Bricht das letzte Jahr des Kindergartens an, kommt oft die Frage auf, ob die Kinder überhaupt schon bereit für den Übergang in die Schule sind. Dabei verlassen sich Eltern neben der Einschulungsuntersuchung oft auch auf die fachliche Einschätzung von Erziehern. Daher sollten Fachkräfte im Kindergarten wissen, ab wann ein Kind als schulreif gilt. Dabei gilt es verschiedene Kriterien zu berücksichtigen. Zudem haben Erzieher verschiedene Möglichkeiten, um die Kinder gezielt für die Schulreife vorzubereiten.
Um die Schulfähigkeit eines Kindes festzustellen, gibt es keine vorgefertigte Liste. Vielmehr umschreibt der Begriff „Schulfähigkeit“ ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren. Zu diesen zählen:
Herausragende Leistungen in einem der genannten Bereiche bedeuten allerdings nicht, dass ein Kind automatisch die Schulreife erlangt. Jungen und Mädchen, die zum Beispiel schon vor dem Eintritt in die Schule lesen können, gelten nicht ohne weitere Prüfung als schulfähig.
Vor der Einschulung muss eine Untersuchung zeigen, ob auch alle anderen Entwicklungsbereiche der Norm entsprechen. Vielmehr ist also eine durchschnittliche Entwicklung in allen Aspekten wichtig, damit dem Übergang in die Schule gute Chancen garantiert sind. Nur wenn ein Kind als schulreif gilt, kann man davon ausgehen, dass es den Anforderungen der Grundschule gerecht wird.
Wichtige Voraussetzung für das Erlangen der Schulfähigkeit ist eine gesunde körperliche Entwicklung. Dabei ist es nicht nur relevant, den Entwicklungsstand von Größe und Gewicht zu beurteilen. Es gilt außerdem darauf zu achten, dass Augen und Ohren keiner Beeinträchtigung unterliegen.
Deckt man hier eventuelle Einschränkungen nicht auf, können diese später zu Schwierigkeiten beim Lernen in der Schule führen. Außerdem lassen sich auch die motorischen Fähigkeiten heranziehen, um die körperliche Entwicklung zu beurteilen. Um die Motorik eines Kindes einschätzen zu können, haben Erzieher die Möglichkeit, sich folgende Fragen zu stellen:
Kann das Kind
Es handelt sich also um Fertigkeiten, die sich im alltäglichen Miteinander im Kindergarten beobachten lassen. Um die Schulfähigkeit eines Kindes besser abschätzen zu können, lohnt es sich auch, in spielerischen Situationen auf die motorische Entwicklung der Kinder zu achten. Fallen hier Besonderheiten auf, sollten pädagogische Fachkräfte ihre Beobachtungen mit der Familie des Kindes teilen.
Möglich wären Einschränkungen im Hinblick auf die Koordination. Wenn das Kind zum Beispiel immense Schwierigkeiten hat, beim Spielen einen Ball zu fangen, ist das ein Anzeichen für eventuelle motorische Einschränkungen. Es empfiehlt sich, das Gespräch mit den Eltern zu suchen. Körpergefühl und Koordination lassen sich trainieren und Motorik bei Kindern fördern. Gerade im Hinblick auf die Einschulung ist dies von großer Relevanz.
Unter den Bereich der Kognitionen fallen alle geistigen Fähigkeiten. Dazu zählen beispielsweise die Ausdauer beim Problemlösen, das Herstellen von Zusammenhängen, die Wahrnehmung der Sinne und die Konzentrationsfähigkeit. Für diese Kompetenzen gilt es, im Kindergarten den Grundstein zu legen. Kognitive Fertigkeiten stellen ein wichtiges Fundament für die spätere Leistung in der Schule dar und werden daher auch bei der Beurteilung der Schulfähigkeit betrachtet.
