Egal ob Fangen, Ballspielen oder einfach nur Toben – viele körperliche Aktivitäten zählen zu den zeitlosen Spielelieblingen und liebsten Bildungsangeboten vieler Kinder. Denn dabei kommen die Jungen und Mädchen nicht nur ihrem Bewegungsdrang nach, sondern können auch eigene Grenzen austesten. Deshalb stehen klassische und musikalische Bewegungsspiele auch regelmäßig auf der Tagesordnung im Kindergarten. Dabei reicht die Vielzahl an Sportspielen von feinmotorisch anspruchsvollen Fingerspielen bis hin zu kreativen Bewegungsgeschichten.
Spiel und Spaß beim Toben bringt für die Kinder viele gesundheitliche Vorteile mit sich. Es liegt auf der Hand, dass die sportlichen Einheiten sowohl die Fein- als auch die Grobmotorik fördern. Doch auch der Gleichgewichtssinn und die Ausdauer profitieren von der spielerisch verpackten Bewegung.
Zudem wirken sich regelmäßige Bewegungsspiele im Kindergarten positiv auf das Herz-Kreislauf- und das Immunsystem aus. In Zeiten, in denen das Übergewicht auch bei Kindern eine immer präsentere Problematik wird, ist es unverzichtbar, als Erzieherin oder Erzieher die Gruppe gezielt zum Austoben zu motivieren. Dabei zeigen sich Bewegungsspiele als echte Alleskönner, wenn es darum geht, ernährungsbedingten Krankheiten und Bewegungsarmut vorzubeugen.
Doch auch aus psychologischer Perspektive schlummert in den Sportspielen ein großes Potenzial. Wer früh lernt, dass körperliche Aktivität mit jeder Menge Spaß verbunden sein kann, ist dem Sport auch später positiver gesinnt. Damit legen Sie als Erzieherin oder Erzieher bereits im Kindergarten den Grundstein für einen gesunden Lebensstil.
Zudem erlauben die Bewegungsspiele den Kindern, ihren Körper in ganz verschiedenen Bewegungen auszuprobieren und die eigenen Grenzen herauszufinden. Der Sport trägt somit zu einer gesunden und realistischen Selbstwahrnehmung bei und hat zeitgleich das Potenzial, das Selbstbewusstsein der Jungen und Mädchen zu stärken.
Selbst im Bereich der sozialen und emotionalen Kompetenzen lernen Kindergartenkinder durch Bewegungsspiele etwas: Wer in einer Gruppe spielt, muss fair zu seinen Mitspielern sein und sich an Regeln halten – eine wichtige Lektion, auch für das spätere Leben als Schüler.
In vielen Einrichtungen zählen das Turnen und Toben zum festen Programm. Dennoch liegt es an Ihnen als Erzieherin oder Erzieher, gut zu planen, wann Bewegungseinheiten sinnvoll sind. Steht bei den Krippenkindern der Mittagsschlaf kurz bevor, sind anregende körperliche Aktivitäten wenig sinnvoll. Der Morgenkreis hingegen stellt die optimale Möglichkeit dar, die Gruppe durch ein erstes Sportspiel in Schwung zu bringen.
Viele Spiele zählen für Sie als Fachkraft vermutlich zum selbstverständlichen Repertoire. Doch bedenken Sie, dass jüngere Kinder möglicherweise noch nie mit Bewegungsspielen in Kontakt waren. Erklären Sie deshalb die Regeln eines Bewegungsspiels lieber einmal zu oft als einmal zu wenig. Fühlen sich die Kinder durch die Bewegungsabläufe oder Spielregeln überfordert, verlieren sie schon bald den Spaß an der Teilnahme.
Am besten gelingt das Einführen eines neuen Bewegungsspiels, wenn Sie selbst in die Rolle des Vorturners schlüpfen. Machen Sie der Gruppe genau vor, welche Bewegungsabläufe gefragt sind und wie die Übung am Ende aussieht. Außerdem können Sie auch ältere Gruppenmitglieder auffordern, den Kleineren die Spielregeln noch einmal zu erklären. Als Spielleiter übernehmen Sie stets das Anleiten und die Aufsicht der Sportspiele.
