaß lässt sich auch im Sinne der ökologischen Bildung einsetzen – in Form von Upcycling. Dabei haucht man ausgedienten Materialien und vermeintlichem Abfall neues Leben ein. Klingt spannend – und ist es auch!
Upcycling beschreibt die stoffliche Aufwertung von Materialien und Produkten. Sprich: Ausgediente und ungeliebte Gegenstände bekommen durch Upcycling ein neues Leben. Fernab von ihrem ursprünglichen Nutzen. Im Gegensatz zum Recycling wird ein Rohstoff nicht nur wiederverwendet und -verwertet, sondern aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet.
Zentraler Bestandteil des Upcyclings ist es, neue Verwendungszwecke zu entdecken. Potenzieller Müll landet somit nicht auf dem Müllberg oder in der Tonne, sondern erhält eine zweite Chance. Dabei verwandeln sich die Abfallmaterialien in Deko-Objekte, Gegenstände des Alltags oder Spielsachen. Selbst bei der Einrichtung der Kindertagesstätte ist Upcycling eine tolle Möglichkeit, mehr Nachhaltigkeit zu leben. So können zum Beispiel Möbel aus Paletten gestaltet und Lampenschirme selbst gebastelt werden. Sogar ausrangierte Gummistiefel lassen sich in Blumentöpfe verwandeln, während Kronkorken ein tolles Windspiel abgeben.
Durch das Recyclingbasteln lernen Kinder im Kindergarten eine wichtige Sache: Sie begreifen, dass augenscheinlicher Müll nicht immer wertlos sein muss. Somit ist es für die Kinder leichter, eine neue Perspektive einzunehmen. Die kreativen Anregungen für die Aufwertung schaffen bei den Jungen und Mädchen ein erstes Verständnis für die Nachhaltigkeit. Diese Kompetenz hilft ihnen nicht nur in der Grundschule, sondern auch im späteren Leben weiter. In diesem Zusammenhang haben Erzieher auch die Möglichkeit, das Thema Umgang mit Müll, speziell der Mülltrennung und der Müllvermeidung anzusprechen. So verstehen die Kinder, welche Materialien verrotten und welche sich gewinnbringend wiederverwenden lassen.
Wer im Kindergarten zusammen mit den Kids basteln möchte, kann aus einer Vielzahl von Alltagsmaterialien auswählen. Egal ob Kunststoff, Aluminium, Glas oder Kronkorken – es ist sinnvoll, eine Kiste mit wiederverwertbarem Material anzulegen. Dadurch stellen Sie sicher, dass alle Kinder einer Gruppe beim Basteln genügend Rohstoffe haben. Selbst das Sammeln von Stoffen, Kork, Getränkekartons und Klopapierrollen ist zweckmäßig. Reichen die gesammelten Güter am Ende nicht für alle Kinder, fragen Sie diese, ob sie die jeweiligen Produkte von zu Hause mitbringen können.
Für Upcycling-Projekte in der Kindertagesstätte lassen sich vor allem Plastikflaschen ideal nutzen. Sie sind nicht schwer aufzutreiben und bieten ein großes Potenzial für die Wiederverwendung. Bevor der Bastelspaß beginnt, ist es von Vorteil, die Flaschen gründlich auszuspülen und zu reinigen. Beim Basteln mit Plastikflaschen erfahren die Kinder auf spielerische Art und Weise etwas über das Upcycling.
Für das erste Projekt benötigt man Plastikflaschen, deren Öffnung groß genug für Münzen ist. Diese Flaschen verwandeln sich nämlich im Handumdrehen in ein Sparschwein. Damit dieses etwas standfester ist, sollte man das Behältnis auf einen Marmeladendeckel aufkleben. Erzieherinnen und Erzieher übernehmen anschließend die Aufgabe, einen Schlitz in die Oberseite der Plastikflaschen zu ritzen. Durch diesen können die Kinder später das Geld einwerfen und so ihr erstes eigenes kleines Vermögen anhäufen.