Eine klare Aussprache der Wörter zählt hierbei als ebenso wichtige Voraussetzung wie das Zählen bis mindestens zehn. Auch das Gedächtnis kann Aufschluss über den Entwicklungsstand der Kognitionen geben. Kann ein Kind seine Aufmerksamkeit auf verschiedene Aufgaben richten oder hat es im nächsten Moment schon wieder vergessen, worum man es gebeten hat? Fällt es dem Kind leicht, Zusammenhänge herzustellen?
Sind die geistigen Fähigkeiten normal entwickelt, sollte ein Kind, welches vor der Einschulung steht, auch dazu in der Lage sein, Regeln zu begreifen. Ohne diese Kompetenz sehen sich die Kinder bei einem Schultag mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Ebenso ist die Fähigkeit, sich selbstständig konzentriert zu beschäftigen, im Unterricht unerlässlich. Dabei sollte ein Schulkind in der Lage sein, für circa 15 bis 20 Minuten fokussiert bei der Sache zu bleiben.
Nicht nur die körperliche und geistige Entwicklung ist relevant, wenn es um die Beurteilung der Schulreife geht. Auch soziale und emotionale Kompetenzen lassen sich dabei analysieren. Zum einen ist es hierbei wichtig, den Umgang mit anderen Gruppenmitgliedern einzuschätzen. Hierbei verlassen sich auch die Eltern auf die Einschätzung der Erzieher. Denn die sozialen Kompetenzen der Kinder können in unterschiedlichen Lebensbereichen variabel ausgeprägt sein. Geht es um den Umgang mit Gleichaltrigen, sind Erzieher des Kindergartens daher eine wichtige Informationsquelle.
Von Interesse ist es hier nicht nur, zu beurteilen, wie viele Freundschaften die Kinder untereinander pflegen. Vor allem die Fähigkeit, Konflikte zu bewältigen, gibt Auskunft über die sozialen Kompetenzen der Kinder. Zudem sollte auch das Durchsetzungsvermögen in der Gruppe Beachtung finden. Dabei gibt auch der Umgangston beim Spielen Aufschluss darüber, wie gut ein baldiges Schulkind mit anderen interagieren kann. Nur wenn die Jungen und Mädchen Respekt im Umgang miteinander zeigen, kann die Bewertung der emotionalen und sozialen Kompetenz positiv ausfallen.
Das Fachurteil von Erzieher des Kindergartens allein genügt nicht, um die Schulfähigkeit festzustellen. Unerlässlich ist daher auch die Einschulungsuntersuchung, die von einem Arzt durchgeführt wird. Dabei vergleicht dieser seine Wahrnehmung der individuellen Kompetenzen des Kindes mit dem Entwicklungsstand des Durchschnitts. Ziel ist es, herauszufinden, ob ein Kind alle Voraussetzungen für das erfolgreiche Bestehen in der Schule mitbringt.
Ob der Kindergarten die Untersuchungsergebnisse erfährt, dürfen die Eltern entscheiden. Erhalten Erzieher Zugriff auf die Experteneinschätzung, können sie das Ergebnis der Untersuchung mit ihren eigenen Beobachtungen vergleichen. Bei gravierenden Abweichungen von den eigenen Einschätzungen sollten Erzieher Aufmerksamkeit zeigen und das Gespräch mit den Eltern suchen.
Es besteht die Möglichkeit, dass das Kind aufgrund von Aufregung nicht alle Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte. Daher ist es sinnvoll, in einem solchen Fall ein Elterngespräch anzubieten. Erzieher und Erzieherinnen ermöglichen es den Eltern so, ein möglichst realistisches Bild ihrer Zöglinge zu erhalten.
Mit welchem Alter die Einschulung stattfindet, ist in Deutschland gesetzlich geregelt. Dabei dürfen die Bundesländer selbst entscheiden, ab wann sich Kinder einer Schulfähigkeitsuntersuchung unterziehen müssen. Die Einschulung erfolgt in der Regel mit fünf oder sechs Jahren. Dabei ist es sinnvoll, auf sogenannte Stichtage zu achten. Wer vor dem Stichtag den sechsten Geburtstag feiert, muss eingeschult werden und am Unterricht teilnehmen. Alle, die später geboren sind, gelten als sogenannte Kann-Kinder. Das Datum für den Stichtag legen die Bundesländer selbst fest. Dabei gilt die Zeit vom 30. Juni bis zum 30. September meist als entscheidend.