Sportspiele sind nicht nur etwas für die älteren Jungen und Mädchen. Bereits Krippenkinder profitieren von einer gezielten motorischen Förderung und haben Spaß daran, erste Bewegungsspiele kennenzulernen. In der Krippe geht es zunächst darum, bereits bekannte Bewegungsabläufe zu stärken und die Entwicklung der Motorik voranzutreiben.
Einfache Fang- und Greifspiele eignen sich zu diesem Zweck ebenso wie simple Ballspiele. Auch Spieleklassiker wie „Hoppe, Hoppe, Reiter“ können die Kleinkinder mit neuen Bewegungsabläufen vertraut machen. In der U6-Gruppe entfalten die Bewegungsspiele im Kindergarten dann ihr volles Potenzial, wenn die Gruppe Spaß an der Bewegung hat.
Koordination, Kraftdosierung, Gleichgewicht und Wahrnehmung – all diese Bereiche werden nun durch die Sporteinheiten gezielt gefördert. Egal ob Fangen, Versteckspiel oder Balancieren auf Turnbänken – der Bewegungsdrang der Kinder lässt sich durch zahlreiche Aktivitäten und Bildungsangeboten im Kindergarten wertvolle in die richtige Richtung lenken.
Anspruchsvollere Bewegungsspiele können Sie hingegen mit Vorschulkindern realisieren. Die Kinder dürfen zum Beispiel eine eigene Bewegungsbaustelle in der Kita gestalten oder bei Bewegungsgeschichten selbst mitentscheiden. Spiele, die sowohl die körperliche als auch die kognitive Entwicklung vorantreiben, sind in diesem Alter ideal.
Viele Spielideen eignen sich zudem, um die Geschicklichkeit und Beweglichkeit der Vorschulkinder zu steigern. Zeigen Sie den Kindern auch Spiele wie „Feuer, Wasser, Blitz“, die üblicherweise in den Sportunterricht der Grundschule integriert sind. So erkennen die Jungen und Mädchen in der Schule einiges aus dem Kindergarten wieder – das gibt ihnen Sicherheit und erleichtert den Übergang in die erste Klasse.
Je nach Jahreszeit lassen sich viele Sportspiele, beispielsweise im Morgenkreis in der Kita, in der Turnhalle oder auch im Freien durchführen. Wichtig ist vor allem immer eines: Ausreichend Platz zum Toben. Natürlich sind zum Beispiel Fingerspiele im Kindergarten leichter in einem geschlossenen Raum durchführbar als turbulente Ballspiele. Im Folgenden finden Sie zahlreiche Ideen und Anregungen für Bewegungsspiele sowohl für drinnen als auch für draußen.
Wer an Sport denkt, dem kommt vermutlich als erstes eine Turnhalle in den Sinn. Tatsächlich verfügen viele Einrichtungen über einen eigens für sportliche Aktivitäten vorgesehenen Raum. Hier dürfen die Kinder über Turnbänke balancieren, wilde Ballgefechte austragen und erste Turnübungen ausprobieren. Der Vorteil: In der Turnhalle kann nichts zu Bruch gehen. Außerdem wissen die Jungen und Mädchen, dass sie im Turnbereich wilder sein dürfen als im Gruppenraum. Diese Atmosphäre ist der perfekte Ort, um Bewegungsspiele durchzuführen.
Um die Kinder mit dem Turnen vertraut zu machen, eignen sich zum Beispiel Spiele mit Reifen. Jüngere Kinder versuchen, von einem Reifen in den nächsten zu hüpfen, ältere dürfen sich schon an den ersten Hoola-Hoop-Versuchen erproben. Auch Übungen wie die „Schubkarre” oder ein einfacher Purzelbaum dürfen bei der Sportstunde ausprobiert werden. Fragen Sie in die Runde, ob ein Kind vielleicht schon in einem Verein für Kinderturnen angemeldet ist. Dann darf es der Gruppe gerne die eine oder andere Übung vormachen – alle anderen turnen nach.