Die Kinder dürfen anschließend ihre Kreativität nutzen, um die Sparschweine zu gestalten. Dabei ist das Basteln von „richtigen“ Sparschweinen ebenso möglich, wie das Designen von Bienen oder das bunte Anmalen nach individuellem Geschmack. Sollen sich die Plastikflaschen in kleine Schweinchen verwandeln, lässt sich das Gesicht direkt auf die Flasche malen. Die Ohren und den Ringelschwanz bastelt man zum Beispiel aus Papier und klebt sie anschließend auf. Plastikflaschen, die so upgecycelt sind, zeigen den Kindern, wie man Produkte im Sinne der Nachhaltigkeit umgestalten kann.
Eine weitere Idee, um Plastikflaschen ein zweites Leben zu schenken, sind selbst gebastelte Sanduhren. Sinnvoll ist dieses Projekt vor allem für Vorschulkinder, die bald in die Grundschule kommen. Hierfür brauchen die Jungen und Mädchen jeweils zwei identische Flaschen. Die Behälter müssen unbedingt gleich sein, damit das Gebilde am Ende stabil steht und der Sand ohne Probleme durch die Öffnung fließen kann.
Außerdem benötigen Sie folgende Dinge:
Im ersten Arbeitsschritt dürfen die Kinder die Deckel abschrauben. Anschließend kleben sie diese mit der Oberseite zusammen. Dieser Doppeldeckel kommt anschließend auf ein dickes Stück Pappe. Mit Hilfe des Nagels und des Hammers wird nun ein Loch in die Mitte des Deckels geschlagen. Je nach Alter der Kinder sollten die Erzieher diese ersten zwei Arbeitsschritt übernehmen. Anderenfalls verletzen sich die Kinder womöglich. Bei jüngeren Kindern ist es daher sinnvoll, die Deckel vor dem Bastelspaß in der Kindertagesstätte vorzubereiten.
Jetzt ist die Aktivität der Kindergartenkinder gefragt. Sie müssen den Sand sieben und in eine der beiden Plastikflaschen füllen. Anschließend kommt der Doppeldeckel auf die Plastikflasche, die mit Sand gefüllt ist. Die andere Flasche schraubt man anschließend auch fest. Nun können die kleinen Bastler prüfen, ob der Sand von der einen, in die andere Kammer läuft. Ist dies der Fall, stoppen die Erzieher die Zeit, die der Sand dafür benötigt. So erfahren die Kinder etwas über den Bildungsbereich und das Entwicklungsziel Zeit und erfahren, wie sie zum Beispiel beim Zähneputzen die Zeit messen können.
Greifen die Lehrer in der Grundschule dieses Thema auf, verfügen die Kinder schon über Grundlagenwissen. Sobald die Menge des eingefüllten Sandes passt, umwickelt man den Deckel noch mit dem Tape. Das sorgt für zusätzliche Stabilität. Nun kommt der kreative Teil: Die Kinder gestalten ihre Sanduhren nach ihren individuellen Vorstellungen. Sie dürfen Krimskrams, wie buntes Papier, Stoff oder Kronkorken, aufkleben oder direkt auf die Flaschen malen.
Neben Plastikflaschen gibt es noch andere wiederverwertbare Abfallmaterialien, die man oft übersieht – so zum Beispiel Klopapierrollen. Hiervon gibt es mehr als genug und dennoch landen sie meistens unachtsam im Müll. Im Rahmen des Upcyclings im Kindergarten lassen sich die Klopapierrollen aber auch hervorragend für den Bastelspaß nutzen. Dabei gibt es zahlreiche Bastelideen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden.
Kleinkinder gestalten unter der Anleitung der pädagogischen Fachkräfte aus den Papprollen zum Beispiel eine Schlange. Dazu darf jedes Kind ein Glied der Schlange bunt anmalen. Hierzu eignen sich vor allem Wachsmalstifte. Anschließend sticht der Erzieher oder die Erzieherin in jede Rolle ein kleines Loch, durch die eine Kordel gezogen wird. Auf diese simple Weise kreieren die Kinder eine Schlange aus Abfall, der sonst im Müll gelandet wäre.