Eine vorzeitige Einschulung ist prinzipiell möglich. Hierzu müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Kinder, die im Bildungsbereich und Entwicklungsziel besonders weit sind, kommen hierfür in Frage. Oft suchen Eltern diesbezüglich auch Rat bei den Erziehern. In einem Elterngespräch können Sie gemeinsam mit den Eltern diskutieren, ob der Übergang in die Grundschule frühzeitig sinnvoll ist. Die Bedürfnisse des Kindes sollten dabei selbstverständlich an erster Stelle stehen. Wird die vorzeitige Einschulung für die beste Lösung gehalten, können Sie die Familie im Anschluss an die Grundschule verweisen. Denn die verfrühte Einschulung müssen die Erziehungsberechtigten bei der Schulleitung beantragen.
Ebenso ermöglichen es Sonderreglungen, ein Kind rückstellen zu lassen. Das bedeutet, dass es verspätet eingeschult wird. Diese Entscheidung müssen die Eltern allerdings ebenso vor der Schulleitung rechtfertigen. Die Aufgabe des Kindergartens liegt hier darin, die rückgestellten Kinder gezielt zu fördern. Es sollte das Ziel sein, alle Kinder auf einen durchschnittlichen Entwicklungsstand zu bringen. Realisieren lässt sich dies zum Beispiel durch das Arbeiten in Kleingruppen oder die spielerische Förderung des Problembereichs. Die Anregung des individuellen Potenzials sollte vor allem bei rückgestellten Kindern im Fokus stehen.
Es ist selbstverständlich, dass die Förderung der Kinder als oberstes Ziel eines Kindergartens gelten sollte. Allerdings ist es sinnvoll, vor allem den baldigen Schulkindern im letzten Jahr des Kindergartens besondere Privilegien und Pflichten zuzuweisen. Gesetzlich vorgeschriebene Vorschulprogramme gibt es nicht. Jede Einrichtung entscheidet selbst, inwieweit „die Großen“ eine Sonderbehandlung erfahren. Dennoch ist der Begriff des Vorschulkindes in vielen Kindergärten fest verankert.
Werden sich die baldigen Schulkinder ihrer Rolle als älteste Kinder bewusst, kann dies helfen, sie auf die bevorstehende Veränderung vorzubereiten. Dabei können vor allem besondere Aktivitäten dazu beitragen, dass Vorschulkinder lernen, selbstständig zu handeln. Man kann die künftigen Schulkinder beispielsweise in die Zubereitung der gemeinsamen Mahlzeiten aktiv integrieren.
Alternativ kann auch das Beschäftigen mit besonderen Materialien dazu führen, dass sich die Kinder ihrer neuen Rolle bewusstwerden. Zum Beispiel kann man mit der Vorschulgruppe mit Wassermalfarben arbeiten. Diese finden auch im Kunstunterricht der Schule häufig Verwendung. Gleichzeitig erleichtert man so auch den Übergang, da die Kinder in der Klasse Bekanntes aus dem Kindergarten wiedererkennen.
Um den Übertritt in die Schule zudem zu erleichtern, sollten Erzieher frühzeitig Kontakt zur Grundschule aufnehmen. Gegebenenfalls lässt sich ein Besuch der neuen Umgebung organisieren. Eingewöhnungsmodelle sind nämlich nicht nur für den Eintritt in die Kita sinnvoll. Immer wenn sich die Kinder mit einer großen Veränderung konfrontiert sehen, ist es ratsam, die Eingewöhnung pädagogisch zu begleiten. Welches Eingewöhnungsmodell für den Übergang in die Grundschule gewählt wird, hängt selbstverständlich auch von der Schulleitung ab. Dennoch können pädagogische Fachkräfte des Kindergartens durch ihr Engagement dazu beitragen, dass die Jungen und Mädchen gut vorbereitet in die Schulzeit starten.
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)