Häufig zählen auch Klettergerüste und Weichbodenmatten zur Turnhallenausrüstung. Je nach Equipment entwerfen Sie hieraus einen Hindernisparcours für die Gruppe, der unterschiedliche Fähigkeiten fördert. Über Turnbänke balancieren, am Klettergerüst hangeln, auf Matten hüpfen – der sportlichen Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Möchten Sie die Kinder bei der Gestaltung eines Parcours miteinbeziehen? Dann nutzen Sie dafür doch eine Bewegungsbaustelle in der Kita. Bei dieser stellen Sie der Gruppe unterschiedliche Hindernisse und Gegenstände zur Verfügung, welche die Jungen und Mädchen dann in Eigenarbeit zu einem Hindernisparcours zusammenbasteln. Dabei ist nicht nur Kreativität gefragt, sondern auch die Fähigkeit, das eigene Können einzuschätzen. Wählen die Kinder zum Beispiel den Abstand zwischen zwei Reifen, über den sie springen möchten, zu groß, darf dieser im nächsten Durchgang verkleinert werden. Nach und nach lernt die Gruppe so, die Schwierigkeit an das eigene Leistungsniveau anzupassen.
Wer eine kleine Bewegungseinheit zwischendurch nutzen möchte, um den Kindergartentag aufzulockern, der kann diese auch einfach in den Stuhlkreis integrieren. Dazu eignen sich zum Beispiel Spieleklassiker wie „Mein rechter, rechter Platz ist leer” oder „Obstsalat”. Sie können die Gruppe aber natürlich auch mit neuen Spielideen im Kreis überraschen.
Das Spiel „Kissenreise” fördert nicht nur die Motorik, sondern schweißt die Kindergartengruppe auch als Team zusammen. Vor dem Spielstart setzen sich alle vor ihrem Stuhl auf den Boden. Dabei sollte nach hinten so viel Platz sein, dass sich die Spieler ohne Probleme nach hinten abstützen können.
Kurz vor den Spielbeginn heben alle Mitspieler ihre Füße in die Luft. Die Hände dürfen als Hilfe zum Ausbalancieren genutzt werden, trotzdem sind bei diesem Spiel die Bauchmuskeln gefragt. Ziel ist es nun, ein Kissen nur mit den Füßen weiterzugeben. Wie viele Runden schafft die Gruppe, bis das Kissen herunterfällt? Zählen Sie gemeinsam mit den Kindern laut mit, um die Motivation anzuspornen.
Für die Krippe ist dieses Spiel mit komplexen Bewegungsabläufen natürlich noch zu schwer. Im Stuhlkreis lassen sich aber zum Beispiel Fingerspiele nutzen, um die Feinmotorik der Kleinsten zu schärfen. Das bekannte Spiel „Zehn kleine Hampelmänner” sorgt schon bei den Kleinkindern für Begeisterung und regt zum Nachmachen an.
Auch einfache Ballspiele eignen sich, um die U3-Gruppe in Schwung zu bringen. Beim „Ball rollen“ setzen sich die Jungen und Mädchen vor ihre Stühle im Kreis auf den Boden. Dabei spreizen alle ihre Beine so weit auseinander, wie es geht. Die Fußspitzen sollten, wenn möglich, die des Nachbarspielers berühren, sodass ein geschlossener Kreis entsteht.
Anschließend wird der Ball im Kreis umher gerollt. Die Mitspieler dürfen dabei selbst entscheiden, zu wem sie ihren Ball rollen möchten. Dieses einfache Spiel nimmt den Kindern mögliche Berührungsängste mit dem Ball und fördert auf spielerische Art und Weise die Zielmotorik.
Bei schönem Wetter bietet es sich an, die Bewegungsspiele an der frischen Luft durchzuführen. Egal ob im Kita-eigenen Außengelände oder auf einem nahe gelegenen Feld – Hauptsache, es ist genug Platz zum Toben. Dabei kommen viele Kinderspiele sogar ganz ohne Material zurecht.
So zum Beispiel das allzeit beliebte Fangenspielen. Wollen Sie ihrer Gruppe etwas Abwechslung bieten? Dann machen Sie die Kinder mit dem Brücken-Fangen vertraut. Dieses Spiel beruht auf dem klassischen Fangen-Prinzip.
Der Unterschied: Wer vom Fänger erwischt wurde, muss zu einer Brücke versteinern. Dazu stellen sich die gefangenen Mitspieler mit offenen Beinen hin. Die anderen Kinder dürfen die Brücke wieder zurück ins Spiel holen, indem sie durch die Beine kriechen. Das Spiel endet, wenn alle Mitspieler zu Brücken versteinert sind. Je nach Gruppengröße ist es sinnvoll, mit mehr als einem Fänger zu spielen.