Ältere Kinder haben weit mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Zu Weihnachten verwandeln sich die Klopapierrollen zum Beispiel in Weihnachtsmänner und Schneemänner. Hierzu kann man die Rollen entweder direkt anmalen oder zusätzliches Papier und andere Materialien wie Stoff zur Hilfe nehmen. Doch auch in wärmeren Jahreszeiten sind die Papprollen gute Begleiter für den Bastelspaß. Grün angemalt verwandelt sich die Rolle zum Beispiel zum Blumenstängel, auf dem sich viele tolle Blüten anbringen lassen. Selbst Bienen, Insekten und Vögel kann die Kindergartengruppe aus den Klopapierrollen gestalten. Die Rolle an sich stellt hierbei den Körper dar. Die Flügel von Bienen und Vögeln zeichnen die Kinder auf separates Papier und kleben sie anschließend an. Es gibt unzählige Ideen, wie sich Papprollen zum Basteln verwenden lassen.
Ein weiteres Material, dass sich für das Recyclingbasteln eignet, ist Kork. Da in einer Kindertagesstätte oft nicht viele Korken zu finden sind, haben Erzieher die Aufgabe, diese frühzeitig zu beschaffen. Dazu lassen sich entweder die Eltern einbinden oder Sie fragen in Ihrem privaten Umfeld nach Korken.
Ein kleiner Tipp: Am besten ist es, den Kork vorm Bastelspaß zehn Minuten lang zu kochen. Auf diese Weise ist er geschmeidiger und bricht beim Basteln nicht.
Die Kinder dürfen aus dem Kork anschließend Schlüsselanhänger gestalten. Dazu bemalen sie die Korken mit Acrylfarben. Diese verwandeln sich so zu Insekten wie Bienen oder zu abstrakten Kunstwerken. Anschließend ist die Hilfe der Erzieher gefragt. Eine Schrauböse muss mit den Fingern in die Oberseite des Korks gedrückt werden. Anschließend hilft eine Zange, die Schrauböse bis zum Ende des Gewindes einzudrehen. Schon ist der Schlüsselanhänger fertig.
Das Basteln dieses kleinen Geschenks ist zum Beispiel zum Mutter- oder Vatertag für den Kindergarten eine tolle Überraschung. Passend dazu können Sie die folgende Upcycling-Idee an die Eltern weitergeben: Aus Kork lässt sich im Handumdrehen auch ein Schlüsselbrett gestalten. Die Korken einfach auf ein Brett kleben und kleine Haken eindrehen – schon hat man ein Schlüsselbrett, welches zum Schlüsselanhänger passt. Eine tolle Bastelidee für zu Hause!
Ein weiteres Produkt, dass sich mit wenig Mühe aufwerten lässt, anstatt auf dem Müllberg zu landen, ist eine Schachtel für Eier. Aus den Kartons gestaltet man ohne großen Aufwand eine Vielzahl von Dingen, egal ob bunte Tiere oder Fantasiewesen. Die spitz zulaufenden Teile der Eierkartons verwandeln sich zum Beispiel in Pinguine. Dazu einfach die Aufbewahrungsbox für die Eier zerschneiden und den entsprechenden Teil pinguintypisch in Schwarz und Weiß bemalen. Zum Basteln der Schnäbel und der Füße ist der Rest der Eierkartons geeignet. Diese anschließend gelb anmalen und aufkleben – schon ist der Eierkarton-Pinguin fertig.
Doch auch die Becherchen der Eierkartons müssen nicht auf dem Müll landen. Aus diesen bastelt man zum Beispiel Wale, die den Pinguinen Gesellschaft leisten. Dazu einfach den Becher blau anmalen. Anschließend stechen die Erzieher oben ein Loch ein. Die Kinder dürfen in dieses anschließend blaue Pfeifenreiniger stecken, die die Wasserfontänen darstellen. Aus Papier bastelt die Gruppe anschließend noch den Schwanz und die Flossen. Der Bastelspaß dient auch als Anlass, um über die verschiedenen Tiere zu sprechen. Somit decken Erzieher ganz nebenbei den Bildungsbereich und das Entwicklungsziel der Tierwelt ab. Bei einem Kulturfest haben die Kinder anschließend die Möglichkeit, ihre Bastelergebnisse ihren Eltern zu präsentieren. Alternativ lässt sich ein kleiner Flohmarkt veranstalten.
Ein weiteres Abfallmaterial, dass sich zum Recyclingbasteln eignet, ist eine Chipsdose. Wohl nur die wenigsten Kinder glauben, dass sich diese in eine Vogelbeobachtungsstation verwandeln kann. Die Anleitung hierfür ist allerdings sehr simpel. Alles, was man dafür braucht, ist Erdnussbutter, Vogelfutter und eine Schnur zum Aufhängen. Diese befestigt man idealerweise gleich zu Beginn. Geben Sie den Kindern anschließend die Aufgabe, die Chipsdose gleichmäßig mit Erdnussbutter zu bestreichen. Auf diese Grundlage dürfen die Kinder später das Vogelfutter streuen. Nur noch draußen aufhängen, schon ist die Vogelbeobachtungsstation fertig.
Danach darf sich die Gruppe auf die Lauer legen und beobachten, welche Tiere an ihre selbst gebaute Futterstation kommen. Sehen sie neben Vögeln vielleicht auch noch andere Tiere wie Bienen, die im Garten der Kindertagesstätte umherfliegen und -kriechen? Auf Forscherblättern dürfen die Kinder dann malerisch festhalten, welche Tiere sie beobachtet haben. Dieser spielerische Zugang erleichtert ein späteres Gespräch über die heimische Tierwelt.
Es gibt zahlreiche Upcycling-Ideen, die sich im Kita-Alltag umsetzen lassen. Gerade die neuen Medien wie YouTube, Instagram und Pinterest geben Anregungen – auf zeitgenössische Art und Weise. Zum Basteln eignet sich alles, was im Alltag scheinbar aussortiert wird.
Weitere Ideen auf einen Blick:
Doch Upcycling bietet nicht nur bei Abfall und Recycling-Material Raum für Kreativität. Auch Naturprodukte sind toll zum Verbasteln.
Neben Abfall und Produkten, die normalweise auf dem Müll landen würden, bieten auch Materialien, die man in der Natur findet, eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten für das Upcycling. Die benötigten Rohstoffe können Erzieherinnen und Erzieher gemeinsam mit der Gruppe zum Beispiel während eines Waldtages sammeln. Neben Blättern, Ästen und Moosen dürfen die Kinder auch Kastanien, Eicheln und Tannenzapfen suchen. All diese Forschermaterialien verwandeln sich mit etwas Kreativität in wahre Kunstwerke. Beim späteren Basteln mit diesen Utensilien erhalten die Kinder nicht nur ein Gefühl dafür, wie sich Produkte der Natur anfühlen, sondern lernen auch, was sich daraus alles herstellen lässt. Ganz nebenbei schulen die Kindergartenkinder beim Bastelspaß ihre Feinmotorik.
Findet man bei einem Spaziergang besonders viele Tannenzapfen, können diese für ein Bastelprojekt Verwendung finden. Ohne großen Aufwand gestaltet man aus den Zapfen zusammen mit den Kindern in der Kindertagesstätte eine schwarze Spinne – eine ideale Deko für die Halloween-Zeit. Damit die Spinne am Ende realistischer aussieht, sollte der Zapfen schwarz angemalt werden. Aus schwarzen Pfeifenreinigern basteln die Kinder die Beine der Spinne. Wackelaugen lassen das Gebastelte zum Leben erwecken. Nutzen Sie die Bastelaktion dazu, um ein Gespräch über Insekten einzuleiten. Erklären Sie den Kindern, dass sie zum Beispiel vor Spinnen keine Angst haben müssen, da diese bei uns alle ungefährlich sind.
Auch Steine eignen sich hervorragend für Upcycling-Projekte im Kindergarten. Zum Anmalen sind besonders glatte und große Steine praktisch. Schicken Sie die Kinder während eines Spaziergangs auf Entdeckungstour, um solche Steine ausfindig zu machen. Sind diese gefunden, werden sie zur Leinwand für die Kunstwerke der Jungen und Mädchen.
Besonders gut wirken diese, wenn der Stein eine weiße Grundierung erhält. Anschließend dürfen sich die Kinder mit Acrylfarben und Pinseln austoben. Erzieher können für das Gestalten der Erzählsteine auch ein Thema festlegen. Um den Bildungsbereich und das Entwicklungsziel Wetter anzuschneiden, können Sie den Kindern zum Beispiel die Aufgabe erteilen, verschiedene Wettersituationen zu malen. Das Upcycling mit Naturmaterialien hat also das Potenzial, die Kinder auf verschiedene Themengebiete der Grundschule vorzubereiten.
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)