Auch Ballspiele sind für draußen prima geeignet. Beim Spiel Schweinchen-in-der-Mitte kommen die Kinder so richtig in Schwung. Die Mitspieler finden sich immer zu Dreierteams zusammen. Dabei versuchen die zwei äußeren Spieler sich den Ball zuzuwerfen, ohne dass das dritte Kind diesen erwischt. Das Kind in der Mitte bemüht sich, den Ball zu ergattern. Gelingt dieses Vorhaben, muss sich der Spieler, der den Ball geworfen hat, in das neue Schweinchen verwandeln.
Von der letzten Kindergartenparty sind noch viele Luftballons übrig? Kein Problem – viele Ballspiele lassen sich auch hervorragend mit einem Luftballon spielen. So können die Kinder zum Beispiel probieren, den Luftballon mit Händen und Füßen in der Luft zu halten. Je nach Alter der Kinder ist es möglich, den Schwierigkeitsgrad anzupassen.
Vorschulkinder erhalten beispielsweise die Anweisung, dass sie die Hand nicht benutzen dürfen. Jetzt sind Geschicklichkeit und Kreativität gefragt, um den Luftballon nicht zu Boden segeln zu lassen! Um den Teamgeist zu stärken, ist es auch möglich, zwei Mannschaften gegeneinander antreten zu lassen. Wer schafft es, den Ball am längsten in der Luft zu halten?
Neben den bereits vorgestellten Spielideen gibt es noch weit mehr Möglichkeiten, die Kinder auf kreative Weise zur Bewegung zu animieren. Vor allem Bewegungsmuffel lassen sich durch sogenannte Bewegungsgeschichten häufig in Schwung bringen. Dabei lesen Sie als Erzieherin oder Erzieher eine Geschichte vor, welche dann mit passenden Bewegungen begleitet wird. Handelt die Erzählung beispielsweise von einem hüpfenden Hasen, springt die ganze Gruppe in die Luft.
Bereits in der Kinderkrippe können Sie erste Bewegungsgeschichten etablieren. Dabei sollten die verwendeten Bewegungen einfach und eingängig sein, sodass der Bewegungshergang für die Kinder gut nachvollziehbar ist. Je älter die Kinder sind, desto mehr verschiedene Bewegungen können Sie in eine Geschichte packen. Vorschulkinder dürfen dann Geschichten auch selbst mitgestalten.
Lassen Sie die Jungen und Mädchen selbst entscheiden, welche Bewegungen sie als am besten passend empfinden. Alternativ geben Sie als Spielleiter die Aktionen vor. Möchten Sie nun den Schwierigkeitsgrad anheben, bietet es sich an, das Tempo zu steigern. Wählen Sie einen Satz, in welchem sich zu jedem Wort eine passende Bewegung finden lässt. Je schneller Sie diesen Satz nun vorlesen, desto schneller muss die Gruppe nun hüpfen, sich strecken oder in die Hocke gehen. So entsteht eine lustige Sporteinheit, während die Kinder das Gefühl haben, mit Haut und Haaren in die Geschichte einzutauchen.
Eine Sonderform der Bewegungsgeschichten stellen die musikalischen Bewegungsgeschichten dar. Hier steht die Bewegung zu Rhythmus und Musik im Mittelpunkt. Anstelle der Geschichte geben die Liedtexte die Bewegungsanreize vor. Um die Kinder auf die musikalische Reise einzustimmen, stellen Sie ihnen zunächst erst einmal das Lied vor. Die Kinder dürfen in der ersten Runde frei zur Musik tanzen oder bei einem einfachen Text mitsingen.
Anschließend zeigen Sie der Gruppe, an welcher Stelle welche Bewegung gefragt ist. Nach und nach verbinden die Kinder die Melodie, den Text und die Bewegungsabläufe – eine echte kognitive Herausforderung, die für besonders viel Spaß im Kindergartenalltag sorgt. Gerade diese Freude an der Bewegung ist die Voraussetzung, die Jungen und Mädchen nachhaltig für körperliche Aktivitäten zu begeistern. So lässt sich bereits in jungen Jahren eine effektive Gesundheitsprävention betreiben.
Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)